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Wirtschaft: Preiswert telefonieren: Callthrough - oder wie man die Handy-Rechnung senkt

Während man es beim Telefonieren im Festnetz nicht mehr wegdenken kann, ist es unter Handynutzern kaum verbreitet: das Call-by-Call-Verfahren. Experten sprechen allerdings im Handybereich lieber vom so genannten Callthrough.

Während man es beim Telefonieren im Festnetz nicht mehr wegdenken kann, ist es unter Handynutzern kaum verbreitet: das Call-by-Call-Verfahren. Experten sprechen allerdings im Handybereich lieber vom so genannten Callthrough. Indem man vor dem eigentlichen Telefonat die Nummer eines Billiganbieters anwählt, kann man seine Handyrechnung beträchtlich entlasten. "Einsparungen bis zu 75 Prozent sind möglich", sagt Thilo Salmon, Geschäftsführer des Düsseldorfer Unternehmens Netzquadrat, das hinter dem Internet-Telefontarif-Vergleich billiger-telefonieren.de steckt.

Verfahren noch etwas kompliziert

Dass Callthrough trotz dieser Vorteile nicht bekannter ist, hat allerdings auch seine Gründe: Das Verfahren ist umständlich und setzt voraus, dass man gut informiert ist. "Wir empfehlen es nur ungern", sagt deshalb Anke Scheiber, Projektleiterin für Telekommunikation bei der Stiftung Warentest. "Das ist nur etwas für Fortgeschrittene."

Am höchsten fällt die Gebühreneinsparung beim Callthrough aus, wenn man tagsüber von seinem Handy ins Festnetz telefoniert. Bei den Mobilfunkanbietern wie Viag Interkom (Tarif Loop) oder D2 Vodafone (Tarif D2 CallYaRed) zahlt man dafür 1,69 Mark pro Minute. Dagegen verlangen die Billiganbieter Bluerate oder Transglobe nur 36 beziehungsweise 38 Pfennig. Etwas geringer sind die Sparpotenziale, ruft man tagsüber vom Handy über das Call-by-Call in andere Mobilfunknetze. Doch rentabel ist auch das allemal. Am Wochenende schneiden die Tarife der Privatkundenverträge besser ab, sagt Kai Petzke, Geschäftsführer des Berliner Unternehmens teltarif.de Onlineverlag GmbH, die das gleichnamige Online-Magazin rund um die Telekommunikation betreibt. Mit 15 Pfennig verlangen Mobilfunkanbieter wie D2 oder E-Plus erheblich weniger als die Billiganbieter. Sehr zu empfehlen sei hingegen Callthrough bei Handy-Telefonaten von Deutschland ins Ausland. Bei Gesprächen in die USA kann man bis zu 90 Prozent sparen.

Die niedrigen Telefontarife bei Callthrough haben aber auch ihren Preis: Einfach eine mehrstellige Nummer vorwählen und dann lostelefonieren wie beim Call-by-Call im Festnetz - das geht beim Handytelefonieren leider nicht: Vor dem ersten mobilen "Billig-Telefonat" muss man sich in der Regel beim Anbieter anmelden und ein Guthaben samt zugehöriger Pinnummer kaufen. Ein Beispiel: Beim Walldorfer Billiganbieter bluecom internet GmbH kauft der Kunde online eine so genannte Callingcard im Wert von 20 oder 40 Mark, die er dann innerhalb von drei Monaten abtelefonieren muss.

Die Callingcard darf man sich übrigens nicht als real existierende Telefonkarte vorstellen, sondern eher als virtuelles Guthaben, das über den geheimen Pincode anzapfbar ist. Nachdem man mit Kreditkarte online oder per Überweisung gezahlt hat, schickt Bluerate über SMS die 0800-Bluerate-Einwahlnummer und den Pincode. Theoretisch müssen nur vor jedem Telefonat diese beiden Nummern eingegeben werden. Doch zur Vermeidung langer Zahlenkolonnen speichert der Bluerate-Computer beim ersten Anruf die Handynummer, damit er das Handy künftig automatisch "erkennt", wenn der Kunde über die Callingcard telefoniert. So muss ab dem zweiten Anruf "nur" noch die Blueratenummer gewählt werden. Und auch das ist umgehbar, wird die Nummer auf dem Handy gespeichert. Leider hat jeder der Mobilfunk-Billiganbieter - nach Angaben von Netzquadrat sind es rund 20 - sein eigenes Verfahren. Damit wird es schwer, Vergleiche zu machen.

Wer ist der beste Anbieter? Nicht unbedingt der Preisrekordler: Verbraucherschützer raten dazu, bekannte Anbieter auszusuchen, auch wenn die Preise etwas höher sind. "Es gibt schwarze Schafe in der Branche", warnt Salmon von Netzquadrat. Deswegen empfiehlt er, keinen Anbieter zu nehmen, der Tarife für Verbindungen ins Festnetz für weniger als 35 Pfennig pro Minute habe. "Das klingt sehr unseriös", weil die Marge zu schmal kalkuliert sei, sagt der Netzquadrat-Geschäftsführer.

Das Unternehmen empfiehlt Bluerate und Transglobe. Zum einen wegen der günstigen Tarife. Zum anderen, weil man mit beiden Billiganbietern gute Erfahrungen gemacht habe und die Bedingungen vorteilhaft seien. So wird wie oben bei Bluerate beschrieben der Pincode gespeichert, was noch nicht überall Standard ist. Zudem haben sie eine kostenlose 0800-Einwahlnummer.

Bei einigen Anbietern muss man sich über eine ganz normale Telefonnummer zum Server einwählen. Während der Dauer des Gesprächs "tickt" der Gebührenzähler für diese Lokalnummer weiter. Neben den Kosten des Billiganbieters zahlen Sie also auch ihrem eigenen Mobilfunkanbieter, etwa D2 oder E-Plus, Gesprächsgebühren. Die kann man allerdings senken, indem man die Einwahlnummer des Mobilfunk-Billiganbieters als so genannte Lieblings- oder BestFriend-Nummer einrichten lässt, rät Salmon von Netzquadrat.

Neben dem größeren Zeitaufwand, hat das Callthrough andere Nachteile. Die Stiftung Warentest warnt vor Risiken: "Es ist keine 100 Prozent sichere Sache", betont Anke Scheiber.

Calling-Card ist zeitlich befristet

Bei den meisten Anbietern sei auch die Calling-Card zeitlich befristet. Callthrough sei außerdem ein technisch komplizierter Vorgang mit "einigen Tücken und Haken". So könne es vorkommen, dass Gespräche berechnet werden, die nicht geführt wurden. Man müsse obendrein darauf achten, dass der Anbieter nicht im Ausland sitze, damit bei der Klärung von Rechnungsproblemen nicht in die Vereinigten Staaten telefoniert werden müsse, heißt es bei den Verbraucherschützern. Überdies "ist der Markt unheimlich in Bewegung", so Scheiber. Mancher Anbieter verschwände von der Bildfläche - und der Kunde habe das Nachsehen. Darum: "Das ist nur etwas für Telekomfreaks", sagt ihre Kollegin Karin Thomas-Martin von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. "Der normale Handybenutzer ist froh, wenn er sein Handy bedienen kann."

Karen Wientgen

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