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Wirtschaft: Preisverfall entfacht Fusionsfieber

NEW YORK/PARIS/HAMBURG (beu/ HB).Mit dem Zusammenschluß der US-Konzerne Exxon und Mobil zum weltgrößten Ölkonzern und der Übernahme der belgischen Petrofina durch den französischen Total-Konzern hat der Fusionswettlauf der Ölbranche am Dienstag einen Höhepunkt erreicht.

NEW YORK/PARIS/HAMBURG (beu/ HB).Mit dem Zusammenschluß der US-Konzerne Exxon und Mobil zum weltgrößten Ölkonzern und der Übernahme der belgischen Petrofina durch den französischen Total-Konzern hat der Fusionswettlauf der Ölbranche am Dienstag einen Höhepunkt erreicht.Grund sind die fallenden Ölpreise.Exxon Mobil wird das drittgrößte Unternehmen der Welt.

Die Übernahme der Mobil Corporation (Fairfax/Virginia) durch die Exxon Corporation (Irving/Texas) für 77 Mrd.Dollar (130 Mrd.DM) ist die größte Konzernfusion aller Zeiten.Exxon und Mobil teilten am Dienstag in New York mit, die neue Exxon Mobil Corporation (Irving) werde 203 Mrd.Dollar (342 Mrd.DM) umsetzen.Das Unternehmen mit 122 700 Beschäftigten komme auf eine Tagesförderung von 2,5 Mill.Barrel Rohöl (je 159 Liter).Das neue Unternehmen wird über 48 000 Tankstellen, Dutzende Raffinerien, 10,56 Milliarden Barrel Rohölreserven und riesige Erdgasreserven in aller Welt verfügen.Der Konzern wird vom Exxon-Chef L.R.Raymond geführt werden.Raymond sagte "kurzfristige Kostenersparnisse von jährlich 2,8 Mrd.Dollar vor Steuern" voraus.Die Wall Street erwartet Massenentlassungen im Zuge der Fusion.

Der neue französisch-belgische Konzern Total Fina wird nach Angaben der Total SA (Paris-La Défense) Branchendritter in Europa und weltweit auf Platz sechs sein.Total wird 41 Prozent der Anteile an dem größten belgischen Unternehmen Petrofina erwerben.Der Total-Chef Desmarest wird Chef des neuen Unternehmens.Total war 1997 mit 191 Mrd.Franc Umsatz und 7,6 Mrd.Franc Gewinn zweitgrößter französischer Ölkonzern (hinter Elf-Aquitaine).Petrofina, weltweit auf Platz 15, schrieb 1997 einen Umsatz von 727 Mrd.Belgischen Franc (36 Mrd.DM) und einen Ertrag von 22 Mrd.Belgischen Franc.

Die Zusammenschlüsse erfolgen vor dem Hintergrund des chronischen Verfalls der Rohölpreise.Exxon Mobil wird weltweit die Nummer eins vor der niederländisch-britischen Royal Dutch/Shell-Gruppe sein.British Petroleum kommt auf Platz drei.BP ist dabei, den US-Ölkonzern Amoco für rund 64 Mrd.Dollar zu schlucken.Die Fusion von Exxon und Mobil wird von den US-Kartellwächtern der Federal Trade Commission intensiv geprüft werden, weil sich die Tankstellennetze der Konzerne überschneiden.

Mit einer Börsenkapitalisierung von 250 Mrd.Dollar entsteht das nach General Electric und Microsoft weltweit drittgrößte Unternehmen.Gleichzeitig nimmt der neue Gigant klar die erste Position ein, was Energiereserven, Produktion, den Verkauf von petrochemischen Erzeugnissen und den Gewinn - fast zwölf Mrd.Dollar - betrifft.

So hat der Megakonzern eine tägliche Produktion von 4,3 Mill.Barrel Öläquivalenten (Öl und Gas), hält 22 Mrd.Barrel Öläquivalente als Reserven, davon 51 Prozent als Gas.Die Gruppe sichert in den Vereinigten Staaten 38 Prozent der Produktion und verkauft täglich 8,8 Mill.Barrel Öläquivalente an Produkten.

Bei Aufschluß und Gewinnung hängt beider Wachstum von teuer zu erschließenden Reserven ab: in Venezuela am Orinoco, Tengiz, Natuna, von kanadischem Schweröl, der Ausweitung der Vorkommen in der Nordsee und in den USA, in Tiefwasserzonen vor Angola und im Tschad.

Im Geschäft mit Raffinierie, Marketing und Vertrieb führt die Kombination aus Exxon und dem Gemeinschaftsunternehmen von Mobil mit BP in Europa auf den Treibstoffmärkten zu einem Marktanteil von 13 Prozent.Sogar mehr als 25 Prozent beträgt der Anteil in Großbritannien, der Schweiz, den Niederlanden und Österreich.Abhängig davon, was BP unternimmt, wird die Kartellaufsicht in der Europäischen Union erhebliche Desinvestitionen erzwingen.

Unklar ist, was aus Mobils starken Schmierölmarken wird.Zusammen halten Exxon und Mobil die führende Position in diesem Bereich.

In Umsatz und Ertrag wird Exxon Mobil die weltweite Nummer eins der Petrochemie, erringt die weltweite Marktführerschaft bei Grundchemikalien und Derivativen.In Saudi-Arabien, Venezuela, Singapur, Australien und Japan können Synergien ausgeschöpft werden.

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