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Wirtschaft: Preiskampf um Privatpatienten

DKV und Victoria greifen mit Billigtarifen an

Köln - Die privaten Krankenversicherer rüsten sich für den nächsten Preiskampf. Bis Jahresende haben sie bei der Jagd nach neuen Kunden ein starkes Argument: 2009 wird der Gesundheitsschutz teurer. Experten erwarten dann durch die Gesundheitsreform Preissteigerungen in zweistelliger Prozenthöhe im gesetzlichen wie im privaten System.

Zum Angriff auf die Kunden der Konkurrenz blasen als Erste überraschend die beiden Branchenschwergewichte DKV und Victoria, die zur Münchener Rück gehören. Die beiden Versicherer unter dem Ergo-Dach haben mit knapp 4,4 Millionen die meisten privat Krankenversicherten in Deutschland. Ab heute starten sie mit einer komplett überarbeiteten Tarifstruktur, die die Wettbewerber unter Druck setzen soll. „Wir wollen zu den besten fünf Anbietern gehören“, sagte Ergo-Vorstand Günter Dibbern dem „Handelsblatt“.

Der Ergo-Vorstand setzt die beiden Versicherer mächtig unter Druck, verlangt mehr Gewinne und geringere Kosten. Doch 2007 verlor die Krankensparte gut 7000 Vollversicherte, auch das erste Halbjahr 2008 lief mit Verlusten in zweistelliger Prozenthöhe schlecht. In Preisvergleichen landen die Ergo-Versicherer bisher abgeschlagen auf hinteren Rängen unter den 48 Krankenversicherern.

Das ändert sich nun deutlich, wie Beispiele zeigen: Ein 30-jähriger Mann, der 600 Euro Selbstbehalt will, zahlt bisher bei der DKV knapp 220 Euro. Im neuen Tarifsystem wären es nach Ergo-Angaben 80 Euro weniger. Wenngleich die besten Offerten im Beispiel 20 bis 30 Euro tiefer liegen, wird Ergo ein Drittel günstiger. „Unsere Produktfamilie ist flexibel, transparent, leistungsstark und hart kalkuliert“, lautet die Kampfansage von Ergo-Vorstand Dibbern. Er richtet diese direkt an die gesetzlichen Kassen. Viele müssen wegen des Gesundheitsfonds ihre Beiträge erhöhen, was nach Meinung von Experten ab 2009 zu einem Einheitsbeitragssatz von 15,5 Prozent führen wird.

Doch noch ist es schwierig, freiwillig gesetzlich Versicherte für eine private Krankenversicherung (PKV) zu gewinnen. Bis Mai verzeichneten die Krankenversicherer zweistellige Minusraten, heißt es in der Branche. „Die Änderungen der Gesundheitsreform üben von allen Seiten Druck auf die PKV aus“, beobachtet Tim Ockenga von der Ratingagentur Fitch. Insbesondere die Ungewissheit, inwiefern weitere Gesundheitsreformen die Rahmenbedingungen weiter zuungunsten der PKV verändern werden, hänge wie ein Damoklesschwert über der Branche. Das verschärft den Wettbewerb zwischen den Versicherern. Huk-Coburg-Vorstand Christian Hofer: „Es könnte im zweiten Halbjahr mehr Wechsler innerhalb des PKV-Systems geben.“

Der Huk-Coburg zufolge entfallen ohnehin in der Regel etwa 45 Prozent der Neuzugänge in der privaten Krankenversicherung auf Wechsel im System. Vergangenes Jahr waren es mit 50 Prozent sogar mehr als üblich. itt (HB)

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