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Wirtschaft: Post aus Amerika: Rauchzeichen aus Montgomery

Die USA machen der Tabakindustrie den Garaus: Ein Kreistag hat in der vergangenen Woche verfügt, dass in seinem Hoheitsgebiet Raucher selbst in ihren eigenen vier Wänden nicht mehr rauchen dürfen, wenn sich die Nachbarn dadurch gestört fühlen. Und das ist schnell geschehen: Durch das Öffnen von Fenstern oder Türen, so heißt es, könnten die Nikotinwolken auf Nachbars Grundstück hinüberziehen.

Die USA machen der Tabakindustrie den Garaus: Ein Kreistag hat in der vergangenen Woche verfügt, dass in seinem Hoheitsgebiet Raucher selbst in ihren eigenen vier Wänden nicht mehr rauchen dürfen, wenn sich die Nachbarn dadurch gestört fühlen. Und das ist schnell geschehen: Durch das Öffnen von Fenstern oder Türen, so heißt es, könnten die Nikotinwolken auf Nachbars Grundstück hinüberziehen.

Der progressive Landkreis heißt Montgomery County und liegt in Maryland, vor den Toren Washingtons. Der Rauchbann ist Teil der neuen Standards, die in Montgomery für die Luftqualität in Räumen gelten. Zigarettenqualm wird dabei mit Asbest oder Pestiziden gleichgesetzt. Nachbarn, die sich gestört fühlen, können sich an die Behörde für Umweltschutz wenden und erwirken, dass die Nikotinsünder pro Zuwiderhandeln bis zu 750 Dollar Bußgeld zahlen müssen. In Montgmery County sollte man sich seine Nachbar also besser ganz genau aussuchen.

Um mögliche Verwirrungen zu vermeiden, hat Isiah Legget, demokratisches Mitglied des Kreistags von Montgomery County, die Regeln der neuen Verordnung erläutert: "Sie sagen nicht, dass man in seinem Haus nicht mehr rauchen darf. Aber sie sagen, dass der Rauch die Grundstücksgrenze nicht übertreten darf." Aha. Vielleicht sollten die Gauloise- und Marlboro-Freunde Ventilatoren vor ihren Türen und Fenstern installieren, die verhindern, dass verseuchte Luft austritt. Oder besser noch, sie verzichten demnächst auf das Lüften - aber dann bleibt noch das Problem mit der Haustür.Doch solch praktische Erwägungen sind überhaupt nicht Gegenstand der Debatte.

Dafür hat die "American Civil Liberties Union", eine führende Bürgerrechtsorganisation, moniert, das Rauchverbot sei sozial unausgewogen. Arme Familien, die in Apartments oder dicht bebauten Gebieten wohnen, würden stärker unter den Vorschriften leiden als wohlhabende Bewohner in deren großzügigen Gärten der Rauch umherwabern kann.

Die Tabakindustrie hingegen treibt vermutlich ein ganz anderes Gerechtigkeitsempfinden. Nach dem Motto "Wehret den Anfängen!" haben zwei große Konzerne bereits angekündigt, eine Klage gegen die neuen Gemeinde-Bestimmungen zu prüfen. Denn Montgomery County hat sich mit seinen "Indoor Air Quality Standards" an die Spitze der Zigarettengegner gestellt. Nirgendwo sonst in den USA gibt es ein derart weitgehendes Verbot.

Und das will was heißen, denn Amerika hat in der Richtung eine ganze Menge zu bieten. In den vergangenen zehn Jahren haben Städte und Gemeinden überall im Land das Rauchen in Restaurants, Bars, an Arbeitsplätzen und sogar in öffentlichen Parks. Dabei bliebe zu wünschen, dass sich die Amerikaner auch nur annähernd so intensiv um andere Quellen der Luftverschmutzung kümmerten. Aber solange Hausfrauen mit Vans zum Einkaufen fahren, die nicht selten mehr als 20 Liter Benzin auf 100 Kilometern verbrauchen, scheint dieser fromme Wunsch unerfüllbar zu sein.

Wie arbeitet man in Amerika, Afrika? Wie legt m

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