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Phoenix-Pleite: Gläubigerin will Insolvenzplan verhindern

Die 30.000 geprellten Anleger der Betrugsfirma Phoenix Kapitaldienst müssen trotz deutlicher Zustimmung zum Insolvenzplan weiterhin auf Entschädigungszahlungen warten. Eine Gläubigerin versucht das Inkrafttreten zu verhindern.

Frankfurt/Main - Zwar wurde der Plan bei einer Gläubigerversammlung fast einstimmig gebilligt. Doch eine Gläubigerin - dem Vernehmen nach eine niederländische Firma - versucht vor Gericht zu verhindern, dass er in Kraft tritt. Damit verzögert sich nach Expertenmeinung die für diesen Sommer vorgesehene Auszahlung von 200 Millionen Euro - egal, ob die Beschwerde zum Frankfurter Landgericht geht oder ob man eine Rückstellung für die Gläubigerin bildet, die neun bis zwölf Millionen Euro fordert. "Der Zeitpunkt drittes Quartal wird sich nicht halten lassen", sagte Insolvenzverwalter Frank Schmitt nach der Versammlung.

Der Insolvenzplan sieht vor, den Anlegern Nettoeinlagen inklusive der Vermittlungsprovisionen anzurechnen - nicht aber Scheingewinne, die Phoenix durch erfundene Optionsgeschäfte vorgegaukelt hatte. So sollen 200 Millionen der 230 Millionen Euro Insolvenzmasse ausgeschüttet werden, die Gläubiger erhalten auf diese Weise etwa 30 Prozent ihrer Einlagen zurück. "Das ist aus unserer Sicht eine faire Lösung, weil alle Gläubiger gleich behandelt werden", sagte Schmitt. Dem stimmten 99,7 Prozent der etwa 700 Anwesenden zu (Kopfmehrheit). Da diese Anleger und Rechtsanwälte mehr als 10.000 Gläubiger repräsentierten, war auch die so genannte Summenmehrheit nötig, bei der 93,6 Prozent Zustimmung zum Insolvenzplan erzielt wurde.

"Schnelles Geld ist gutes Geld"

Auf weitere Zahlungen können die geprellten Anleger über die Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen (EdW) hoffen. Ein Vertreter der als chronisch unterfinanziert geltenden Institution versicherte während der Versammlung: "Die Finanzierung ist gesichert." Die EdW will demnach Millionenforderungen von Phoenix-Geschädigten über einen Rahmenkredit finanzieren.

Unter anderen hatte Anlegerschützer Klaus Nieding, der über eine Anwaltskooperation mehr als 3000 Phoenix-Anleger vertritt, zuvor für den Insolvenzplan geworben: "Schnelles Geld ist gutes Geld." Die Phoenix-Pleite sei für alle Anleger gleichermaßen ein Unglück, daher müssten alle bei der Verteilung der vorhandenen Mittel Abstriche machen. Nieding betonte: "Wir verzichten nicht auf Schadenersatzansprüche gegen etwaige dritte Schuldner." So ist beim Frankfurter Landgericht bereits eine Schadenersatzklage gegen die Frankfurter Sparkasse (Fraspa) anhängig, bei der viele Phoenix-Konten geführt wurden.

Phoenix Kapitaldienst hatte mit Hilfe gefälschter Unterlagen Wertpapiergeschäfte vorgetäuscht und Anleger seit Anfang der 1990er Jahre um insgesamt gut 600 Millionen Euro geprellt. Der Betrug war Anfang 2005 aufgeflogen, weil nach dem Tod von Firmengründer Dieter Breitkreuz die Geschäftsführung gewechselt hatte. Die Frankfurter Firma musste schließlich Insolvenz anmelden. Zwei Ex-Manager waren im vergangenen Sommer zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. (tso/dpa)

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