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Wirtschaft: Post und Telekom wollen bei den Auszubildenden sparen

Konzerne stehen vor dem Abschluss neuer Tarifverträge für den Nachwuchs – die Lehrlinge sollen auf Leistungen verzichten

Berlin (hop/vis). Die Auszubildenden bei der Deutschen Post müssen sich auf geringere Vergütungen einstellen. Damit versucht ein weiterer Konzern, die Kosten seiner Ausbildung zu drücken und seine Lehrlinge effektiver einzusetzen. In der Tarifkommission der Gewerkschaft Verdi wurde am Dienstag über einen neuen Manteltarifvertrag für die Auszubildenden der Post beraten. Der Vertrag werde wahrscheinlich in der vorliegenden Fassung bald verabschiedet werden, sagte eine VerdiSprecherin dem Tagesspiegel. Auch die Deutsche Telekom will neue Bedingungen für ihre Auszubildenden durchsetzen.

Seit mehr als zwei Jahren verhandeln die Arbeitnehmervertreter und die Post über einen neuen Manteltarifvertrag für Lehrlinge. Der bisherige Vertrag stamme aus dem Jahr 1976, hieß es bei dem Konzern. Eine Anpassung „an die veränderten tariflichen Abläufe“ sei notwendig geworden. Details gaben zunächst weder Verdi noch die Post bekannt. Kernpunkt ist nach Konzernangaben eine „Anpassung der Vergütung der Lehrlinge an das branchenübliche Niveau“. Die Logistikkonkurrenten der Post zahlen ihren Auszubildenden in der Regel weniger.

Daneben werde es nun eine Unterscheidung zwischen jugendlichen und erwachsenen Lehrlingen geben, sagte ein Post-Sprecher. Es gehe auch um die Anpassung der Arbeitszeit. Sei bisher in Berufsschulwochen davon ausgegangen worden, dass die Auszubildenden komplett durch den Unterricht in Anspruch genommen würden, werde nun die tatsächliche Stundenzahl beachtet. Liege die Zahl unter der eigentlich angesetzten, soll der Lehrling künftig für die übrige Zeit im Konzern eingesetzt werden können. Außerdem habe es nach dem Abschluss des Beschäftigungspakts für den Konzern im vergangenen Jahr einen großen Anpassungsbedarf gegeben. Damals sei zum Beispiel vereinbart worden, dass der 24. und der 31. Dezember als Arbeitstage gelten. Das soll nun auch für die Auszubildenden gelten.

Ähnlich lautet auch die Argumentation der Deutschen Telekom, die sich in der vergangenen Woche mit Verdi über einen neuen Tarifvertrag geeinigt hat. „Auch die Auszubildenden müssen einen Teil der Lasten tragen“, sagte Telekom-Personal-Chef Heinz Klinkhammer am Dienstag in Berlin. Die Telekom stehe aber dazu, auch weiterhin 4000 junge Menschen auszubilden. „Aber das können und wollen wir nicht mit den herkömmlichen Strukturen.“ Auch die übrigen Arbeitnehmer hätten auf Leistungen verzichtet, um mehr Arbeitsplätze erhalten zu können.

Im Einzelnen geht es darum, dass die Telekom, die nach eigenen Angaben bisher eine sehr hohe Ausbildungsvergütung zahlt, den Auszubildenden Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld streichen will und ähnlich wie bei der Post die Auszubildenden auch häufiger und flexibler einsetzen will. Am wichtigsten ist aber: Die Telekom will nicht wie bisher 50 Prozent der Auszubildenden übernehmen. „Wir wollen nur die besten zehn Prozent eines Jahrgangs“, sagte Klinkhammer. Diese Forderungen der Telekom stoßen bei Verdi auf großen Widerstand. 2000 junge Menschen sind für das aktuelle Lehrjahr bereits eingestellt. 2000 weitere will die Telekom nur einstellen, wenn Verdi ihr entgegenkommt. „Sonst müssen wir einen Weg ohne Verdi finden“, kündigte Klinkhammer an. Möglich wäre die Gründung einer separaten Firma, dann bliebe Verdi außen vor.

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