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Am Weltmarkt gibt es zu viel Öl.

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Preisverfall: Wem das billige Öl Probleme macht

Der Öl-Preis fällt und fällt. Die Ölkonzerne geraten in die Krise. BP macht einen so hohen Verlust wie seit 20 Jahren nicht mehr.

Von Carla Neuhaus

Lange haben die großen Ölkonzerne gigantische Summen verdient. Als „schwarzes Gold“, als „Schmierstoff der Weltwirtschaft“ wurde ihr Produkt, das Öl, bezeichnet. Doch diese Zeiten sind vorbei. Mittlerweile gibt es auf dem Weltmarkt ein massives Überangebot an Öl. Und das drückt auf den Preis: Seit Mitte 2014 ist er um 70 Prozent eingebrochen. Gerade einmal 32 Dollar kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent am Dienstag – vor anderthalb Jahren war es noch über 110 Dollar wert. Das stellt vieles auf den Kopf.

Während sich Autofahrer freuen, weil sie so billig tanken wie seit vielen Jahren nicht, geraten die Ölkonzerne unter Druck. Der britische Konzern BP ist im vergangenen Jahr sogar mit 6,5 Milliarden Dollar ins Minus gerutscht, geht aus der am Dienstag vorgestellten Jahresbilanz hervor. So hoch war der Verlust bei BP seit 20 Jahren nicht. Auch US-Konkurrent ExxonMobil meldet Probleme: Bei ihm ist der Überschuss im vierten Quartal um fast 60 Prozent eingebrochen. Für Total und Shell, die Ende der Woche ihre Zahlen vorlegen, sind die Aussichten nicht besser.

Das Überangebot drückt die Preise

Öl ist heute ein globales Gut. Wie teuer es ist, hängt davon ab, wie viel die einen Staaten produzieren – und die anderen nachfragen. Einen starken Einfluss darauf haben derzeit die USA. Seit sie mit der neuen Fracking-Technik in großen Mengen Öl aus Schiefergestein holen, hat sich ihre Rolle verändert: Waren die Amerikaner früher einer der größten Ölabnehmer, werden sie nun zum Produzentenland. Hinzu kommt, dass auch der Iran wieder stärker ins Ölgeschäft einsteigt. Experten gehen davon aus, dass das Land den Wegfall der Wirtschaftssanktionen nutzen wird, um wieder mehr Öl zu exportieren.

Fracking hat die USA vom Öl-Importeur zum Exporteur gemacht.
Fracking hat die USA vom Öl-Importeur zum Exporteur gemacht.

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Gleichzeitig holen die anderen Förderländer aber nicht weniger Öl aus dem Boden. Im Gegenteil. Denn auch ihre Volkswirtschaften hängen am Öl. Fällt der Preis, versuchen sie automatisch noch mehr von dem Rohstoff zu verkaufen, um die Verluste zu verringern – wohl wissend, dass sie damit das Überangebot nur verschärfen.

Russland fördert noch mehr Öl

So hat Russland zum Beispiel seine Fördermengen im Januar noch einmal gesteigert: Fast 11 Millionen Barrel Rohöl täglich holt das Land mittlerweile aus dem Boden. Das zeigen Zahlen, die das Energieministerium am Dienstag vorgelegt hat. So hoch waren die Fördermengen seit dem Ende der Sowjetunion 1991 nicht mehr. Immerhin soll Russland nun aber mit einzelnen Vertretern der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) über eine abgestimmte Reduzierung der Fördermengen verhandeln. Sie hoffen, den Preis so wieder etwas in die Höhe treiben zu können. Der russische Energieminister Alexander Nowak hat dafür am Montag den Ölminister Venezuelas getroffen. Am Dienstag war Außenminister Sergej Lawrow zu Besuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

BP streicht Jobs

Wie stark sich der Preisverfall derweil bei den Ölkonzernen bemerkbar macht, zeigen die Zahlen von BP. Im letzten Quartal 2015 hat der britische Konzern vor Sonderposten nur noch 196 Millionen US-Dollar verdient. Ein Jahr zuvor waren es im selben Zeitraum noch 2,2 Milliarden Dollar. Damit fällt das Minus noch stärker aus, als von Experten ohnehin erwartet. Die Aktie des Konzerns fiel am Dienstag zeitweise um sieben Prozent.

BP-Chef Bob Dudley ist der Ernst der Lage bewusst. Der Konzern müsse sich rasch anpassen, sagte er. Die Folge: Fast neun Prozent der Arbeitsplätze werden eingespart. Allein im Raffineriegeschäft, also der Weiterverarbeitung des Öls, sollen bis Ende 2017 gut 3000 Jobs wegfallen. In der Öl- und Gasförderung streicht BP weitere 4000 Stellen. Dudley scheint nicht daran zu glauben, dass sich die Lage so schnell ändert. In Davos sagte er kürzlich, er fühle sich an die Ölkrise von 1986 erinnert, als die Opec-Länder im Kampf um Marktanteile ihre Fördermengen kräftig gesteigert haben. Damals ist der Ölpreis allerdings noch stärker gefallen als heute – auf knapp über zehn Dollar pro Fass.

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