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Lecker, gesund, teuer. Für Obst und Gemüse musste zuletzt mehr gezahlt werden. Doch die wesentlichen Preistreiber sind hierzulande Öl, Benzin und Strom. Foto: ddp

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Preise steigen: Die Inflation kommt zurück

Nach einer langen Pause steigen die Preise in Deutschland wieder schneller. Vor allem für Sprit, Heizöl, Obst und Gemüse mussten die Verbraucher im Januar mehr bezahlen als vor einem Jahr.

Berlin / Wiesbaden - Nach einer langen Pause steigen die Preise in Deutschland wieder schneller. Vor allem für Sprit, Heizöl, Obst und Gemüse mussten die Verbraucher im Januar mehr bezahlen als vor einem Jahr. Die Preise erhöhten sich im Schnitt um 1,9 Prozent, das war die höchste Inflationsrate seit Oktober 2008, teilte das Statistische Bundesamt auf der Grundlage vorläufiger Berechnungen am Donnerstag mit. „Im laufenden Jahr dürfte die Inflationsrate auf zwei Prozent klettern, wobei diese Marke in der ersten Jahreshälfte zeitweise deutlich überschritten werden dürfte“, hieß es ergänzend in einer Analyse der Postbank. Hauptursache seien die hohen Rohstoffpreise. Deshalb komme der Druck auf die Verbraucherpreise auch „von außen“. Für die kommenden Jahre hält die Bank „Inflationsraten von deutlich über drei Prozent in Deutschland für möglich“.

Der Zielkorridor der Europäischen Zentralbank (EZB) liegt bei knapp unter zwei Prozent. Nach Einschätzung der Postbank dürfte die EZB in den kommenden Monaten noch nicht die Leitzinsen erhöhen. Die Lage in den Peripherieländern der Eurozone sei noch zu fragil. Und an der schwierigen Situation in Griechenland, Irland und Portugal dürfte sich auch so bald nichts ändern. „Gerade den Ländern, die ohnehin großen Sparzwängen unterworfen sind, könnten die stark steigenden Rohstoffpreise die wirtschaftliche Genesung enorm erschweren“, meinen die Analysten der Postbank.

„Die Inflationsrisiken haben sich zwar aufgrund steigender Rohstoffpreise erhöht, auf mittlere Sicht rechnen wir aber weiterhin mit einem Preisanstieg unterhalb der Marke von zwei Prozent“, sagte Andreas Martin, Vorstandsmitglied des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Der Bundesverband warnte dabei vor überzogener Sorge: „Zunächst einmal darf nicht übersehen werden, dass der Teuerungsschub von einem sehr niedrigen Niveau ausgeht.“ Von einem breit angelegten Preisschub könne gegenwärtig keine Rede sein. Dagegen hatten Bank-Volkswirte am Mittwoch bereits eine Inflationsrate von vier Prozent für Deutschland prognostiziert.

Risiken sehen manche Ökonomen nicht nur in der über Rohstoffeinfuhren „importierten Inflation“. Sie warnen auch vor überzogenen Lohnforderungen, die eine Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen könnten. „Lohnabschlüsse, die deutlich über den durch den Produktivitätsfortschritt und die längerfristige Preisentwicklung abgegrenzten Verteilungsspielraum hinausgehen, würden nicht nur die Preisentwicklung in Deutschland stark beschleunigen, sondern auch die erfreulichen Fortschritte am Arbeitsmarkt gefährden“, betonte etwa der Bankenverband. Das ist in den kommenden Monaten aber eher unwahrscheinlich. Mit am ambitioniertesten ist noch die Tarifforderung der IG Bergbau, Chemie, Energie – sie will sechs bis sieben Prozent mehr Geld für ihre gut 700 000 Beschäftigen haben. Dagegen sind die fünf Prozent, mit denen Verdi und Beamtenbund in die Verhandlungen für den öffentlichen Dienst gehen, eher bescheiden. (mit dpa)

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