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Preiserhöhung: Bahn-Kunden zahlen für Energiewende

Der Bahn-Konzern begründet seine jüngste Preiserhöhung auch mit dem Atomausstieg. Auch Pendler und Stammfahrgäste müssen künftig mehr zahlen. Die Preise für Berlins S-Bahn bleiben konstant.

Berlin - Wenn man der Deutschen Bahn glauben will, führt die Strecke von Berlin nach Freiburg (Breisgau) irgendwie auch über Fukushima (Japan). Der Preis für eine einfache Fahrt in den Südschwarzwald erhöht sich ab Dezember von 129 Euro auf dann 135 Euro. Das entspricht einem Anstieg um 4,7 Prozent. Als Begründung verwies die Bahn am Donnerstag unter anderem auf steigende Energiepreise. Tatsächlich haben Bundestag und Bundesrat, als sie nach dem Gau in Japan die Energiewende beschlossen, nicht an die Bahn gedacht. Für den Staatskonzern, der größter Stromverbraucher hierzulande ist, macht sich der Wandel aber sehr konkret in der Bilanz bemerkbar.

Die Bahn war über viele Jahre an dem Kernkraftwerk Neckarwestheim I in Baden-Württemberg beteiligt und bezog von dort einen Großteil ihres Atomstroms. Vor Fukushima war geplant, dass der altersschwache Meiler weiter besonders billig Bahnstrom produzieren soll, indem die Betreiber ihm Reststrommengen übertragen. Nach dem Gau war schnell klar: Dieses Kraftwerk geht nie wieder ans Netz. Jetzt muss die Bahn als Mit-Betreiber sogar 100 Millionen Euro Rückstellungen in der Bilanz bilden, um den Akw-Rückbau zu bezahlen, wie ein Bahn-Sprecher dem Tagesspiegel bestätigte. Zudem musste das Unternehmen drei neue Umspannwerke für zweistellige Millionenbeträge bauen, um an anderer Stelle Strom in die benötigte Frequenz zu wandeln.

Auch seien die Preise für den Brennstoff Kohle in den vergangenen zwei Jahren stark gestiegen. Zudem verzögere sich der Bau des wichtigen Kohlekraftwerkes Datteln 4 in Westfalen, weshalb man weiter Strom aus ineffektiveren Kraftwerken nutzen müsse, sagte der Sprecher. Außerdem müsse die Bahn auch die gestiegene Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz bezahlen.

Kurzum: Der Posten Energie, der im Bilanzjahr 2010 noch rund 2,5 Milliarden Euro von den 34,4 Milliarden Umsatz ausmachte, dürfte steigen. Mit einem Preisaufschlag von durchschnittlich 3,9 Prozent im Fernverkehr will die Bahn auch die Energiewende kompensieren. Im Nahverkehr, der 80 Prozent des Aufkommens ausmacht, steigen die Preise im Schnitt um 2,7 Prozent. „Der moderate Anstieg soll auch weiterhin eine komfortable, umweltgerechte und vor allem preisgünstige Mobilität für alle ermöglichen“, sagte Ulrich Homburg, der Vorstand für den Personenverkehr.

Ihre Sparpreis-Angebote dünnt die Bahn aus, verzichtet dabei aber auf Tariferhöhungen. Reisen, die länger als 250 Kilometer gehen, gibt es weiterhin ab 29 Euro, beziehungsweise 49 Euro in der ersten Klasse. Die Angebote Sparpreis 25 und Sparpreis 50 schafft die Bahn hingegen zum Jahresende ab. Angeblich sei die Nachfrage zu gering gewesen.

Pauschaltickets wie das Schöne-Wochenende-Ticket werden dagegen um einen Euro teurer. Auch die Preise vieler Ländertickets steigen im Schnitt um 2,7 Prozent. Betroffen davon ist auch das Berlin-Brandenburg-Ticket, das von der Bahn direkt, und nicht vom Verkehrsverbund VBB angeboten wird. Die Preise für die Bahn-Tochter S-Bahn Berlin bleiben jedoch konstant, da sie im Verbund integriert ist. Hier wurden die Preise zuletzt am Jahresanfang angehoben. Eine neue Preiserhöhung „steht derzeit nicht auf der Tagesordnung“, sagte eine VBB-Sprecherin.

Auch Pendler und Stammfahrgäste müssen künftig mehr zahlen. Der Preis für die Bahncard 25, mit der man 25 Prozent Rabatt auf jedes Normalticket erhält, verteuert sich für die zweite Klasse um zwei auf 59 Euro, für die erste Klasse um fünf auf 119 Euro. Die Bahncard 50 verteuert sich für die zweite Klasse um zehn auf 240 Euro pro Jahr. In der ersten Klasse werden 22 Euro mehr fällig: 482 Euro. Die Bahncard 100, die Jahreskarte fürs ganze Netz, kostet bald 3990 Euro. Der Preis für die Jugend-Bahncard bleibt dagegen konstant bei zehn Euro. Wer noch eine Bahncard zu den alten Konditionen erhalten will, müsse diese vor dem 10. Dezember kaufen, teilte die Bahn mit.

Vereinheitlicht wird die Sitzplatzreservierung: Sie kostet künftig pauschal vier Euro – egal, ob man sie am Schalter, am Automaten oder im Internet bucht.

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