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Glühbirne

© p-a/dpa

Prizewize setzt auf Energiegemeinschaften: Mengenrabatte für Strom und Gas

Im Dutzend billiger: Eine Internetfirma aus den Niederlanden will Kunden zusammenbringen, damit sie bessere Strom- oder Gastarife bekommen.

Die Idee klingt einleuchtend: Wenn einer allein kämpft, ist er schwach. Wenn sich viele zusammentun, haben sie Macht. Man kennt das von den Gewerkschaften, aber auch im Wirtschaftsleben hat sich dieses Prinzip längst durchgesetzt. Der Mobilfunkanbieter Debitel wirbt damit, dass er die Nachfragemacht von 14 Millionen Kunden bündelt, der Bund der Energieverbraucher rät Haushalten, die mit Öl heizen, das Heizöl gemeinsam zu bestellen. Nur bei Strom und Gas verhandelt jeder Verbraucher bislang noch allein.

Das will das holländische Internetunternehmen Prizewize jetzt ändern. Bislang kannte man die Firma nur als Betreiberin eines Online-Energievergleichsportals, jetzt wollen die Holländer einen Schritt weiter gehen. Sie suchen Strom- und Gaskunden, die eine Energiegemeinschaft bilden wollen. Belohnt werden sollen die gemeinschaftsfreudigen Verbraucher mit einem verbraucherfreundlichen Tarif und günstigen Preisen, verspricht Projektmanager Oliver Kalkbrenner. „Zehn Prozent Ersparnis auf den Durchschnittspreis sollten drin sein“, meint Kalkbrenner, „vielleicht aber auch 15 Prozent.“

Nur zahlen, was verbraucht wird

Geld sparen ist aber nur ein Argument, mit dem Prizewize Kunden mobilisieren will. Das andere heißt Qualität. „Unser Tarif ist verbraucherfreundlich“, wirbt Projektmanager Kalkbrenner für sein Vorhaben. Vorauskasse und Kautionszahlungen soll es nicht geben, das schützt die Kunden, falls ihr Versorger pleitegeht wie einst Teldafax oder Flexstrom. Ebenfalls tabu sind Pakettarife, also der Kauf von bestimmten Strom- und Gasmengen. Kunden der Energiegemeinschaft sollen nur das zahlen, was sie auch verbrauchen. Wird ein Bonus versprochen (maximal 50 Euro), so muss dieser im ersten Vertragsjahr ausgezahlt oder verrechnet werden. Der Tarif sieht zudem kurze Kündigungsfristen vor sowie eine Preisgarantie für die gesamte Erstvertragslaufzeit. Verkauft werden soll Ökostrom, allerdings sind die Kriterien dafür nicht besonders streng. Auch billige Energie aus norwegischen Wasserkraftwerken soll akzeptiert werden.

Kunden, die an dem Gemeinschaftsprojekt interessiert sind, können sich bis zum 2. Juni im Internet registrieren lassen – unter www.ntv-energiegemeinschaft.de. N-tv ist Medienpartner von Prizewize. Am Folgetag, dem 3. Juni, sollen dann die Energieversorger per Versteigerung um den Zuschlag kämpfen – der soll dann an das Unternehmen gehen, das den billigsten Preis macht. Erst wenn der Name des Versorgers und der Preis feststehen, müssen sich die registrierten Kunden verbindlich entscheiden, ob sie dabei sein wollen oder nicht.

In acht europäischen Ländern hat Prizewize dieses Modell schon durchgeführt, darunter in Frankreich, Italien, Portugal und den Niederlanden. Mehr als 2,1 Millionen Haushalte hätten sich bei diesen Projekten insgesamt registrieren lassen, über 600 000 hätten schließlich den Anbieter gewechselt, heißt es. Vor allem von Österreich schwärmt Kalkbrenner. 260 000 Verbraucher haben sich dort registrieren lassen, 106 000 haben gewechselt. Partner der Aktion war der österreichische Verbraucherschutzverband VKI.

In Deutschland ist man von solchen Zahlen weit entfernt. 100 000 Registrierungen wollte man ursprünglich, bislang sind es aber erst ein paar Tausend. Ernüchternd für Prizewize. Auch finanziell. Denn das Unternehmen erhält eine Provision vom neuen Anbieter und profitiert umso stärker, je mehr Kunden wechseln.

Die Konkurrenz setzt auf andere Konzepte

Auch in Deutschland wollte Kalkbrenner mit den Verbraucherschützern kooperieren, doch der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) will nicht. „Wir arbeiten nicht mit einzelnen Anbietern zusammen“, sagt Johanna Kardel aus dem VZBV-Energieteam.

Vorbehalte haben auch die großen Portalbetreiber. Die Konkurrenz hat nicht vor, die Prizewize-Idee zu kopieren und Energiegemeinschaften zu bilden. „Wir versuchen stattdessen, Exklusivtarife mit den Versorgern zu verhandeln“, beschreibt Isabel Wendorff die Strategie von Check24. Ein Sofortbonus hier, eine längere Preisgarantie dort – Anreize für Kunden, ihren Strom- oder Gasanbieter über Check24 zu wechseln. Auch Verivox hält sich zurück.

Was die Portalbetreiber abschreckt: Anders als in Portugal oder Frankreich ist der deutsche Energiemarkt extrem heterogen. Die Netzentgelte sind von Region zu Region unterschiedlich, die Endpreise unterscheiden sich. Ein bundesweit einheitliches Angebot zu finden, das für Kunden in ganz Deutschland attraktiv ist und die Versorger zufriedenstellt, ist daher nicht leicht.

Man sei mit allen relevanten Versorgern im Gespräch, berichtet Kalkbrenner. Das klingt vielversprechend. Doch nicht alle sind interessiert. Dazu gehört auch Berlins Nummer eins, Vattenfall. „Vattenfall arbeitet nicht mit Prizewize zusammen, und wir haben dies auch nicht vor“, sagt Sprecher Steffen Herrmann.

Vergleichsportale: Transparo gibt auf

Veränderungen bei den Versicherungsvergleichsportalen: Transparo gibt zum 30. Juni auf. Das Portal war 2011 als gemeinsame Gründung von Huk Coburg, HDI und WGV an den Start gegangen und sollte auf dem stark umkämpften Markt der Versicherungsvergleichsportale großen Anbietern wie Check24 Paroli bieten. Hintergrund war ein Streit der Huk Coburg mit Check24 über die Provisionen, die das Portal erhält. Transparo hatte zuletzt einen Marktanteil von 20 Prozent erobert, teilte die Coburger Versicherung mit, eine Fortführung der Gesellschaft sei aber „nur mit weiteren Investitionen in nicht vertretbarer Höhe möglich gewesen“. Nach dem Ende von Transparo kooperiert die Huk künftig mit Verivox, die ihre Versicherungsdaten bislang von Transparo bekommen hatten. Zum 1. Juli will Verivox einen eigenen Kfz-Versicherungstarifrechner bieten. Angebote der Internet-Versicherung Huk24 werden dann neben dem eigenen Huk-Internetkanal exklusiv von Verivox angeboten.

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