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Wirtschaft: Pischetsrieder streicht tausende Stellen

VW-Chef will mit Altersteilzeit und Abfindungen die Belegschaft reduzieren/Gewinn soll steigen

Berlin - Volkswagen will in Deutschland einige tausend Arbeitsplätze abbauen. Der Vorstandsvorsitzende Bernd Pischetsrieder erklärte am Montag auf einer Betriebsversammlung in Wolfsburg, der Konzern müsse die Personalkosten reduzieren. In den deutschen Werken, vor allem in Wolfsburg, habe VW einen Personalüberhang „in einer Größenordnung von mehreren tausend Mitarbeitern“. Es soll keine Kündigungen geben. Der Personalabbau werde durch eine Ausweitung der Altersteilzeit und freiwilliges Ausscheiden gegen eine Abfindungszahlung erfolgen. Abgebaut werden müsse auch für den Fall, dass der neue Geländewagen in Wolfsburg und nicht in Portugal hergestellt wird.

Vergangene Woche hatte ein Produktkomitee unter Leitung des VW-Markenchefs Wolfgang Bernhard empfohlen, den Geländewagen in Portugal zu bauen, weil dort die Fertigung „pro Fahrzeug gut 1000 Euro günstiger als am Alternativstandort Deutschland ist“. Der Betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh sagte auf der Betriebsversammlung, Betriebsrat und Belegschaft seien zu Verhandlungen bereit, „weil wir die schwierigen Rahmenbedingungen und einen sich immer weiter verschärfenden Wettbewerb kennen“. Die Betriebsversammlung wurde von schätzungsweise 8000 VW- Mitarbeitern besucht. Eine Teilnehmerin sagte, sie sei überrascht gewesen, „mit wie wenig Emotionen die Mitarbeiter auf die Ankündigungen Pischetsrieders reagiert haben“. Die Stimmung sei „der Situation angemessen, also gedrückt“ gewesen.

Bevor Pischetsrieder zu den Beschäftigten sprach, hatte Betriebsratschef Osterloh Stellung genommen zu der VW-Affäre, in deren Verlauf sein Vorgänger Klaus Volkert vor zwei Monaten zurückgetreten war. Offenkundig haben Betriebsräte in den vergangenen Jahren ungewöhnlich aufwändige Reisen auf Konzernkosten unternommen und sich womöglich auch die Dienste von Prostituierten bezahlen lassen. „Wer Mist gebaut hat, muss zur Verantwortung gezogen werden und die Konsequenzen tragen, aber es müssen auch diejenigen geschützt werden, die nichts damit zu tun haben“, sagte Osterloh. „Kräfte von außen versuchen, bewusst Belegschaft und Betriebsrat auseinander zu dividieren“, argwöhnte Osterloh. Der neue Betriebsratschef war unlängst selbst in die Schlagzeilen geraten, weil er mit drei weiteren Gästen eine Restaurantrechnung auf Mallorca in Höhe von 1100 Euro erst von VW bezahlen ließ; später zahlten die Restaurantbesucher das Geld zurück.

Nach Vorgaben von VW-Markenvorstand Bernhard soll das Unternehmen in den nächsten drei bis vier Jahren sieben Milliarden Euro sparen, drei Milliarden davon bei Lieferanten. „Wir kommen nicht umhin, auch die Personalkosten zu reduzieren“, sagte Pischetsrieder auf der Betriebsversammlung. „Und zwar entweder durch niedrigere Kosten pro Mitarbeiter, durch weniger Mitarbeiter oder eine Kombination aus beidem.“ Es komme darauf an, Wachstumsmärkte aus deutschen Werken profitabel bedienen zu können. Ähnlich hatte er sich vor einigen Tagen gegenüber Analysten geäußert und dabei sogar das Werk Emden, wo der Passat von 9600 Personen gebaut wird, in Frage gestellt.

Pischetsrieder betonte am Montag „ohne Frage“ brauche das Stammwerk den neuen Geländewagen; derzeit ist das Werk mit der Golf-Fertigung nur zu rund 70 Prozent ausgelastet. Es werde nun weiter verhandelt, um das Auto doch noch nach Wolfsburg zu holen. Bernhard hatte als Ziel ein Einsparvolumen von 850 Euro je Fahrzeug vorgegeben. Der VW-Chef bekräftigte die bisherige Gewinnprognose für 2005. Das Ergebnis vor Steuern werde über dem Vojahresniveau von 1,1 Milliarden Euro liegen.

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