zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Pharmaindustrie gegen Kopplungsgeschäfte

Berliner Kassenärzte kritisiert BERLIN (dw).Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) hat sogenannte "Koppelgeschäfte" zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin und den Krankenkassen kritisiert.

Berliner Kassenärzte kritisiert

BERLIN (dw).Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) hat sogenannte "Koppelgeschäfte" zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin und den Krankenkassen kritisiert.Dabei handele es sich um eine Vereinbarung, wonach Berliner Ärzte, die ihr Arznei- und Heilmittelbudget unterschreiten, von den Krankenkassen einen Bonus erhalten."Die Ärzte werden nicht nur für ihren persönlichen Einsatz und ihre Leistung bezahlt, sondern ihnen werden umso höhere Einkommen zugestanden, je weniger Arzneimittel sie verordnen", kritisierte Hans Rüdiger Vogel, Vorsitzender und Hauptgeschäftsführer des BPI am Dienstag in Berlin."Überspitzt gesagt: Sie verdienen durch Weglassen bestimmter Therapien." Dies werde das Vertrauen der Patienten zu ihren Ärzten untergraben. Der Druck der Kassen auf die Ärzte, möglichst bei Medikamenten zu sparen, werde immer größer, sagte Vogel.Dies werde noch dadurch verschlimmert, daß die Krankenkassen im sogenannten Arzneiverordnungs-Report zugleich Empfehlungen ausgeben, welche Medikamente überflüssig seien.Diese "Listenmedizin" entspringe dem einseitigen Interesse der Krankenkassen, Kosten einzusparen, habe aber wenig mit unabhängigen Forschungsergebnissen zutun, sagte Vogel.So würden beispielsweise alle schleimlösenden Medikamente in dem Report als verzichtbar dargestellt: Selbst einem Mukoviszidose-Patienten werde geraten, daß das Trinken eines Eimer Wassers denselben Effekt hätte.Solche Ratschläge und der pauschale Verzicht auf schleimlösende Medikamente sei jedoch unseriös."Wir sind der Auffassung, der Arzt muß entscheiden, welches Medikament im Einzelfall angemessen ist." Vogel begrüßte die Entscheidung des Landgerichtes Hamburg, das einigen Krankenkassen untersagt hatte, Listen mit preisgünstigen Ersatzmedikamenten herauszugeben."Spätestens damit gingen die Krankenkassen zu weit", sagte der BPI-Vorsitzende.Die Kassen hätten damit "als Nachfragemonopol unmittelbar in den Wettbewerb der konkurrierenden pharmazeutischen Unternehmen eingegriffen". Der BPI fordere eine einheitliche, prozentuale Selbstbeteiligung für alle Medikamente.Damit werde sichergestellt, daß die Krankenkassen auch bei preiswerten Medikamenten ihren Anteil zahle.Positiver Effekt einer Selbstbeteiligung sei, daß aus dem "Patienten" ein "Kunde" des Arztes werde, was auch zu einer kritischen Überprüfung des Arztes führe.

Zur Startseite