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Unter Verdacht: Matthias Graf von Krockow führte die renommierte Bank.

© ddp

Privatbank: Razzia bei Ex-Chefs von Sal. Oppenheim

Ermittler durchsuchen 13 Privathäuser.

Düsseldorf - Das Ermittlungsverfahren gegen die ehemaligen Chefs der Kölner Privatbank Sal. Oppenheim läuft seit Monaten, jetzt machen die Strafverfolger Ernst: Mit einem Großaufgebot von rund 75 Personen haben Polizei, Staatsanwaltschaft und Steuerfahnder am Dienstag mehrere Wohnsitze der ehemaligen persönlich haftenden Gesellschafter der Bank durchsucht und Geschäftsunterlagen beschlagnahmt. Es geht um den Verdacht auf Untreue in besonders schwerem Fall.

Zeitgleich fahndeten die Ermittler gestern in 13 Wohnungen, Häuser und Büroräume des ehemaligen Oppenheim-Chefs Matthias Graf von Krockow, von Christopher Freiherr von Oppenheim, der das Privatkundengeschäft verantwortete, Ex-Finanzchef Friedrich Carl Janssen, Investment-Banking Chef Dieter Pfundt und Detlef Bierbaum, der das Asset Management leitete. Die Durchsuchungen fanden im Kölner Raum, in Süddeutschland und in Hessen statt.

Die ehemalige Führungscrew steht im Verdacht, der Quelle-Erbin und ehemaligen Karstadt-Quelle-Eignerin Madeleine Schickedanz Anfang 2005 über eine Strohfirma in Troisdorf bei Köln Kredite über mehr als 350 Millionen Euro ohne ausreichende Sicherheiten gewährt zu haben. Damals war Schickedanz bereits mit 650 Millionen Euro bei Sal. Oppenheim verschuldet. Außerdem geht es den Ermittlern um Kredite über 680 Millionen Euro an einen Teil der Gesellschafter selbst, die sich die Banker ohne Sicherheiten und zu niedrigen Zinssätzen gewährt haben sollen.

In gleicher Sache waren im April dieses Jahres die Geschäftsräume des Bankhauses durchsucht worden. Die neue Durchsuchung am Dienstag sei erfolgt, „weil wir glauben, dass es woanders noch weiteres Material zu dem Fall geben könnte“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Generell sei es nicht ungewöhnlich, dass es im Laufe eines Ermittlungsverfahrens mehrfach Durchsuchungen gibt. Ausgangspunkt der Ermittlungen war eine Sonderprüfung der Finanzaufsicht Bafin durch den Wirtschaftsprüfer Deloitte. Auf Druck der Bafin trat die ehemalige Führungsriege zum Jahreswechsel schließlich geschlossen zurück. Sollten die früheren Oppenheim-Chefs vor Gericht kommen, drohen ihnen bis zu zehn Jahren Haft.

Sal. Oppenheim war wegen seiner Beteiligung am inzwischen insolventen Konzern Arcandor (vormals Karstadt-Quelle) in der Finanzkrise in Schwierigkeiten geraten und wurde im Herbst 2009 für rund eine Milliarde Euro von der Deutschen Bank gekauft. Die aktuellen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Köln richten sich nicht gegen das Bankhaus Sal. Oppenheim, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Das Privatinstitut galt bereits lange als Hausbank von Madeleine Schickedanz und von Thomas Middelhoff, dem früheren Arcandor-Chef. Direkte Anteile an Arcandor erwarb Sal. Oppenheim aber erst im Herbst 2008. Wie es heißt, auf Drängen von Middelhoff. Damals übernahm Friedrich Carl Janssen, dessen Wohnsitz nun durchsucht wurde, den Vorsitz im Arcandor-Aufsichtsrat. Im Juni 2009 musste der Konzern Insolvenz anmelden, auch weil die Eigentümer Schickedanz und Sal. Oppenheim kein Geld nachschießen konnten oder wollten. Ende 2009 wurde die Versandtochter Quelle abgewickelt. Karstadt, die andere Tochter, kämpft bis heute ums Überleben. HB/Tsp

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