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Brigitte Ederer wird Personalchefin und damit zuständig für 402.000 Mitarbeiter weltweit.

© dpa

Personalchefin: Siemens wird weiblicher

Konzernchef Peter Löscher holt die zweite Frau in den Vorstand: Die Österreicherin Brigitte Ederer ist ab Juli fürs Personal zuständig.

Berlin - Der Siemens-Vorstand wird noch etwas weiblicher. Mit Brigitte Ederer zieht eine zweite Frau und eine zweite Österreicherin in das oberste Führungsgremium des Technologiekonzerns ein. Ederer soll zum 1. Juli Personalchefin werden und zugleich die Betreuung der Region Europa übernehmen.

Ihr Vorgänger Siegfried Russwurm wird dann Leiter der Industriesparte. Der Grund für die Neuverteilung der Aufgaben im Vorstand: Der bisherige Vorstand der Industriesparte, Heinrich Hiesinger, wird Siemens verlassen und Vorstandschef bei Thyssen-Krupp werden. Die Personalentscheidungen müssen noch vom Aufsichtsrat, der am 9. Juni zu einer außerordentlichen Sitzung zusammentrifft, genehmigt werden. Das dürfte eine reine Formalität sein, denn Gerhard Cromme sitzt sowohl bei Siemens als auch bei Thyssen-Krupp an der Spitze des Kontrollgremiums und steht hinter den Personalentscheidungen.

So macht Siemens-Chef Peter Löscher aus der Not, den Chef seiner umsatzstärksten Sparte zu verlieren, eine Tugend und holt erneut eine Frau in den Vorstand. Siemens ist seit langem der einzige Dax-Konzern mit einer Frau im obersten Management: Barbara Kux verantwortet den Einkauf des Konzerns. Demnächst soll Angelika Dammann bei SAP als Personalchefin in den Vorstand aufrücken. Jetzt kommt Brigitte Ederer bei Siemens hinzu. Künftig ist sie zuständig für weltweit 402 000 Mitarbeiter.

Löscher hatte viel Aufsehen erregt, als er sich vor zwei Jahren darüber mokierte, der weltweit agierende Siemens-Konzern sei in seinen Führungsetagen zu weiß, zu deutsch und zu männlich. Um für mehr Vielfalt (englisch: Diversity) und Internationalität im Management zu sorgen, hatte der Siemens-Chef die 45-jährige Jill Lee aus Singapur zur obersten Diversity- Beauftragten ernannt. Nach knapp eineinhalb Jahren im Amt gab Lee auf. „Sie hat eine wichtige Diskussion im Unternehmen angestoßen und Netzwerke geschaffen“, sagt Birgit Steinborn, stellvertretende Gesamtbetriebsratschefin. Aber Lee habe sich nur auf die oberste Führungsebene konzentriert. „Wenn man Vielfalt im Top-Management haben will, muss man unten anfangen.“ Immerhin habe Löscher einen Kulturwandel im Unternehmen angestoßen, sagt Steinborn, aber der brauche eben seine Zeit. Lees Nachfolgerin steht bereits fest: die 51-jährige Amerikanerin Denice Kronau.

Kronau und der neuen Personalchefin Ederer bleibt viel zu tun – allein was die Zahl der Frauen in Führungspositionen betrifft: Zum Ende des vergangenen Geschäftsjahres waren unter den weltweit rund 49 000 Siemens-Beschäftigten mit Managementfunktionen gerade einmal knapp 13,6 Prozent Frauen. In Deutschland sieht es noch schlechter aus: da waren von gut 17 000 Managern nur 9,5 Prozent weiblich. Immerhin, so betont Siemens, steige die Zahl der weiblichen Führungskräfte kontinuierlich: 2002 habe ihr Anteil weltweit bei 8,7 und in Deutschland sogar nur bei 6,9 Prozent gelegen.

Brigitte Ederer gehört zu den wenigen Frauen, die es nach oben geschafft haben. Derzeit ist sie Vorstandschefin von Siemens Österreich sowie von Zentral- und Osteuropa. In dieser Funktion verantwortet sie einen Umsatz von 9,5 Milliarden Euro und leitet 48 000 Mitarbeiter. Die 54-jährige studierte Volkswirtin war Abgeordnete im österreichischen Nationalrat, später Staatssekretärin für europäische Angelegenheiten im Bundeskanzleramt, dann Bundesgeschäftsführerin der Sozialdemokratischen Partei Österreichs. Bevor sie 2001 in den Vorstand von Siemens Österreich eintrat, war sie Stadträtin für Finanzen, Wirtschaftspolitik und die Wiener Stadtwerke.

Mitarbeiter beschreiben die Österreicherin als diplomatisch und umgänglich. Kürzlich trat Ederer beim Fachkongress WoMenPower in Hannover auf. „Man braucht als Frau einen stärkeren Willen als Männer, um in diese Position zu kommen“, sagte die Vorstandschefin in einer Diskussion, wie die VDI Nachrichten berichteten. „Es ist gut, dass Frau Ederer als Managerin in Österreich so großen Erfolg hatte“, sagt Gesamtbetriebsrätin Steinborn. „Das wird ihre Durchsetzungsfähigkeit sichern.“

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