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Unter Verdacht. Prüfer sollen Audi-Modelle in Deutschland genauer unter die Lupe nehmen.

© dpa

Pkw-Abgase: Behörden überprüfen Audi-Software

Die US-Umweltbehörde EPA überprüft eine möglicherweise illegale Software-Funktion in Audi-Modellen.

Die US-Umweltbehörde EPA nimmt eine möglicherweise illegale Software-Funktion in Modellen der VW-Tochter Audi einem Medienbericht zufolge genauer unter die Lupe. In der kommenden Woche müssten hochrangige Techniker des VW-Konzerns bei der EPA antreten, berichtete die „Bild am Sonntag“. Auch das US-Justizministerium hat demnach mehrere Audi-Ingenieure vorgeladen. In Deutschland sollen Prüfer der Zeitung zufolge Audi-Fahrzeuge genauer testen. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) führe im Rahmen einer Sonderprüfung bei zahlreichen Audi-Modellen nun eigene Messungen durch, dabei gehe es vor allem um den Ausstoß des schädlichen Klimagases CO2. Das Bundesverkehrsministerium teilte am Sonntag mit, das KBA gehe dem Sachverhalt nach.

CO2-Messwerte könnten manipuliert sein

Es geht um den Vorwurf, der Autobauer habe CO2-Messwerte auf illegale Weise manipuliert. Die „Bild am Sonntag“ hatte in der vergangenen Woche berichtet, die kalifornische Umweltbehörde Carb habe im Sommer eine illegale Software-Funktion in Modellen der Ingolstädter Konzerntochter entdeckt. Diese habe Audi nicht nur für Diesel eingesetzt, sondern auch für Benziner. Dem Bericht zufolge konnten bestimmte Audi-Modelle mittels einer sogenannten Lenkwinkel-Erkennung feststellen, ob sie auf einem Rollenprüfstand sind und schalteten dann in einen „saubereren“ Fahrmodus. Die Vorwürfe sollen sich auf Motoren beziehen, von denen bislang nicht öffentlich bekannt war, dass sie im Fokus von Ermittlern stehen. Die „Bild am Sonntag“ berichtete, Audi habe diese Prüfstanderkennung jahrelang genutzt. Im Mai 2016 habe das Unternehmen den Einsatz dann gestoppt.

Audi hat sich gegenüber dem KBA geäußert

Auch VW-Juristen haben sich nach Informationen von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ zuletzt intensiv mit der möglichen Manipulation von Abgaswerten bei der Konzerntochter beschäftigt. Bei der Lenkwinkel-Erkennung kommen sie den Berichten zufolge zu dem Schluss, es sei „nicht auszuschließen“, dass Behörden diese als unzulässig einstuften. Demnach hätten die VW-Juristen außerdem festgestellt, dass nicht nur Fahrzeuge mit dem achtstufigen Automatikgetriebe AL 551 betroffen seien, sondern auch solche mit dem siebenstufigen DL 501, das sich in Modellen wie dem A5, A6 und A7 befinde. „Aufgrund der laufenden Gespräche mit den Behörden in den USA können wir uns lediglich zu der Situation in Europa äußern“, teilte Audi mit. Gegenüber dem KBA habe Audi die technischen Hintergründe zu adaptiven Schaltprogrammen erläutert und technische Informationen zur Verfügung gestellt.

Prüfer finden überhöhte CO2-Werte

Unterdessen haben Prüfer Medienberichten zufolge bei zahlreichen Automodellen erneut höhere CO2-Werte gemessen als von den Herstellern angegeben. Die Ergebnisse des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA), die dem „Spiegel“ und der „Süddeutschen Zeitung“ vorliegen, zeigen bei zahlreichen Modellen verschiedener Autobauer aus dem In- und Ausland teils deutlich überhöhte Werte. Die Messungen wurden den Berichten zufolge im Rahmen der Untersuchungskommission des Bundesverkehrsministeriums zum Diesel-Skandal gemacht und stammten aus dem Sommer. Im Mai hatte das Ministerium zur Klärung möglicher Überschreitungen von CO2-Werten bei Autos weitere Prüfungen angekündigt. Im Zusammenhang mit Stickoxid-Messungen waren auch auffällige CO2-Werte bei 30 Fahrzeugen festgestellt worden.

Die Folgen für Konzerne und Autobesitzer sind noch unklar

„Die auffälligen Fahrzeuge sind einer eigenen CO2-Untersuchung zugeführt worden“, teilte das Verkehrsministerium am Samstag mit. „Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Die Ergebnisse werden nach Abschluss der Untersuchungen in einem eigenen Bericht veröffentlicht.“ Bisher waren Auffälligkeiten vor allem beim gesundheitsschädlichen Stickoxid bekanntgeworden, nun geht es um den Ausstoß des umweltschädlichen Kohlendioxids (CO2). Die Folgen für Konzerne und Autobesitzer sind noch unklar. Bei einem höheren Verbrauch müsste der Staat auch höhere Kfz-Steuern berechnen. Fahrzeuge mit höheren CO2-Emissionen verbrauchen auch mehr Sprit als angegeben.

VW will künftig unter Laborbedingungen "realitätsnähere" CO2-Werte ausweisen

Volkswagen hat erste Konsequenzen gezogen. Das Unternehmen teilte auf Anfrage mit, da der technische Zustand der Fahrzeuge bei der Messung nicht mehr rekonstruierbar gewesen sei, habe das KBA Überprüfungsmessungen an allen Fahrzeugen (Passat, Touareg, Golf Sportsvan und Touran) bei einem Technischen Dienst angeordnet. Volkswagen habe sich dafür entschieden, künftig unter Laborbedingungen realitätsnähere CO2-Werte auszuweisen. „Die Ergebnisse der Messungen beim technischen Dienst haben auf Basis der neuen Randbedingungen ergeben, dass die ursprünglich genannten Typprüfwerte von Touran und Golf Sportsvan bestätigt werden konnten, während die Werte des Touareg um 6g/km und die des Passat um 3g/km angehoben werden müssen“, teilte VW mit. Diese Änderungen würden bis spätestens zum Jahresende umgesetzt. Die Konzerntochter Audi teilte mit, keine Kenntnis über die Messbedingungen und -verfahren zu haben, die zu den zitierten Werten geführt hätten. Deshalb wolle sich das Unternehmen nicht zu den Ergebnissen äußern. Grundsätzlich verwies Audi auf eine Vielzahl von Faktoren, die Messergebnisse verfälschen könnten. Dem „Spiegel“ zufolge pusteten der A6 mit Zwei-Liter-Motor und Drei-Liter-Motor bei der Messung deutlich mehr CO2 in die Luft als angegeben. BMW teilte mit, vom KBA inzwischen die Information bekommen zu haben, es habe eine Fehlmessung gegeben. Eine weitere Prüfung habe ergeben, dass kein Handlungsbedarf bestehe und das BMW-Modell (216d GT) die Vorgaben erfülle. Daimler und Opel äußerten sich auf Anfrage nicht zu den Berichten. dpa

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