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Wirtschaft: Phoenix-Geschädigte müssen warten

Insolvenzverwalter: Die Gerichtsprozesse werden sich noch Jahre hinziehen

Frankfurt am Main - Anleger, die durch die Pleite und die Betrügereien bei der Anlagefirma Phoenix Kapitaldienst geprellt worden sind, werden noch Jahre auf Zahlungen aus der Insolvenzmasse warten müssen. Selbst einen Abschlag werde es vorab nicht geben, sagte Insolvenzverwalter Frank Schmitt am Mittwoch auf der mit Spannung erwarteten Gläubigerversammlung in Frankfurt und wies damit Forderungen von Anwälten der Anleger zurück. Erst müssten die Ansprüche der Geschädigten und andere wichtige Fragen in einem der größten Anlage-Betrugsfälle der Republik eindeutig geklärt werden. Dazu seien verschiedene Musterprozesse vor dem Bundesgerichtshof nötig. Geklärt werden muss unter anderem, ob ausgezahlte Scheingewinne in Höhe von 100 Millionen Euro wieder zurückgefordert werden und in die Insolvenzmasse fließen können.

Entgegen den Erwartungen erschienen am Mittwoch im Frankfurter Congress Center nur etwa 400 Anleger, die allerdings rund 6700 der rund 31000 Geschädigten aus Deutschland, Frankreich, England und Dänemark vertraten. Angemeldet hatten sich zum ersten Gläubigertreffen rund 2500 Personen. Das Treffen verlief ruhig und ohne nennenswerte Kritik an der Arbeit des Insolvenzverwalters.

Dieser hat eigenen Angaben zufolge bislang rund 231,4Millionen Euro aus dem Vermögen von Phoenix sichergestellt. Dem stehen Zahlungen der Anleger in Höhe von rund 501 Millionen Euro gegenüber. Dazu kommen noch einmal von Phoenix fälschlicherweise angegebene Gewinne aus nie getätigten Termingeschäften in Höhe von rund 300 Millionen Euro. Geld erhofft sich Insolvenzverwalter Schmitt noch aus dem Nachlass des ehemaligen Phoenix-Alleinaktionärs Dieter Breitkreuz, der rund 27 Millionen Euro aus dem Unternehmen herausgezogen haben soll. Er erwägt auch Ansprüche gegen die Wirtschaftsprüfer, die jahrelang nichts von den Betrügereien gemerkt haben wollen und noch für 2003 eine saubere Bilanz testiert hatten. „Den Herren hätten die Vorgänge auffallen müssen“, sagte Schmitt am Mittwoch.

Laut Insolvenzverwalter wurden bei Phoenix erstmals 1997 Kontoauszüge und Unterlagen über angebliche Wertpapiergeschäfte gefälscht. Mindestens seit 1993 habe der Kapitaldienst keinen Gewinn mehr erwirtschaftet. Insgesamt beziffert Schmitt den Verlust auf 58 Millionen Euro. „Die jährlichen Netto-Renditen von 8,7 bis 20,83 Prozent sind spätestens seit 1994 frei erfunden.“

Das angeblich wichtigste Konto von Phoenix bei Man Investment in London (M2540) stellte sich im März als Fiktion heraus, von dem angeblichen Guthaben in Höhe von knapp 810 Millionen Euro war kein Cent vorhanden. Die Insolvenz wurde unumgänglich. Schmitt konnte allerdings vor allem auf Konten der Frankfurter Sparkasse die insgesamt knapp 232 Millionen Euro sicherstellen. Sollte er alle Ansprüche, auch die aus möglichen Musterprozessen, durchbringen, rechnet Schmitt allerdings kaum mit mehr als rund 360 Millionen Euro für die Insolvenzmasse. Weil dies aber noch völlig offen sei, könne er noch keinerlei Aussagen über die mögliche Entschädigungsquote machen, sagte Schmitt den geprellten Anlegern. Die Musterprozesse könnten bis zu fünf Jahre in Anspruch nehmen. Auch die Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen (EdW), die im Einzelfall bis zu 20000 Euro zahlt, will vorerst abwarten.

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