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Wirtschaft: Pekinger Empfehlungen für den BDI-Vorsitz

Jürgen Heraeus profiliert sich auf der Asien-Pazifik-Konferenz als Nachfolger von HenkelVON HARALD MAASS PEKING.Auch in der Geschäftswelt zählen Gesten oft mehr als Worte.

Jürgen Heraeus profiliert sich auf der Asien-Pazifik-Konferenz als Nachfolger von HenkelVON HARALD MAASS PEKING.Auch in der Geschäftswelt zählen Gesten oft mehr als Worte.Als Firmenchef Jürgen Heraeus am Montag bei der festlichen Eröffnung des Delegiertenbüros der Deutschen Wirtschaft in Peking ans Rednerpult trat, war eines kaum zu übersehen: Der Mann hat Ambitionen.Nach einer holprigen Rede von Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt, nach einer monotonen Höflichkeitsansprache vom chinesischen Vizeaußenwirtschaftsminister Long Yongtu war es Heraeus, der den Applaus der knapp 800 deutschen Unternehmer erntete.Seine Rede war nicht nur doppelt so lang wie die seiner Vorgänger - sie war auch doppelt so gut. Heraeus hat guten Grund sich zu profilieren.Der 61jährige wird seit einigen Wochen als möglicher Nachfolger von Hans-Olaf Henkel, dem Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), gehandelt.Nach zwei Amtsperioden mit je zwei Jahren läuft Henkels Regentschaft im Herbst aus.Theoretisch ist laut BDI-Satzung noch eine dritte Amtszeit möglich; bisher galt diese Regelung jedoch nur für Ausnahmefälle.Bis zum Ende des Jahres muß der Verband über den Top-Posten entscheiden.Und viele Unternehmer würden die Gelegenheit gerne nutzen, um den unbeliebten Hardliner Henkel aus der Verbandsspitze zu drängen. Auch wenn Heraeus bisher allen Spekulationen über die Henkel-Nachfolge ausweicht, auf der zweitägigen Asien-Pazifik-Konferenz in Peking nutzte er die Chance, sich als möglicher Verbandschef in einem guten Licht zu präsentieren.Schwer fiel ihm das nicht.Der rhetorisch gewandte Heraeus ist Asienexperte.Im Asien-Pazifik Ausschuß der deutschen Wirtschaft ist er Vorsitzender des Arbeitskreises China.Die Bedeutung der Region hat der Familienunternehmer längst erkannt. Daß er auch von der Praxis etwas versteht, hat Heraeus längst bewiesen.Sein Unternehmen, die Heraeus Holding mit Sitz in Hanau, ist in den vergangenen Jahren zu einem führenden internationalen Technologiekonzern mit einem Umsatz von sieben Mrd.DM und 10 000 Mitarbeitern gewachsen.Als der Konzern vor kurzem ein Quarzglaswerk im ostdeutschen Bitterfeld eröffnete, war selbst Bundeskanzler Helmut Kohl unter den Ehrengästen. In privaten Gesprächen auf der Konferenz in Peking machten viele deutsche Unternehmer deutlich, daß Heraeus ihr Wunschkandidat auf den BDI-Posten wäre.Der bisherige Chef Henkel gilt bei vielen als zu undiplomatisch.(Zitat zur Deutschlandpolitik: "Wir brauchen weniger Runde Tische, wir brauchen kantige Entscheidungen!") Die Beziehung zwischen BDI und der Bundesregierung ist in den Augen vieler durch Henkels harsche Art empfindlich gestört.Heraeus, der als Mitglied des BDI-Präsidiums über eine lange Verbandserfahrung verfügt, ist dagegen ein Mann, der moderatere Töne anschlägt und bei Auseinandersetzungen vermitteln kann. Auch in der Frage der BDI-Präsidentschaft will Heraeus einen offenen Konflikt vermeiden.Den Vortritt hat für ihn Henkel.Für den Fall, daß dieser allerdings das Amt abgibt, wäre er nicht abgeneigt, die Führung des Verbandes zu übernehmen, betont Heraeus."Das ist eine Sache, in der man seinen Kopf nicht voreilig rausstreckt."

HARALD MAASS

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