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Preissteigerungen: Bauernpräsident fordert EU-Hilfe für Milchbauern

Bauernpräsident Gerd Sonnleitner hat die EU-Kommission kurz vor dem Deutschen Bauerntag attackiert und auf finanzielle Unterstützung für Milchbauern gedrungen. Die EU-Agrarkommissarin lehnt dies ab.

"Wir müssen unsere Milchbauern stabilisieren, und dazu brauchen wir Geld", sagte Sonnleitner. EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel lehnt die Forderung nach einer Unterstützung in Millionenhöhe ab. Die Kommissarin habe für Entwicklungs- und Schwellenländer Geld aus dem Agrarhaushalt angeboten, als die Nahrungsmittelpreise weltweit stiegen, sagte Sonnleitner. "Für die Milchbauern, die wirklich existenzielle Nöte haben, hat sie kein Geld."

Auf dem Deutschen Bauerntag an diesem Montag in Berlin treffen Sonnleitner und Fischer Boel aufeinander. Dabei geht es um die Milchpreise und die EU-Agrarpolitik. Die EU-Kommission plant im Rahmen der Überprüfung der Agrarreform von 2003, die EU-Beihilfen für Landwirte zugunsten ländlicher Gebiete zu kürzen. Davon wären vor allem ostdeutsche Großbauern betroffen. Am Dienstag ist Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zu Gast auf dem Bauerntag. Sonnleitner rief Merkel dazu auf, die Kürzung der EU-Beihilfen zu verhindern. "Die Bauern haben bei der Agrarreform sehr viele Anpassungsschritte vollziehen müssen", sagte Sonnleitner. "Da kann man nicht während dieser Zeit schon wieder neue, große Änderungen erbringen."

Sonnleitner: Kosten fressen Preissteigerungen

Der Bauernpräsident rechnet mit einer Stabilisierung der Milchpreise in diesem Jahr. "Wir werden das Niveau des letzten Jahres auf jeden Fall erreichen", sagte Sonnleitner. "Wir sehen jetzt schon im ganzen Spektrum aller Milchprodukte, dass wir einen Anstieg bereits in großen Teilen haben, und der wird sich fortsetzen." Die Steigerung der Kosten fresse dies aber wieder auf. "Da sind wir extrem unter Druck." Der Erzeugerpreis war 2007 teils bis auf 42 Cent pro Liter geklettert, seitdem aber deutlich gesunken.

Sonnleitner kritisierte den Einzelhandel scharf. "Wenn die Kräfteverhältnisse so ungleich sind wie beim Lebensmitteleinzelhandel, dann muss eben politisch etwas gestaltet werden, und das ist die Stärkung der Position der Molkereien und der Milchbauern." Dazu gebe es jetzt Gespräche mit dem Bundeskartellamt. Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) will in den kommenden Tagen mit dem Handel über die Milchbauern sprechen.

Der Bauernpräsident sagte den Milchbauern Unterstützung zu. "Solidarität hat es bei uns immer mit den Milchbauern gegeben." Zugleich kritisierte der Bauernpräsident die Vorschläge des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) für höhere Milchpreise. "Der BDM will einen Basispreis generell über ein Milchkartell einführen. Das, glauben wir, ist in unserer Gesellschaft rechtlich nicht durchsetzbar." Die Milchviehhalter hatten dem Bauernverband mangelnde Solidarität vorgeworfen. (imo/dpa)

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