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Richtung Deutsche Bank? Axel Weber geht – erst einmal wird er Gastprofessor an der Universität von Chicago.

© dpa

Porträt: Bundesbankchef Weber - der Queraussteiger

Axel Weber verlässt die Bundesbank - aber nicht, um die Europäische Zentralbank zu leiten. Einen Wechsel in die Finanzindustrie dementiert er nicht.

Es ist sein letzter öffentlicher Auftritt als Bundesbank-Präsident. Und gleichzeitig sein 54. Geburtstag. „Ich habe Sie aber nicht eingeladen, um mit mir zu feiern, auch wenn ich mich über Glückwünsche natürlich freue“, scherzt Noch-Präsident Axel Weber am Dienstag ungewohnt entspannt und locker, bevor er die Zahlen seines Hauses erläutert. Selten haben Beobachter den Chef der wichtigsten Notenbank im Euroraum seit seinem Amtsantritt im Mai 2004 so locker gesehen wie an diesem sonnigen Vormittag im ehrwürdigen Saal des Gästehauses der Bundesbank. Als habe der vorzeitige Rücktritt und der Verzicht auf das Amt des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) Weber von einer tonnenschweren Last befreit.

Zum Thema Deutsche Bank schweigt er sich aus. Nachdem Weber seinen Rücktritt angekündigt hatte, war spekuliert worden, er könnte demnächst Josef Ackermann als Vorstandsvorsitzenden der größten deutschen Bank beerben. „Spekulieren Sie ruhig weiter“, sagt der gebürtige Pfälzer nur zu diesem Punkt, um dann ausführlich seine Pläne für das nächste Jahr zu erläutern.

Weber wird Deutschland erst einmal verlassen und in die USA ziehen. Für ein Jahr wird er Gastprofessor an der renommierten Universität in Chicago. Dort lehrten 82 Nobelpreisträger, allein 24 aus den Wirtschaftswissenschaften, unter anderem der Österreicher Friedrich August von Hayek. Er wolle sich dort mit den besten Ökonomie-Professoren der Welt messen, sagt Weber. Die Universität in Chicago gelte als eine der ersten Adressen für Monetaristen, für jene Experten und Wissenschaftler also, die die Geldwertstabilität als eines der wichtigsten wirtschaftspolitischen Ziele ansehen. Wenn er zurückkomme, ende auch seine Beurlaubung durch die Universität Köln. Die hatte ihn freigestellt, als er vor sieben Jahren zum Bundesbank-Präsidenten bestellt wurde.

Weber betont, er sei eigentlich am liebsten Akademiker und arbeite gerne mit jungen Leuten zusammen. Und doch hätten nicht viele Professoren wie er die Chance, für einige Zeit in die Politik zu wechseln, sagt er. „Aber wenn die Inhalte nicht mehr den Überzeugungen entsprechen, muss man das auch sagen“, lächelt Weber. Damit stellt er klar, dass ihm die Linie der EZB nicht mehr passt und dass er deshalb das Handtuch wirft. Als Quereinsteiger wählt er jetzt den Querausstieg.

„Aber es war eine tolle Zeit, ich bereue keinen Tag“, sagt Weber und meint sowohl seine Arbeit in der Bundesbank als auch im EZB-Rat. Er schaue nicht mit Groll zurück. Die Bundesbank sei heute stärker und gefestigter als bei seinem Amtsantritt. In der EZB habe er 99 Prozent aller Entscheidungen mitgetragen. „Nur bei ein oder zwei Maßnahmen war die Mehrheit dafür und ich dagegen“ sagt Weber lapidar – als ob dies nicht für erhebliche Verstimmung gesorgt hätte.

Jetzt wolle er den „Pulsschlag der Wissenschaft“ wieder aufnehmen. 15 Berufsjahre habe er noch vor sich, sagt der 54-jährige. Und dabei wolle er sich neuen, anspruchsvollen Herausforderungen stellen. „Ich schließe grundsätzlich nichts aus“, sagt Weber und lächelt. „Sie können jetzt spekulieren, wie Sie wollen.“

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