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Wirtschaft: Post aus Afrika: 700 Seiten Formulare ausfüllen

Soweit das Auge reicht, läuft die Straße schnurgerade dahin, bis sie am Horizont zu schmelzen scheint. Auf dem Straßenschild steht "Danger!

Soweit das Auge reicht, läuft die Straße schnurgerade dahin, bis sie am Horizont zu schmelzen scheint. Auf dem Straßenschild steht "Danger! Dead Slow" (Gefahr! Extrem langsam). Es warnt vor den metertiefen Schlaglöchern. Das Schild könnte auch das Motto von Mosambik sein. Denn die drei Worte umreißen treffend das Dilemma des Landes im Südosten von Afrika.

Luis Sarmento, ein Portugiese, der nach der überstürzten Unabhängigkeit Mosambiks 1976 im Land geblieben ist, widmet sich seit Jahren dem Aufbau des Tourismus. Sein Unternehmen ist auf portugiesische Besucher spezialisiert. Doch allein die Registratur seiner Firma hat ihn fast zwei Jahre gekostet. Behördengänge über Behördengänge waren nötig. Inzwischen erhält man die nötigen Papiere in wenigen Tagen - gegen einige Hundert Dollar Bakschisch. Auch in Mosambik, klagt Sarmento, blüht die Korruption.

Noch sind erst wenige europäische Touristen in ein Land gekommen, das mit seiner 3000 Kilometer langen Küste und den freundlichen Menschen bei etwas weniger amtlicher Schikane weltweit zu einer Top-Reiseregion werden könnte. Je länger Sarmento von seinen Erfahrungen berichtet, umso klarer wird, dass Mosambik zwar die beeindruckendsten Wirtschaftsdaten des afrikanischen Kontinents liefert, doch der Aufbau vor Ort noch ganz am Anfang steht.

Seit 1992 ein verheerender Bürgerkrieg endete, verbucht die frühere portugiesische Kolonie zwar Wachstumsraten von gut zehn Prozent im Jahr. Doch um wie viel höher könnten sie liegen, wenn kleine Firmengründer wie Sarmento nicht mehr als 700 Seiten Formulare ausfüllen müssten. Mosambik, Musterschüler von Weltbank und Währungsfonds, lehrt, wie relativ alle Erfolgsstatistiken sind.

Dennoch ist Fortschritt spürbar. Noch vor zehn Jahren, sagt Sarmento, habe er Farbe nur in Südafrika kaufen können. Heute gebe es allein in der Hauptstadt Maputo sechs Farbfabriken. Auch mit dem Hafen von Maputo geht es wieder aufwärts. Inzwischen werden wieder Orangen vom Kap, Zucker aus Swasiland und Jeans aus Lesotho von hier in alle Welt verschickt. Und Luis Sarmento träumt bereits davon, seine Kunden per Ozeanriesen in den Südosten Afrikas zu befördern - vorausgesetzt, die Mühlen der Bürokratie mahlen dort bald schneller.

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