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Richtige Geldanlage?

© Reuters

Privatanleger: Nur keine Hektik

Finanzexperten warnen verunsicherte Privatanleger vor der Flucht aus dem Euro. Keine Sorgen machen muss man sich vor allem bei klassischen Sparkonten sowie bei Tagesgeld-, Festgeld- und Girokonto.

Die Staatsschuldenkrise sorgt weiter für Verunsicherung bei Anlegern. Drohen Verluste, müssen sie ihr Geld umschichten, um die Einbußen zu begrenzen? Oder ist ihr Erspartes sogar komplett in Gefahr? Experten warnen vor übertriebener Hektik. Kleinanleger hinken der Entwicklung ohnehin in der Regel hinterher, außerdem kostet übereiltes Hin- und Herschieben des Geldes – zur Freude von Banken und Sparkassen – erst einmal Gebühren. Wer allerdings direkt in griechische, portugiesische oder irische Staatsanleihen investiert hat, sollte den Verkauf in Erwägung ziehen, auch wenn er Verluste bringt. Die Abschläge liegen schon heute bei bis zu 50 Prozent. Kommt tatsächlich ein Schuldenschnitt, werden die Einbußen womöglich noch größer.

Auch Besitzer von Rentenfonds, die auf europäische Staatsanleihen setzen, sollten nach Ansicht von Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden- Württemberg prüfen, ob im Fonds auch Anleihen der Krisenstaaten stecken und dann möglicherweise einen Verkauf in Erwägung ziehen. Informationen gibt es bei den Fondsanbietern im Internet.

Bei Union Investment, der Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, versichert man aber, dass mit rund 240 Millionen Euro nur etwa 0,25 Prozent der Anlagen in Rentenfonds auf griechische Anleihen entfallen. Mit Blick auf italienische und spanische Papiere freilich sieht es anders aus: Die Anteile liegen bei 25 und zehn Prozent.

Keine Sorgen machen muss man sich bei klassischen Sparkonten sowie bei Tagesgeld-, Festgeld- und Girokonto. Pro Kunde gilt eine Einlagensicherung von 100 000 Euro. Bundeswertpapiere wie Bundesanleihen oder Bundesobligationen sind ebenfalls sicher. Wer Geld neu und sicher anlegen will, für den ist ein Tagesgeldkonto eine gute Option. Das angelegte Geld wirft mit im Schnitt 1,55 Prozent vergleichsweise gute Zinsen ab und ist jederzeit verfügbar. Ein Sparbuch bringt lediglich 0,6 Prozent. Freilich: Je höher der Zins für das Tagesgeld desto mehr Haken gibt es. Die Postbank zahlt derzeit mit 3,3 Prozent das meiste, aber nur für ein halbes Jahr und nur wenn gleichzeitig ein Gehaltskonto eröffnet wird. Und das ist nur kostenfrei, wenn jeden Monat mindestens 1000 Euro eingehen. Außerdem gilt bei Tagesgeldkonten angesichts einer Inflationsrate von derzeit deutlich mehr als zwei Prozent: Real wirft das Geld nur Gewinn ab, wenn der Zins darüber liegt.

Wenig Handlungsspielraum gibt es bei Lebensversicherungen. Haben die Unternehmen auch auf Anleihen der Krisenländer gesetzt, könnten die Überschüsse in Zukunft niedriger ausfallen. Aber das Volumen kritischer Staatsanleihen sei überschaubar, heißt es in der Branche. Bei der Allianz Lebensversicherung etwa sollen es „nur“ 300 Millionen Euro sein, 0,2 Prozent der gesamten Kapitalanlagen. Sollte trotzdem eine Gesellschaft in Schieflage geraten, springt die Auffanggesellschaft Protektor ein und übernimmt die Verträge. Nach Angaben von Nauhauser verfügt sie aktuell über Mittel in Höhe von 660 Millionen Euro. Wer in Aktien oder Aktienfonds investiert hat, sollte so handeln wie immer: Die Firmen genau anschauen oder auf die Auswahl der Aktien in den Fonds achten.

Erscheinen die Risiken zu groß – verkaufen. Besondere Vorsicht ist derzeit bei Aktien von Banken und Versicherungen angebracht. Generell aber werden die Aussichten für die Börse, besonders in Deutschland trotz der jüngsten Schwankungen von vielen Experten als rosig eingeschätzt. Nicht wenige halten in diesem Jahr wegen der niedrigen Zinsen und der guten Konjunkturlage Rekorde für möglich. Martin Schneider, Anlageberater bei der unabhängigen Vermögensverwaltung Schaan Investment, sieht gerade jetzt Vorteile bei Aktien. Sie seien vergleichsweise günstig bewertet und böten zugleich einen gewissen Inflationsschutz.

Rekordstände gibt es bereits beim Gold. Es wird einmal mehr seinem Ruf als Krisenindikator gerecht. Fast 1600 Dollar kostet mittlerweile die Feinunze. Zu viel als dass man Goldbarren, Münzen oder auch Goldfonds derzeit noch kaufen sollte, sagen Experten. Etliche rechnen im zweiten Halbjahr wieder mit einem Rückgang des Goldpreises. Dann lohnt sich möglicherweise der Einstieg. Zudem gilt: Gold wirft keine Zinsen ab, bringt also keine laufenden Erträge.

Was ist angesichts der unklaren Entwicklung in der Euro-Zone mit Anlagen in anderen Währungen? Der Schweizer Franken, die norwegische Krone oder Dollar in Kanada, Australien und Neuseeland gelten als Option. Finanzexperte Nauhauser warnt vor übereilten Umschichtungen. Die Risiken seien erheblich. Das gilt weniger für die Zinsen als für den Wechselkurs. Bewegt er sich heftig kann ein möglicher Währungsverlust den Zinsgewinn schnell wettmachen.

Generell gilt und das nicht nur in Krisenzeiten: Das anzulegende Geld auf möglichst viele verschiedene Investments verteilen. „Einen Vollkasko-Schutz gegen Staatspleiten und Inflation gibt es nicht. In einem solchen Umfeld sind alle Anlageklassen riskant“, sagt Nauhauser. „Der einzige Schutz besteht darin, sein Vermögen breit zu streuen.“ Rolf Obertreis

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