zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Prima Stimmung in den Unternehmen

Exportgeschäft treibt das Ifo-Geschäftsklima – doch die Wirtschaft fürchtet ein Ende des Aufschwungs

Berlin - Die gute Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im April noch weiter verbessert. Der Geschäftsklimaindex, den das Münchener Ifo-Institut erhebt, kletterte am Mittwoch von 105,4 auf 105,9 Punkte, das ist der höchste Stand seit 15 Jahren. Allerdings ging der Index in Ostdeutschland leicht zurück, zudem waren die Erwartungen der befragten Betriebe an das kommende Halbjahr nicht mehr rundheraus positiv – der Index ging hier von 105,7 auf 105,5 Punkte zurück. Wirtschaftsforscher erwarten daher, dass die Spitze des Aufschwungs nun erreicht ist.

Das Ifo-Geschäftsklima gilt als wichtigster Frühindikator für die deutsche Wirtschaft. Es wird ermittelt durch die monatliche Befragung von rund 7000 Firmen nach ihrer aktuellen Lage und ihren Aussichten. Bereits seit November 2005 bessert sich die Stimmung kontinuierlich – das nun erreichte Niveau ist das höchste seit April 1991. Die aktuellen Zahlen sprächen „für eine weiterhin robuste Konjunkturentwicklung“, erklärte Ifo-Chefvolkswirt Gebhard Flaig. Generell knüpfte die Wirtschaft hohe Erwartungen an das Exportgeschäft, vor allem die Industrie. Auch auf dem Bau und im Großhandel herrschte Zuversicht. Nur die Firmen im Einzelhandel äußerten sich pessimistischer. Vor allem wegen der schlechteren Erwartungen für die kommenden Monate reagierte der deutsche Aktienindex Dax auf die Daten mit Verlusten, stieg später aber ins Plus.

„Wir sind bereits auf dem Hochplateau des Aufschwungs, jetzt wird es nicht mehr besser“, kommentierte Jürgen Pfister, Chefvolkswirt der Bayerischen Landesbank. Der hohe Ölpreis habe seine volle Wirkung noch nicht entfaltet, hinzu komme noch die Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte. „Wegen dieser absehbaren Lasten kommt auch der Arbeitsmarkt nicht so in Schwung, wie es die Ifo-Zahlen nahe legen.“ Auch Ralph Solveen, Leiter Volkswirtschaft bei der Commerzbank, hält die Ifo-Zahlen für „übertrieben“. Nach den Jahren der Stagnation seit dem Jahr 2000 sei die Euphorie verständlich. „Solange der private Verbrauch aber nicht in Fahrt kommt, wird auch das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts nicht über 1,5 Prozent hinauskommen“, befürchtet er. Der Stellenabbau sei bislang lediglich gestoppt, neue Beschäftigung entstehe nicht. Im nächsten Jahr dürfte die Wirtschaft noch etwas schwächer laufen, da das Exportgeschäft nicht mehr so gut laufen werde wie in diesem Jahr.

Das bessere Geschäftsklima dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrer Absicht stärken, im Juni wie angepeilt die Leitzinsen erneut zu erhöhen. Bundesbank-Chef Axel Weber sagte in Frankfurt am Main, der Ifo-Index bestätige die Annahme der Notenbank, dass die Wirtschaft in der gesamten Euro-Zone an Fahrt gewinnt: „Wir rechnen nach wie vor in diesem Jahr mit einem Aufschwung, der in der Breite zunimmt und der sich verstärkt“, sagte Weber.

Die bessere Wirtschaftslage sowie vor allem der hohe Ölpreis machen sich derweil in der Inflationsrate bemerkbar. Nach vorläufiger Berechnung des Statistischen Bundesamtes stiegen die Verbraucherpreise im April gegenüber März um 0,4 Prozent. Damit kletterte die Jahresinflation von 1,8 auf 2,0 Prozent. Pünktlich zur Reisesaison verteuerten sich Benzin und Diesel je nach Bundesland um fünf bis acht Prozent. Frische Lebensmittel kosteten ebenfalls mehr, vor allem Kartoffeln verteuerten sich vielerorts deutlich.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false