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Wirtschaft: Piëchs Lkw-Konzern kommt in Fahrt Volkswagen legt Angebot für MAN vor

Berlin - Volkswagen ist nicht nur dabei, der größte Autohersteller der Welt zu werden, der Konzern geht jetzt auch im Lkw-Geschäft in die Offensive. Am Montag legte VW ein Übernahmeangebot für den Lastwagenkonzern MAN vor.

Berlin - Volkswagen ist nicht nur dabei, der größte Autohersteller der Welt zu werden, der Konzern geht jetzt auch im Lkw-Geschäft in die Offensive. Am Montag legte VW ein Übernahmeangebot für den Lastwagenkonzern MAN vor. Die seit Jahren angestrebte Allianz von Volkswagen, Scania und MAN rückt damit näher. Volkswagen ist bereits an MAN und Scania beteiligt und will – auf Betreiben von Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch – die beiden Nutzfahrzeughersteller unter dem VW-Dach zusammenführen.

Das Duo wäre dann hinter Daimler und vor Volvo/Renault weltweit Nummer zwei der Branche. Daimler verkaufte im vergangenen Jahr 355 300 Lkw, fast doppelt soviel wie Scania und MAN zusammen. Über ausreichend finanziellen Spielraum verfügt Volkswagen: Ende März hatte der Konzern 20 Milliarden Euro in der Kasse.

„Unser Ziel ist ein integrierter Nutzfahrzeug-Konzern“, sagte VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch am Montag auf einer Analystenkonferenz. So klar war die Lkw-Strategie der Wolfsburger bislang nicht formuliert worden. Pötsch bezifferte auch die möglichen Einspareffekte: Allein im Einkauf betrügen die jährlichen Synergien bei MAN und Scania mindestens 200 Millionen Euro.

„Das Nutzfahrzeuggeschäft ist für uns ein hochinteressantes, strategisches Geschäftsfeld. Wir wollen deshalb jetzt den Weg für eine engere Zusammenarbeit zwischen MAN, Scania und Volkswagen ebnen und damit die Voraussetzungen schaffen, um zum Wohle aller Aktionäre Synergien zu heben“, teilte VW-Chef Martin Winterkorn mit.

Volkswagen habe seinen Anteil an den MAN-Stammaktien von 29,9 Prozent auf 30,47 Prozent erhöht, teilte das Unternehmen mit. Pötsch sagte, künftig seien 35 bis 40 Prozent möglich. VW muss den MAN-Aktionären nun ein Pflichtangebot machen. Bei dem schwedischen Lastwagenbauer Scania hält VW bereits die Mehrheit der Stimmrechte (71 Prozent). Den MAN-Aktionären soll spätestens Ende Mai ein konkretes Angebot gemacht werden. Der Preis für ihre Papiere werde voraussichtlich bei etwa 95 Euro pro Stamm- und rund 60 Euro je Vorzugsaktie liegen. Am Montag stiegen MAN-Aktien bis auf 100,25 Euro. Zuletzt lag der Kursgewinn bei 1,5 Prozent. Scania-Aktien schossen an der Börse in Stockholm um bis zu zehn Prozent in die Höhe.

Am Aktienmarkt war eigentlich ein Übernahmeangebot von Scania für MAN erwartet worden. Nun ergreift Volkswagen die Initiative. Bisher war die Kooperation der beiden Lkw-Hersteller schleppend verlaufen. Hinderlich war auch der ungelöste Schmiergeldskandal bei der ehemaligen MAN-Tochter Ferrostaal. Alle beteiligten Unternehmen wollen vor allem bei Einkauf, Entwicklung und Produktion effizienter arbeiten. MAN steht dem Übernahmeangebot von Volkswagen offen gegenüber und will die Pflichtofferte prüfen. Man teile „die Ansicht über die industrielle Logik einer intensiveren Zusammenarbeit“, hieß es in einer Mitteilung. Henrik Mortsiefer

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