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Wirtschaft: Piraten im Kinosaal

Eine neue Studie belegt, wie Filme illegal über das Internet verbreitet werden

Berlin – Zwei Drittel aller Filme, die in den deutschen Kinos laufen, werden auch illegal über Tauschbörsen im Internet verbreitet. Von diesen Raubkopien gelangt ein Drittel sogar schon vor dem Kinostart ins Netz und ein weiteres Drittel am Eröffnungswochenende. Das zeigt eine Studie, die am Dienstag von Vertretern der Filmwirtschaft vorgestellt wurde. Ein Privatinstitut und die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen hatten von November bis März die unerlaubten Verbreitungswege von 165 Filmen untersucht.

Wie schnell ein Streifen im Internet kursiert, hängt oft von den Schutzmaßnahmen der Verleiher ab. Immer öfter starten Kinofilme weltweit zeitgleich, damit keine Raubkopien aus den USA in andere Länder gelangen können, bevor der Streifen dort anläuft. Zu 41 Prozent stammt das Bildmaterial laut der Studie allerdings aus Pressevorführungen oder Versionen für Filmpreis-Jurys.

Die deutsche Filmbranche schätzt ihre Einnahmeverluste im Vorjahr auf bis zu eine Milliarde Euro. Zum Vergleich: Die Kinos nahmen 860 Millionen Euro ein, der DVD- und Videohandel erbrachte 1,7 Milliarden Euro.

Scharfe Vorkehrungen galten zuletzt für Steven Spielbergs „Krieg der Welten“. Nach Tagesspiegel-Recherchen gelangten vorab keine Kopien in deutsche Internet-Tauschbörsen. Am Tag nach dem Filmstart tauchten die ersten jedoch auf.

Um feststellen zu können, woher Kopien stammen, kommen manchmal Kodierungen in Bild und Ton – eine Art Wasserzeichen – zum Einsatz. Das Verfahren vom Fraunhofer-Institut solle „bald breit eingesetzt“ werden, sagte der Geschäftsführer des Verbandes der Filmverleiher, Johannes Klingsporn. Zudem gehe die Kampagne „Raubkopierer sind Verbrecher“ mit Kinospots und Plakaten weiter.

Am häufigsten werden Hollywood-Filme illegal verbreitet (siehe Grafik). Die Autoren der Studie betonen aber, es gehe nicht nur um Kassenschlager: Selbst kleine Produktionen mit weniger als 30 Startkopien seien fast zur Hälfte betroffen. Das Bildmaterial stammt in der Regel nicht aus Deutschland, sondern aus Kinos in den USA oder Osteuropa. Den dazu passenden deutschen Ton nehmen Raubkopierer hier zu Lande auf – zum Beispiel in Autokinos.

Verbands-Chef Klingensporn macht sich keine Illusionen: „Mit der Piraterie ist noch lange nicht Schluss.“

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