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Börnicke

© promo

Premiere-Chef: „Die Bundesliga ist fantastisch“

Der designierte Premiere-Chef Michael Börnicke über Abonnenten, Internet und den Fußball.

Herr Börnicke, der beste Verkäufer von Premiere geht. Was macht das Unternehmen ohne Georg Kofler?

Georg Kofler war tatsächlich ein exzellenter Verkäufer. Aber Erfolg erzielt man nicht allein. Unter meiner Führung soll die Mannschaft der Star sein und nicht ein einzelner Spieler. Ich bin ein überzeugter Teamplayer.

Nervt es Sie, dass Sie immer mit Kofler verglichen werden?

Viele sagen, ich hätte in seinem Schatten gestanden. Ich habe das nicht so empfunden. In jedem Unternehmen werden die Aufgabenbereiche aufgeteilt und Herr Kofler war durch seine eloquente Art natürlich für eine starke Präsenz in der Öffentlichkeit prädestiniert. Mich hat das nicht gestört. Ich habe andere Schwerpunkte gesetzt.

Und welche setzen Sie jetzt?

Kurzfristig ist es das Wichtigste, dass wir nach der Einigung mit Arena Gas geben. Wir haben mit dem neuen Sender Fußball Bundesliga ein fantastisches Produkt, dass es nun optimal zu vermarkten heißt. In den kommenden sechs Monaten muss es darum gehen, verlorene Abonnenten zurückzugewinnen und neue zu generieren.

Und mittelfristig...

...wollen wir aus unserer führenden strategischen Position, die wir im Pay-TV am deutschen Medienmarkt genießen, vernünftige Rendite erzielen, indem wir unser Angebot via Kabel, Satellit und Internet überall weiterverbreiten und leicht verfügbar machen. Dabei profitieren wir von der allgemeinen Digitalisierung.

Mit welcher Strategie gehen Sie in die Verhandlungen um die Übertragungsrechte für die Bundesliga?

Über die Strategie entscheidet der Rechteinhaber, ganz egal ob es sich um einen Hollywood-Film, die Formel eins oder die Bundesliga handelt. Wir warten ab, was uns von der Bundesliga angeboten wird. Es sind sehr unterschiedliche Szenarien möglich, wobei natürlich eines klar ist: Für mehr Exklusivität ist Premiere bereit, mehr Geld zu bezahlen.

Premiere ist beim letzten Mal leer ausgegangen, weil Kofler alles auf eine Karte gesetzt hat.

Unter mir wird es kein Schwarz- Weiß-Denken geben. Wir werden die Angebote sorgfältig abwägen. Dass wir uns mehr Exklusivität wünschen, ist bekannt – aber mir liegt auch sehr viel daran, die tolle Partnerschaft mit der Deutschen Fußballliga DFL fortsetzen.

Da Arena nicht mehr mitbietet, werden Sie wohl weniger bieten müssen?

Ich sehe derzeit auch keinen relevanten Konkurrenten im Pay-TV. Aber ausschließen kann und darf man das natürlich nicht. Daraus abzuleiten, den Preis alleine bestimmen zu dürfen, entspricht außerdem nicht meinem Verständnis von Partnerschaft.

Premiere bietet exklusive Inhalte gegen eine Gebühr. So ein Angebot hat es im Zeitalter von Internet und Downloads immer schwerer.

Für uns bietet das große Chancen. Gerade wenn Inhalte über viele Medien verfügbar sind, ist Orientierung wichtig. Premiere ist eine Leitmarke in der digitalen Welt. Die Menschen wissen, dass wir hochwertigen Inhalt liefern. Einen Event wie etwa die Champions League gibt es bei uns auf allen Plattformen: im Free- TV, Pay-TV, über das Internetfernsehen IPTV der Telekom und als Stream im Internet. Wir schreiben den Menschen nicht vor, welchen Zugang sie nutzen sollen. Wir machen den Inhalt dort verfügbar, wo er sie am besten erreicht.

Wie sieht Ihre Internetstrategie aus?

Zum einen haben wir einen Vertrag mit der Telekom. Bis zum Jahresende will die Telekom ihr Hochgeschwindigkeitsnetz für 17 Millionen Haushalte zugänglich machen. Dann wäre fast jeder zweite Haushalt über VDSL und IPTV erreichbar – ein beachtlicher Schritt. Zum zweiten bauen wir unseren eigenen Internetauftritt weiter aus. In Zukunft wird unser gesamtes Angebot dort verfügbar sein.

Welche Ziele haben Sie sich für das erste Jahr gesetzt?

Bis zum Jahresende wollen wir 4,4 Millionen Abonnenten haben und den Umsatz auf 1,04 bis 1, 05 Milliarden Euro steigern. Die Kundenzahl im IPTV soll bis Mitte 2008 auf 50 000 steigen. Das liegt jedoch in der Hand der Telekom. Darüber hinaus steht die Verlängerung des Vertrages mit der Formel eins auf der Tagesordnung und natürlich die Rechte an der Bundesliga bis zum Jahr 2012.

Kann Premiere allein bestehen?

Wir sind so aufgestellt, dass wir uns allein entwickeln können. Sollte ein Übernahmeangebot kommen, wären wir verpflichtet es gewissenhaft zu prüfen. Aber ich betone, dass wir keinen Partner brauchen. Wir sind strategisch gut positioniert, weil wir plattformneutral sind und kein Infrastrukturanbieter an uns beteiligt ist.

Es gibt Gerüchte, dass der französische Medienkonzern Vivendi an einem Einstieg interessiert ist.

Vivendi hat diese Woche nicht bei mir angerufen, soweit ich weiß, bei Herrn Kofler auch nicht.

Und welche Perspektive haben Sie persönlich für sich bei Premiere?

Ich bin eher als Langstreckenläufer bekannt, denn als Sprinter.

Das Gespräch führte Corinna Visser.

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