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© ddp

Wirtschaft: Paragon ist pleite

Autozulieferer kann sich mit Banken nicht einigen

Berlin - Die Pleitewelle bei deutschen Automobilzulieferern trifft das nächste namhafte Unternehmen: Der börsennotierte Automobilzulieferer Paragon ist zahlungsunfähig. Nach monatelangen Verhandlungen mit verschiedenen Banken über eine Refinanzierung, die ohne Ergebnis blieben, kündigte Paragon am Montag an, beim Amtsgericht Paderborn Insolvenz beantragen zu wollen. Das Verfahren soll bereits im Januar/Februar 2010 abgeschlossen sein.

Der Spezialist für Anzeige- und Bediensysteme mit Sitz in Delbrück leidet wegen der Absatzkrise in der Autoindustrie nach eigenen Angaben seit längerem unter Liquiditätsproblemen. Allerdings verzeichnet das Unternehmen nach eigener Darstellung seit einigen Wochen einen deutlich höheren Auftragseingang. „Unsere Restrukturierung greift, aber die Banken werden ihrer Verantwortung für den Mittelstand nicht gerecht“, kommentierte Vorstandschef und Firmeninhaber Klaus Dieter Frers die Situation.

Paragon beschäftigte zuletzt 496 Mitarbeiter. Der Umsatz, der 2007 noch bei 109 Millionen Euro gelegen hatte, brach den Angaben zufolge seit Oktober 2008 massiv ein. „Der konzernweite Umsatzrückgang in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres belief sich auf 39,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr“, teilte Paragon mit. Allein dadurch fehlten dem Unternehmen Deckungsbeiträge in Höhe von 14 Millionen Euro.

Mit dem bewussten Einleiten einer geordneten Insolvenz will der Vorstand nun für eine Bereinigung des Bankenkreises sorgen und eine Planinsolvenz in Eigenverantwortung anstreben. Dabei bleibt das bisherige Management eines Unternehmens vollständig oder weitgehend im Amt und das operative Geschäft kann unter Aufsicht eines vom Insolvenzgericht bestimmten Sachwalters praktisch unverändert fortgesetzt werden.

Vom Insolvenzverfahren unberührt bleiben soll der Sportwagen Artega GT, der seit 2008 am Standort Delbrück in Kleinserie gefertigt wird. Der 75 000 Euro teure Renner, mit dem sich Firmeninhaber Frers einen Traum erfüllt hatte, hat eine Kunststoffkarosserie und wird von einem 300 PS starken VW-Motor angetrieben. Auf der IAA hatte Paragon noch eine Modellvariante mit Rechtslenker vorgestellt. Damit reagierte das Unternehmen auf die starke Nachfrage aus dem asiatischen Raum und aus Großbritannien.

Die Insolvenz von Paragon steht in einer Reihe spektakulärer Unternehmenskrisen in der Autozuliefererindustrie. So wurden in den vergangenen Monaten unter anderem bekannte Namen wie Karmann, Edscha oder Geiger zahlungsunfähig. Insgesamt 70 deutsche Autozulieferer meldeten 2009 schon Insolvenz an, weitere dürften folgen. Verschiedene Branchenexperten sagen der Branche eine düstere Zukunft voraus. Bis Ende 2010 sollen demnach bis zu 50 000 Arbeitsplätze verloren gehen. 30 000 von 340 000 Stellen bei Zulieferern wurden schon im Zuge der Krise gestrichen. mot

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