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Wirtschaft: Post vertröstet auf die Zukunft

Expansionskosten belasten das zweite Quartal – das zweite Halbjahr soll deutlich besser werden

Bonn - Die Globalisierungsstrategie der Deutschen Post ist ins Stocken geraten. Mit einem Ergebniseinbruch im zweiten Quartal offenbart sich die Kehrseite des milliardenschweren Expansionskurses des Postkonzerns, der sich zu einem weltweiten Logistikkonzern aufgestellt hat. In der Branche wird bereits darüber spekuliert, ob Post-Chef Klaus Zumwinkel seinen Ende 2008 auslaufenden Vorstandsvertrag verlängert, um den Umbau vollständig abzuschließen. Zumwinkel wollte dies am Dienstag nicht kommentieren, sagte aber, dass Alter kein Grund für einen Rückzug sei. Er fühle sich topfit und wolle den Job noch ein paar Jahre machen.

Branchenkenner halten das für dringend nötig – nicht nur weil kein Nachfolger in Sicht ist, der Zumwinkel das Wasser reichen kann. Der Konzern kämpft mit zahlreichen Problemen, die das Ergebnis erheblich belasten. Die Post stelle „in Sachen Ausblick nichts Überwältigendes in Aussicht“, sagte Analyst Per Ola Hellgren von der Landesbank Rheinland-Pfalz.

Zumwinkel machte vor allem Integrationskosten für die Übernahme des britischen Logistikers Exel, der Bausparkasse BHW sowie des Briefdienstes Williams Lea für den Ergebnisrückgang verantwortlich. Außerdem belaste das defizitäre US-Expressgeschäft weiter das Ergebnis. „Beim Ergebnis müssen wir uns noch gedulden, bis wir die Ernte unserer Investitionen einfahren können“, sagte Zumwinkel. Er bekräftigte sogar die erst im Mai angehobene Prognose für das Gesamtjahr und stellte eine höhere Dividende in Aussicht. Die Post erwartet weiter bei einem Umsatz von 60 Milliarden Euro ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 3,9 Milliarden Euro.

Die Ergebnisentwicklung im zweiten Quartal spricht eine andere Sprache: Der Konzerngewinn brach um 48 Prozent auf 254 Millionen Euro ein, das operative Ergebnis – also vor Steuern und Zinsen – ging um über 19 Prozent auf 641 Millionen Euro zurück. Analysten hatten im Vorfeld lediglich mit einem Minus von elf Prozent gerechnet. Die Post-Aktie war auch am Dienstag der schwächste Wert im Dax. Der Kurs verlor bis zum Börsenschluss 4,3 Prozent.

Branchenexperten sind daher skeptisch: „Die Ziele der Deutschen Post sind sehr ambitioniert“, meinte der Hamburger Unternehmensberater Horst Manner-Romberg. Analysten zeigten sich enttäuscht über die teure Integration der Unternehmen. „Da liegt noch ein langer Weg vor der Deutschen Post“, meinte Jochen Rothenbacher von Equinet. Die wichtigste Frage sei, ob die Post in den USA den Weg in die schwarzen Zahlen schaffen werde. Die Post erwarte erst 2009 einen positiven Ergebnisbeitrag aus den USA, sagte eine Post-Sprecherin.

Neben dem US-Geschäft drücken die Post aber auch Sorgen in Europa. Insbesondere in Frankreich kommt der Konzern mit der Integration zahlreicher Übernahmen und dem Aufbau eines einheitlichen Express-Netzwerks langsamer als erwartet voran. Die Lage habe sich aber verbessert, sagte Zumwinkel.

In Deutschland jagt außerdem der Konkurrent Hermes der Post kräftig Marktanteile im margenträchtigen Geschäft mit privaten Paketkunden ab. Hermes hält hier nach eigenen Angaben bereits einen Marktanteil von 35 Prozent. Und auch im Briefgeschäft formiert sich angesichts des Auslaufens des Briefmonopols im Jahr 2008 hier zu Lande die Konkurrenz. Die Post selbst rechnet bis 2009 mit einem Ergebnisrückgang von zehn bis 20 Prozent in der Briefsparte. Ausgleichen will sie den Rückgang durch den Ausbau des Auslandsgeschäfts.

Post-Finanzchef Edgar Ernst gibt sich trotz allem optimistisch. Operativ stehe die Geschäftsentwicklung konzernweit auf einem soliden Fundament. Das zweite Halbjahr falle in der Regel stärker aus als das erste. Dabei setzt er auf das Weihnachtsgeschäft. Außerdem habe die Post im Vergleich zum ersten Quartal in den USA ein spürbar besseres Ergebnis erzielt.

Axel Granzow (HB)

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