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Wirtschaft: Post aus Südafrika: Antilopenhörner für den modernen Medizinmann

Wolkenkratzer, Bürosilos und schlanke Glastürme - aus der Ferne betrachtet wirkt Johannesburg wie das New York der südlichen Halbkugel. Doch das Bild täuscht.

Wolkenkratzer, Bürosilos und schlanke Glastürme - aus der Ferne betrachtet wirkt Johannesburg wie das New York der südlichen Halbkugel. Doch das Bild täuscht. Hier verschmelzen Erste und Dritte Welt. Gleich gegenüber dem Finanztempel werden im KwaZulu Muti Shop afrikanische Heilmittel feilgeboten. Der Kunde muss sich beim Eintreten bücken, weil Antilopenhörner, Straußenzehen und ausgeweidete Affen von der Decke hängen. Dutzende von Händlern verdienen hier ihren Lebensunterhalt mit den Verkauf der traditionellen Heilmittel. Bei den meisten der Mittel handelt es sich um Kräuter, die in Einheiten von fünf Rand (50 Cent) verkauft und in kleinen Plastiktütchen abgepackt werden. Viele der Händler sind Frauen und als traditionelle Heilerin tätig. Die meisten verdienen zwischen 200 und 400 Rand im Monat.

Muti Shops, wie jener in der Johannesburger City, gehören inzwischen zum Alltagsbild am Kap. Experten veranschlagen den Anteil der schwarzen Südafrikaner, die regelmäßig einen Inyanga aufsuchen, einen Medizinmann, auf 80 bis 85 Prozent. Dabei beschränkt sich die Klientel keineswegs auf Analphabeten vom Lande. Selbst Universitätsgraduenten konsultieren regelmäßig einen Inyanga.

Kein Wunder, dass der Mutihandel sich inzwischen zu einer millionenschweren Industrie ausgewachsen hat. Eine Studie von Myles Mander, einem Berater des Institutes for Natural Resources, schätzt den Handel auf fast 30 Millionen Euro im Jahr - bei einem Umschlag von 20 000 Tonnen Pflanzen. Allerdings wird das Wachstum von den rückläufigen Lieferungen der Pflanzen aus den ländlichen Gebieten behindert. "Ob die Händler auch fortan ein hohes Volumen an Pflanzen zu stabilen Preisen verkaufen können, wird davon abhängen, ob es gelingt, die Pflanzen kommerziell zu kultivieren" sagt Agrarministerin Mary Metcalfe.

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