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Wirtschaft: Performance Culture

Hartes Regime bei Infineon

Vor zwei Jahren endete der Boom in der Halbleiterbranche: Der Chiphersteller Infineon musste 5000 Stellen abbauen. Es traf auch viele junge Mitarbeiter. Kurz zuvor waren sie für viel Geld angelockt worden und befanden sich noch in der Probezeit. „Natürlich ist dabei Knowhow für das Unternehmen verloren gegangen“, sagt ein Konzernsprecher. Infineon habe aber darauf geachtet, dass sich der Abbau in innovationsträchtigen Bereichen in Grenzen gehalten habe. Zudem habe es mit 4400 Mitarbeitern Auflösungsverträge gegeben, so dass nicht allzu viele junge Leute hätten ausgesiebt werden müssen. Im April kündigte Infineon an, noch einmal 900 Stellen abzubauen. „Wenn die Konjunktur wieder anzieht, wird Infineon gute Leute wieder teuer einstellen müssen“, sagt Wiegand Kramer von der IG Metall Berlin-Brandenburg. Auch Harald Biedermann, Betriebsratschef am Standort München, erwartet dann einen „gewaltigen Personalengpass“.

Inzwischen müssen sich die Mitarbeiter auf ein neues Klima einstellen: Konzernchef Ulrich Schumacher will eine streng leistungsorientierte Unternehmenskultur etablieren. Ursprünglich sollten Vorgesetzte regelmäßig anhand eines Kriterienkatalogs Beschäftigte identifizieren, die sie für besonders leistungsschwach halten. Diese sollten dann – nach dem Vorbild von US-Firmen wie General Electric – ausgesiebt werden. Der Betriebsrat wehrte sich vehement gegen die Einführung der „Performance Culture“. Seitdem liegt das Programm auf Eis. Jetzt sollen Gesamtbetriebsrat und Konzernleitung über eine Lösung verhandeln. Gewerkschafter Kramer glaubt, dass der Konzern Probleme bei der Rekrutierung von Nachwuchs bekommen wird, falls er das Programm einführt. „Gerade in Deutschland, wo ein häufiger Arbeitsplatzwechsel nicht gut ankommt, ist die Einführung einer Leistungskultur tödlich“, sagte er. Bei den geschassten Mitarbeitern denke jeder potenzielle Arbeitgeber sofort: „Das ist also die Lusche von Infineon.“ nad

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