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Wirtschaft: Private Alterssicherung: Interesse an Eigenvorsorge wächst

Die Bereitschaft zur Eigenvorsorge im Alter wird nach Einschätzung von Bankenvolkswirten rasch zunehmen. Mit der neuen Informationspflicht der staatlichen Rentenversicherung würden den Bürgern die individuell drohenden Vorsorgelücken im Alter vor Augen geführt, heißt es in einer Studie der Hypo-Vereinsbank.

Die Bereitschaft zur Eigenvorsorge im Alter wird nach Einschätzung von Bankenvolkswirten rasch zunehmen. Mit der neuen Informationspflicht der staatlichen Rentenversicherung würden den Bürgern die individuell drohenden Vorsorgelücken im Alter vor Augen geführt, heißt es in einer Studie der Hypo-Vereinsbank. Allein aus der neuen staatlich geförderten, privaten Altersvorsorge würden zu Beginn der neuen Vorsorgeform im Jahr 2002 schon 8,5 Milliarden Euro in die neue Vorsorge fließen, am Ende der Aufbauphase im Jahr 2008 würden es 27 Milliarden Euro sein.

Ab dem Jahr 2008 sollen nach den Plänen der Bundesregierung sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer bis zu vier Prozent der dann gültigen Beitragsbemessungsgrenze staatlich gefördert jährlich in Vorsorgeprodukte anlegen. Die neue Altersvorsorge, über deren Ausgestaltung derzeit im Detail zwischen Regierung und Opposition verhandelt wird, um im Bundesrat dann nach den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz einen Kompromiss mehrheitsfähig zu machen, ist grundsätzlich freiwillig.

Die Pläne sehen aber auch einen Ausbau der betrieblichen und überbetrieblichen Altersvorsorge vor, wobei der so genannte Tarifvorrang den Gewerkschaften neuen Gestaltungsspielraum gibt. DGB-Chef Dieter Schulte und DAG-Vorsitzender Roland Issen haben wiederholt öffentlich erklärt, diesen Spielraum auch nutzen zu wollen.

Neben kollektiven Vereinbarungen wird sich nach Einschätzung der Experten der Hypo-Vereinsbank aber auch bei den einzelnen Bürgern ein starkes Interesse an einer zusätzlichen Absicherung des Lebensabends entwickeln. Hierfür sprechen der Bank-Studie zufolge mehrere Gründe: Für künftige Rentnerjahrgänge wird das Rentenniveau abgesenkt. Hiervon gehe ein - wenn auch indirekter - Zwang zu einer zusätzlichen Absicherung aus.

Zudem müssten ab dem Jahr 2004 die Rentenversicherungsträger über den Stand in der gesetzlichen Rente informieren und damit würde die Versorgungslücke für den Einzelnen offenkundig. Dies werde zu einem Schub in der Privatvorsorge führen. Weitere Impulse werden vom größeren finanziellen Spielraum erwartet, den die Bürger durch die Steuerreform erhalten, sowie von den direkten staatlichen Hilfen.

"Der ab 2004 vorgeschriebenen Renteninformation messen wir eine großen Bedeutung für das tatsächliche Mittelaufkommen bei", heißt es in der Studie "Deutsche Rentenreform - Neue Mittelzuflüsse für den Kapitalmarkt" weiter.

Auch gehen die Bankexperten davon aus, dass mit Beginn der Aufbauphase im Jahr 2002 die Bezieher höherer Einkommen nicht nur ein Prozent der Beitragsbemessungsgrenze sondern gleich die spätere Höchstförderung von vier Prozent anlegen werden. Damit dürften dann bereits 2002 rund 8,5 Milliarden Euro in die neuen Anlageformen fließen. 2008 wären es bereits 27 Milliarden Euro, wobei nach den bisherigen Regierungsplänen die staatlichen Zuschüsse auf gut zehn Milliarden Euro kämen. Mit noch größeren Zuflüssen rechnen die Experten der DGZ Deka-Bank, die in einer früheren Studie bereit 2002 Mittelzuflüsse über 9,38 Milliarden Euro und 2008 dann bereits 46,13 Milliarden Euro erwarten.

Ziel der neuen Altersvorsorge ist ein Höchstmaß an Sicherheit, wobei die Auszahlungen im Rentenalter mindestens den Einzahlungen entsprechen sollen. Andererseits wird besseren Renditen der Weg geebnet. Die Analysten der Hypo-Vereinsbank schätzen, dass letztlich gut 40 Prozent dieser Gelder am Aktienmarkt investiert werden. "Dem Aktienmarkt werden damit über viele Jahre hinweg neue und in der Höhe steigende Mittelzuflüsse erschlossen." Dies gelte angesichts der größeren Euro-Zone aber nicht nur für deutsche Aktien.

Im Kampf um den stattlichen Kuchen staatlich geförderten Altersvorsorge sieht die Studie die Versicherungsbranche mit 60 Prozent vorne. 40 Prozent würden bei den Banken, Investmentfonds und anderen Produktanbietern bleiben. Dem Produkt "Immobilie" wird im Rahmen der neuen Altersvorsorge von den Bank-Analysten keine Chance eingeräumt, da auch diese den engen Kriterien des Altersvorsorgevertrags erfüllen müssten.

Manfred Brüss

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