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Philip Morris: Tabakkonzern wirbt für Rauchverbot

Philip Morris kooperiert mehr als viele Wettbewerber mit der Politik. Die neuen Regelungen haben dem Konzern kaum geschadet.

Berlin - „Philip Morris begrüßt das Rauchverbot“, sagt Jacek Olczak. Der Pole führt die Geschäfte des US-Tabakkonzerns in Deutschland und Österreich. Und er sagt viele Sätze wie: „Natürlich gibt es viele Orte, wo sich Rauchen nicht gehört“. Sein Unternehmen betrachte auch die Empfehlungen der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Sabine Bätzing, für ein nationales Präventionsprogramm als einen „wichtigen Schritt auf dem Weg zur Regulierung der Tabakwirtschaft“. Redet da jemand sein eigenes Geschäft kaputt?

Die Eingeständnisse sind Teil der Strategie. Philip Morris kooperiert mehr als viele Wettbewerber mit der Politik. Ob die Taktik aufgeht, lässt sich nicht zweifelsfrei belegen. Aber jetzt, ein Jahr nachdem fast alle Bundesländer Rauchverbote in Restaurants und Gaststätten einführten, hat Olczak Bilanz gezogen und festgestellt: Der Absatz ging hierzulande 2008 um 2,7 Prozent zurück. In Ländern wie Italien und Spanien fiel der Umsatz zu Anfang doppelt so stark, nachdem dort vergleichbare Verbote für die Gastronomie durchgesetzt worden waren.

Die Philip Morris GmbH ist seit 1987 Marktführer auf dem Deutschen Zigarettenmarkt und hat einen Marktanteil von rund 37 Prozent. Die wichtigsten Marken sind „Marlboro“, „L&M“ und „f6“, die im Osten Deutschlands verkauft wird. In Berlin-Neukölln betreibt Philip Morris sein zweitgrößtes europäisches Werk. Dort produzieren rund 1200 Mitarbeiter Zigaretten, die zu 60 Prozent in den Export gehen – bis nach Japan. „Das Werk läuft gut“, sagt Olczak.

Der Gesamtkonzern hatte am Mittwoch einen weltweiten Gewinnanstieg um 14 Prozent auf 6,9 Milliarden Dollar verkündet. Vor allem in Osteuropa und Schwellenländern lief es gut. Der weltweite Umsatz stieg 2008 um 15 Prozent auf 63,6 Milliarden Dollar. Deutschlands Anteil daran schrumpft, also betreibt Olczak Schadensbegrenzung.

Es müsse weiter Räume für Raucher geben. Wenn die Politik wolle, dass die Leute weniger rauchen, sei das in Ordnung. „Wenn man Zigarettenhersteller ganz verbietet, wird aber doch trotzdem geraucht“, sagt er. Schon heute entgingen dem Staat vier Milliarden Euro durch den Import nicht in Deutschland versteuerter Zigaretten, auch durch illegal importierte Tabakwaren, rechnet er vor. „Die Politik muss sich überlegen, wen sie besser kontrollieren kann: Philip Morris oder die vietnamesischen Händler. Unsere Fabrik in Berlin oder eine illegale in den Wäldern der Ukraine“. Ihm ist die staatliche Regulierung durch Rauchverbote offenbar lieber, als dass seiner Branche ganz die Luft ausgeht. 

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