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Wirtschaft: Pischetsrieder verabschiedet sich

Applaus für den ausscheidenden VW-Vorstandschef von der Belegschaft / Betriebsrat warnt Nachfolger

Berlin - Mit großem Applaus hat die VW-Belegschaft am Donnerstag ihren Chef verabschiedet. Auf der letzten Betriebsversammlung in diesem Jahr hatte zuvor der Vorstandsvorsitzende Bernd Pischetsrieder in Anwesenheit seines Nachfolgers Martin Winterkorn Bilanz gezogen; zum 1. Januar übernimmt Winterkorn den Posten an der Spitze von weltweit 330 000 Mitarbeitern. Davon nahmen im Stammwerk Wolfsburg rund 17 000 an der Betriebsversammlung teil. Pischetsrieder dankte den Mitarbeitern für ihr Vertrauen. Volkswagen sei „weltweit ein unverwechselbares Markenzeichen“ und ihn erfülle es „mit Stolz, die Entwicklung von Volkswagen mitgeprägt zu haben“.

Er räumte ein, dass der Konzern in den vergangenen Jahren „durch ein schwieriges Fahrwasser gesteuert werden musste“. Im Sommer 2005 war VW wegen Lust- und Luxusreisen in die Schlagzeilen geraten; Personalvorstand Peter Hartz und Betriebsratschef Klaus Volkert mussten zurücktreten und werden wohl demnächst vor Gericht stehen.

Gravierender für den Konzern, der neben VW auch Audi, Skoda, Seat, Bentley und Bugatti umfasst, sind allerdings die großen Verluste auf dem US-Markt, Schwierigkeiten in China und enorme Überkapazitäten in Westeuropa. Für die sechs westdeutschen Werke war auch deshalb im September ein neuer Tarifvertrag geschlossen worden, der die Beschäftigten zu unbezahlter Mehrarbeit verpflichtet. „Wir haben in diesem Jahr wesentliche Meilensteine bei der Restrukturierung und Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit erreicht“, sagte Pischetsrieder. Aber zum Ziel sei es noch ein weiter Weg. Die Produktivität sei jedoch inzwischen deutlich gestiegen, die Qualität der Autos verbessert und der Materialaufwand verringert worden. Schließlich habe der Konzern in diesem Jahr 20 neue Modelle eingeführt und den Absatz in den ersten elf Monaten um 9,6 Prozent auf 5,2 Millionen Autos erhöht.

Betriebsratschef Bernd Osterloh sagte auf der Versammlung, jeder Mann, der bisher „diesen zugleich großartigen und auch schwierigen Konzern“ geführt habe, „verdient unser aller Respekt“. Er wolle aber keine Laudatio halten, weil es ja „kein Abschied, sondern ein Funktionswechsel ist“. Damit spielte Osterloh auf die Gerüchte an, wonach Pischetsrieder eine herausgehobene Rolle bei dem möglicherweise neu entstehenden Lkw-Konzern um MAN, Scania und die entsprechende VW-Sparte spielen soll.

Osterloh begrüßte Winterkorn mit der Hoffnung, dass er seine Erfolge als Audi-Chef nun auf den gesamten Konzern übertragen möge. Ferner warnte er den neuen Konzernchef, von Tarifvereinbarungen „auch nur einen Millimeter abzurücken oder diese zu torpedieren“.

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