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Wirtschaft: PC-Kampf der Discounter

Die Einzelhändler unterbieten sich mit preisgünstigen Computern und gehen mit Anzeigen in die Offensive

Berlin (msh/hej). Rechtzeitig zum Start des Weihnachtsgeschäfts ist im deutschen Handel ein Preiskampf bei BilligComputern ausgebrochen. Zu Beginn der Woche startete Media Markt mit einem Personal Computer von Hewlett Packard für 1088 Euro, am Mittwoch folgte Aldi Nord mit einem Medion-PC für 1199 Euro. Auch der Computerversender Dell und der Discounter Plus sind mit eigenen Billig-PC im Rennen. Dabei wird mit harten Bandagen gekämpft. Aldi und Media Markt gehen mit ganzseitigen Zeitungsanzeigen aufeinander los und behaupten, den besseren PC im Angebot zu haben. Nach Ansicht von Computerexperten sollten die Kunden die Angebote genau vergleichen.

Zwei Tage vor dem Verkaufsstart für den neuen Aldi-Computer „Medion Titanium MD 8000 XL" hatte Konkurrent Media Markt am Montag in großformatigen Anzeigen Aldi den Kampf angesagt: Der Media-Markt-PC HP Pavilion A590 „erreichte das beste Testergebnis des Jahres – und ist deutlich preiswerter als der Aldi-Rechner", warb die Metro-Tochter mit Hinweis auf die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „Computerbild“. Tatsächlich bleibt das Media-Markt-Gerät unter dem Aldi-Angebot von 1199 Euro, im aktuellen PC-Vergleich von „Computerbild“ taucht das Media-Markt-Gerät jedoch gar nicht auf. Testsieger ist der Aldi „Medion Titanium", das Media Markt-Gerät „4 MBO E-Media 2512" kommt in diesem Computer-Vergleich nur auf Rang sieben. Den Konter ließ sich Aldi natürlich nicht entgehen. „Lassen Sie sich von anderen nichts vormachen", schrieb Aldi darauf hin in gleichermaßen großen Anzeigen, „den aktuellen Testsieger gibt’s nur bei uns“. Ein genüsslicher Seitenhieb gegen den Media Markt.

Rosinen herausgepickt

„Beide haben Recht“, sagt der Chefredakteur von „Computerbild“, Harald Kuppek. Zwar wurde das Hewlett-Packard-Gerät in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift nicht getestet, aber im Editorial lobend erwähnt. Mit einer Gesamtnote von 1,74 schneidet das Media-Markt-Angebot, das in einer der älteren „Computerbild-Ausgaben“ geprüft worden war, sogar etwas besser ab als der Aldi-Medion (Note: 1,79). Allerdings: „Bis vor kurzem kostete der Hewlett Packard 1249 Euro“, weiß Kuppek. Mit der Preissenkung auf 1088 Euro will der Media Markt offensichtlich Aldi den Schneid abkaufen. „Ein tolles Schnäppchen“, sagt Kuppek, aber mit einem kleinen Schönheitsfehler: „Es gibt nur noch vereinzelt Restgeräte.“

Beide Computer seien miteinander vergleichbar, sagt der Computerexperte. Zwar unterschieden sich die Geräte in der Ausstattung ein wenig, die Qualität sei aber ähnlich. Das verwundert nicht, denn auch der „HP“ wird in Wirklichkeit vom Aldi-Lieferant Medion gebaut, weiß Kuppek.

Ob die Werbeschlacht ein juristisches Nachspiel haben wird, bleibt abzuwarten. Zwar sei es in Deutschland erlaubt, in der Werbung Konkurrenten beim Namen zu nennen, aber: „Die Behauptungen müssen stimmen", sagt der Hauptgeschäftsführer der Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs, Reiner Münker. Buße tun muss Media Markt für seine Werbung aber auf jeden Fall: Weil die Metro-Tochter in ihrer letzten Anzeige mit dem Foto Kuppeks geworben hat, ohne den Journalisten vorher um sein Einverständnis gebeten zu haben, muss der Discounter jetzt einen fünfstelligen Betrag an die Aktion „Ein Herz für Kinder“ überweisen.

Die aggressiven Werber des Media Markts konnten sich auch einen Seitenhieb auf den am 2. Dezember kommenden „Volks-PC“ des Discounters Plus nicht verkneifen. „Der Ervolks-PC jetzt noch billiger“, heißt es in der Anzeige von Media Markt. Dabei wird der Volks-PC nur 999 Euro kosten. „Diese Form von Werbung hat eine neue Dimension erreicht“, sagt Plus-Sprecherin Nicole Dinter. Plus werde im Vorfeld der „Volks-PC“-Einführung ebenfalls in Zeitungen und im Radio werben, ob die Tengelmann-Tochter aber zu ähnlich harten Werbesprüchen greifen wird, sagte sie nicht. Neben Aldi und Media Markt haben derzeit auch andere Händler günstige Computer im Angebot. Der eher auf professionelle Anwender zielende Versender Dell verkauft den „Dimension 4550“ für 1175 Euro, wenn der Kunde den PC im Internet bestellt. Das Gerät verfügt über einen DVD-Brenner und eine sehr gute Grafikkarte, die besonders Spiele-Fans anspricht.

Der „Volks-PC“ von Plus wird dagegen nur 999 Euro kosten und liegt damit unter den Preisen der Konkurrenz. Dafür hat der Computer einen langsameren Prozessor und eine schlechtere Grafikkarte. Der Aldi-PC gilt dagegen als schnell und dank eines hochwertigen Lüfters als besonders leise. Zudem hat Hersteller Medion dem Computer ein schickes Gehäuse verpasst.

Nach Aussage des Computer-Informationsdienstes Heise haben die Kunden bei den Geräten „die Qual der Wahl“. Zwar liegen die Computer in der gleichen Preisklasse, setzen aber in der Ausstattung der Geräte unterschiedliche Schwerpunkte. Wer gerne spielt, sollte den Dell in Erwägung ziehen, wer seine Ohren schonen will den Aldi-PC und wer schon immer seine Urlaubsfotos auf DVD brennen wollte, wählt den Computer von Media Markt. Und wem das alles egal ist, der wartet auf den „Volks-PC“ von Plus, denn der ist am billigsten.

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