zum Hauptinhalt
Die Bahn will zum top zehn Arbeitgeber in Deutschland werden.

© dapd

Personalaufstockung: Deutsche Bahn kämpft um Talente

Die Deutsche Bahn wächst, noch in diesem Jahr soll der 300.000 Mitarbeiter eingestellt werden. Mit neuer Strategie und einer Werbekampagne will der Konzern Personal an sich binden.

Das Stichwort „Ausbau der Kinderbetreuung“ ist ein Reizwort in der Politik und ein großes Problem für viele Unternehmen. Sie wollen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern, um Mitarbeiter enger an sich binden zu können. Andreas Kruse denkt noch einen Schritt weiter: „In Zukunft brauchen wir in den Unternehmen wahrscheinlich Tagespflegestätten“, sagt der Altersforscher von der Universität Heidelberg. Im Jahr 2050 wird sich der Anteil der Menschen über 65 Jahren verdoppelt haben und 30 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. Mit gravierenden Folgen für die Unternehmen: Zum einen müssen sie Wege finden, die Leistungsfähigkeit und Motivation der älteren Beschäftigten zu erhalten, zum anderen müssen sie ihren Mitarbeitern Möglichkeiten einräumen, sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern zu können. Ab 2015, so schätzen Experten, wird es in Deutschland einen Mangel an qualifizierten Arbeitnehmern geben.

Auch die Deutsche Bahn beschäftigt sich intensiv mit dem Thema. 8500 neue Mitarbeiter hat sie seit Januar bereits neu eingestellt und noch in diesem Jahr wird die Zahl der Mitarbeiter weltweit auf mehr als 300.000 steigen. Zugleich sind in Deutschland rund 1000 Stellen offen. Gesucht werden Bauingenieure, Elektrotechniker, Maschinenbauer, aber auch Schlosser, Elektriker und Betriebselektroniker. Die Bahn hat sich vorgenommen, einer der top zehn Arbeitgeber in Deutschland zu werden, denn sonst, so fürchtet Personalvorstand Ulrich Weber, wird es ihr in Zukunft nicht mehr gelingen, den Personalbedarf zu decken. Heute sind die 195.306 Bahn-Mitarbeiter in Deutschland im Schnitt bereits 46 Jahre alt.

Gemeinsam mit der Uni Heidelberg hat die Bahn das Pilotprojekt „Clara – clever und aktiv in Richtung Alter“ gestartet. Dazu gehören Gesundheitsinformationen und ein Gesundheitscheck, ein Sportprogramm und kognitives Training. Die Leistungsfähigkeit, sagt Forscher Kruse, lässt sich durch Bildung, Training und Förderung positiv beeinflussen – auch jenseits der 60 und in jeder Bildungsstufe. Hinzu kommt, dass ältere Mitarbeiter Erfahrung und Wissen ansammeln, die wertvoll für ein Unternehmen sind. „In Zukunft werden wir Arbeit flexibler, familienfreundlicher und altersgerechter gestalten müssen“, sagt Personalvorstand Weber.

Demografischer Wandel und Beschäftigungsbedingungen, wie Arbeitszeit- und Schichtmodelle oder langfristige Arbeitszeitkonten, sind auch Thema des Zukunft-Tarifvertrags, den die Bahn seit vergangenem Jahr mit der Eisenbahngewerkschaft EVG verhandelt. Rund 100 Seiten habe das komplexe Werk, sagt Weber. Die nächste Verhandlungsrunde ist am 7. November. Noch 2012 will die Bahn den Vertrag abschließen – bevor dann im kommenden Jahr wieder über Geld gestritten wird. Aber natürlich geht es nicht nur darum, wie Mitarbeiter möglichst lang im Unternehmen gehalten werden können, entscheidend ist auch, junge, gut ausgebildete und damit anspruchsvolle neue Mitarbeiter zu gewinnen.

Früher habe man einfach inseriert, dann seien die Bewerber schon gekommen, sagt Kerstin Wagner, die für die Personalgewinnung zuständig ist. Heute sind die Bewerber anspruchsvoller und besser informiert, zugleich wächst die Konkurrenz unter den Unternehmen um die immer geringere Zahl der Talente. Auch mit neuen Formen der Personalgewinnung und mit einer neuen Werbekampagne will die Bahn versuchen, ihr Image als Arbeitgeber zu verbessern.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false