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Wirtschaft: Post lockt Investoren aus der Reserve

Preissenkung für Postbank-Aktien und Umtauschanleihe wecken Interesse großer Anleger/Kritik an Deutscher Bank

Berlin/Frankfurt (Main) Die Preissenkung für die Postbank-Aktien zahlt sich offenbar für den Börsenkandidaten aus. Das Interesse großer Investoren an den Papieren, die am Mittwoch erstmals gehandelt werden sollen, sei deutlich gestiegen, hieß es am Montag bei Fondsgesellschaften. Auch Privatanleger werden von der am Wochenende reduzierten Preisspanne angelockt. Die Aktie der Konzernmutter Deutsche Post zog am Montag kräftig an.

Die Post hatte am Samstag den Börsengang ihrer Tochter um zwei Tage verschoben und die Preisspanne der Postbank-Aktien von 31,50 Euro bis 35,50 Euro auf 28 Euro bis 32 Euro gesenkt. Privatanleger, die schon bis vergangenen Freitag Aktien zur höheren Spanne gezeichnet hatten, müssen nichts unternehmen. Ihre Aufträge werden zu der niedrigeren Preisspanne berücksichtigt. Rund ein Drittel der zum Verkauf stehenden Postbank-Anteile von 50 Prozent minus einer Aktie soll über eine Umtauschanleihe erst nach drei Jahren in den Handel gehen.

Die Anleihe wird mit einer Verzinsung von 2,5 bis drei Prozent angeboten, wie die Deutsche Post in Bonn mitteilte. Das Unternehmen will mit der Transaktion rund eine Milliarde Euro erlösen. Die Investoren können die Anleihe nach drei Jahren in Postbank-Aktien umtauschen. Der Umtauschkurs soll auf der Grundlage des Emissionspreises an diesem Dienstag bekannt gegeben werden. Die Anleihe berechtigt den Angaben zufolge zur Wandlung in 25 Millionen Aktien der Postbank. Für Privatanleger ist die Anleihe allerdings nicht zu haben. Sie ist institutionellen Käufern wie Fonds oder Versicherungen vorbehalten. Der Umtausch lohnt sich nur, wenn der Kurs der Aktie am Ende der Laufzeit zwischen 38 und 42 Prozent über dem Emissionspreis liegt, der am Mittwoch bekannt gegeben wird.

Mit Blick auf die Aktie kündigten Fondsmanager den Kauf größerer Postbank-Anteile an, wenn der Ausgabepreis für die Aktie am Dienstag am unteren Ende der reduzierten Preisspanne liegen werde. „Der Buchwert bei 30 Euro ist für mich die obere Grenze. Bis dahin haben wir Interesse und würden zeichnen“, sagte Fondsmanager Boris Böhm von Nordinvest. Im vorbörslichen Handel wurden höhere Umsätze regiestriert. Dies spreche für ein regeres Interesse auch kleinerer Anleger, sagten Händler. Sie sprachen von Erleichterung am Markt, dass der größte Börsengang (IPO) seit mehr als drei Jahren in Deutschland trotz aller Pannen wohl über die Bühne gebracht wird. „Das geht jetzt durch“, hieß es. „Ich rechne mit einer zwei- bis dreifachen Überzeichnung“, sagte ein Fondsmanager dem Handelsblatt. Fonds gehen davon aus, dass der endgültige Preis für die Aktie zwischen 28,50 Euro und 29,50 Euro liegen wird. Dann hätten beide Seiten etwas davon, weil noch ein Steigerungs-Potenzial für die Investoren bliebe. Deka-Fondsmanager Trudbert Merkel sagte: „Es gibt reichlich Nachfrage am unteren Ende der Spanne. Wir haben auch bestellt, aber unter 30 Euro."

Diskutiert wurde am Aktienmarkt weiter über die Rolle der Deutschen Bank, die den IPO federführend begleitet hatte und zuletzt auf Grund von Indiskretionen massiv in die Kritik geraten war. Deutschlands größte Bank habe sich als Konsortialführerin nicht mit Ruhm bekleckert, lautete der Tenor an der Börse.

Trotz der Schwierigkeiten beim IPO der Postbank will der Touristikkonzern Tui unverändert an den Plänen für den Börsengang der Schifffahrtstochter Hapag-Lloyd festhalten. Der Konzern nahm es mit Erleichterung auf, dass die Emission nicht geplatzt ist. Auch die Vorbereitungen für das IPO des Bezahl-TV-Senders Premiere im nächsten Jahr sind jetzt angelaufen, wie Konzernchef Georg Kofler der Nachrichtenagentur Reuters in einem Interview sagte. HB/ro/Tsp

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