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Goliath GP 700 hieß die Borgward Limousine aus den 1950er Jahren. Das Bremer Unternehmen war der viertgrößte Autohersteller hierzulande.

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Pläne für Elektroautos in Bremen: Borgward: Die Legende kehrt zurück

Ein halbes Jahrhundert nach dem Konkurs des legendären Fahrzeugherstellers Borgward soll wieder ein Borgward-Werk im Land Bremen entstehen: Ab 2018 will man dann pro Jahr 10.000 Elektroautos an der Weser bauen.

Ein gutes halbes Jahrhundert nach dem Konkurs des legendären Fahrzeugherstellers Borgward soll wieder ein Borgward-Werk im Land Bremen entstehen: Die 2015 in Stuttgart gegründete Borgward Group kündigte am Mittwoch an, 2017 in Bremen oder Bremerhaven ein Werk errichten und dort ab 2018 bis zu 10.000 Elektrofahrzeuge pro Jahr für den europäischen Markt bauen zu wollen. Geplant wird zunächst mit 50 bis 100 Arbeitsplätzen und Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe. Bei einer groß angelegten Pressekonferenz im Rathaus-Festsaal sprach Vorstandschef Ulrich Walker, der früher einmal in Diensten Daimlers stand, dennoch von der „Rückkehr einer Legende“.

Die Batterien sollen von LG kommen

Nach Walkers Angaben soll das bereits für den chinesischen Markt produzierende Borgward-Werk in Miyun bei Peking künftig halbfertige Fahrzeuge und Bauteile an die Weser verschiffen, wo sie mit europäischen Modulen zusammengebaut werden. Der Elektromotor solle „von Lieferanten wie zum Beispiel Bosch kommen“. Als Batterieproduzent sei der Elektronikkonzern LG vorgesehen. Continental, Webasto, Schäffler/SKF und Kuka sind weitere Zulieferer. Für Verkauf und Werkstattservice ist eine Kooperation mit noch nicht benannten Anbietern geplant. Stuttgart bleibe Sitz der Borgward-Gruppe. Sie gehört komplett dem chinesischen Lastwagenhersteller Foton; laut Walker laufen Gespräche mit weiteren Investoren. Das chinesische Borgward-Werk konnte nach Walkers Angaben seit Mitte 2016 bereits 15.000 Stück des neuen Geländewagens BX 7 verkaufen. Weitere Modelle sollen folgen.

1961 war Borgward viertgrößter Autohersteller

Der ursprüngliche Borgward-Konzern hatte 1961 als damals viertgrößter deutscher Autohersteller Konkurs angemeldet. Fast 20.000 Beschäftigte verloren ihre Arbeit. Zwei Jahre später starb der 1890 geborene Firmengründer Carl F. W. Borgward. Er galt als genialer Erfinder und Tüftler. Etliche Borgward-Clubs in aller Welt pflegen noch heute das Andenken an den Patriarchen und die Marke.

Für den Neuauftritt engagierten sich jahrelang der Gründer-Enkel Christian Borgward und der Autoindustrie-Manager Karlheinz Knöss. Beide sitzen heute im Aufsichtsrat des neuen Unternehmens. Der 50-jährige Borgward, Vorsitzender des Aufsichtsrats, zeigte sich in Bremen „überwältigt“, dass er das Lebenswerk seines berühmten Großvaters fortsetzen könne. Die neuen Modelle haben allerdings keine Ähnlichkeit mehr mit den alten. Sie verwenden lediglich das rautenförmige Markenzeichen in einer leicht überarbeiteten Version.

Eine Reichweite bis 500 Kilometer soll der BX7 haben.
Eine Reichweite bis 500 Kilometer soll der BX7 haben.

© dpa

Subventionen aus der Mutterstadt? Eher nicht.

Neben dem Land Bremen standen laut Walker auch Standorte im Raum Stuttgart und in Brandenburg in der engeren Wahl. Die Entscheidung für Bremen habe nicht nur nostalgische Gründe, sondern hänge auch mit den Standortbedingungen und der intensiven Unterstützung durch die Hansestadt zusammen. Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) versicherte allerdings, es würden keine Subventionen fließen.

In der rund 10.000 Quadratmeter großen Werkshalle würden zunächst bis zu 100 Menschen beschäftigt, kündigte Walker an. Das erste Modell werde ein BX7 mit vollelektrischem Antrieb, „zu einem wettbewerbsfähigen Preis“ und mit einer Reichweite bis 500 Kilometer. Weitere Modelle mit Hybridantrieb (Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor) seien geplant. Nach dem Verkaufsstart in Deutschland will Borgward auch andere Märkte in Europa beliefern.

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