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Wirtschaft: Pro Sieben dämpft Erwartungen

Fernsehkonzern leidet unter der Werbeflaute – Ergebnis schrumpft um 80 Prozent

München (nad). Wegen der Flaute auf dem Werbemarkt ist der Gewinn des größten deutschen Fernsehkonzerns Pro Sieben Sat 1 im vergangenen Jahr um 80 Prozent eingebrochen. Mit einem baldigen Aufschwung rechnet der Konzern nicht. Pro Sieben Sat 1 will deshalb mit einem straffen KostenManagement gegensteuern. Der Gewinn im Jahr 2002 sei nach Steuern auf 15 von 68 Millionen Euro gesunken, teilte die Sendergruppe am Mittwoch in München mit.

Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) fiel von 225 auf 134 Millionen Euro und lag damit unter der bereits im Herbst nach unten korrigierten Prognose der Senderfamilie. Der Umsatz fiel um sechs Prozent auf rund 1,9 Milliarden Euro. Konzernchef Urs Rohner betonte, dass Pro Sieben Sat 1 damit besser positioniert sei als der Gesamtmarkt. „Angesichts der deutlich abgekühlten Konjunktur dürfte der Netto-Fernsehwerbemarkt im Jahr 2002 insgesamt um acht bis zehn Prozent geschrumpft sein", sagte Rohner.

Von den vier Sendern der Fernsehfamilie sind derzeit nur zwei profitabel: Pro Sieben und Kabel 1. Sat 1 und der Nachrichtensender N24 schreiben dagegen rote Zahlen. Für den Verlust bei Sat 1 machte der Konzern vor allem die Kosten für Rechte und Produktion der Fußball-Weltmeisterschaft in Höhe von 54 Millionen Euro verantwortlich. Negativ hätten sich zudem die hohen Rechtekosten für die Free-TV-Rechte an der Fußball-Bundesliga ausgewirkt. Im laufenden Jahr will Pro Sieben Sat 1 die Preise für die Sportrechte drücken.

Auch mit straffen Kostensenkungen soll das Ergebnis in diesem Jahr verbessert werden. Trotz der Kosten für die Fußball-WM sank der Programm- und Materialaufwand im Jahr 2002 schon um zwei Prozent auf 1,38 Milliarden Euro. „Obwohl wir mit dem Geschäftsverlauf 2002 nicht zufrieden sein können, dürfen wir feststellen, dass die frühzeitig eingeleiteten Maßnahmen zur Kostensenkung greifen", sagte Rohner. Eine konkrete Prognose für das laufende Jahr wollte er angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht geben.

Rohner kündigte aber an, dass das erste Quartal wegen der schwachen Werbeeinnahmen schlechter ausfallen werde als im Vorjahr. „Eine echte Erholung dürfte, wenn überhaupt, frühestens in der zweiten Jahreshälfte einsetzen", sagte er.

Deutschland habe die Talsohle beim Werbemarkt noch nicht erreicht. Bislang war die Senderfamilie für 2003 noch von einem stagnierenden TV-Werbemarkt ausgegangen. Pro Sieben Sat 1 ist stark von den Werbeeinnahmen abhängig, weil sie mehr als 90 Prozent des Gesamtumsatzes der Sendergruppe ausmachen.

Rohner betonte, dass das Jahr 2002 auch durch die Insolvenz des Mehrheitsaktionärs und wichtigsten Programm-Lieferanten Kirch-Media geprägt gewesen sei. Pro Sieben Sat 1 ist das Herzstück des zusammengebrochenen Kirch-Imperiums und soll demnächst an den Hamburger Bauer-Verlag oder an den US-Milliardär Haim Saban verkauft werden (siehe Kasten links). In dem Bieterwettkampf prüft Pro Sieben Sat 1 nach eigenen Angaben eine Minderheitsbeteiligung an dem zum Verkauf stehenden Filmrechtehandel von Kirch-Media. „Es gibt Gespräche darüber, Entscheidungen sind aber noch nicht gefallen", sagte Rohner am Mittwoch in einer Telefonkonferenz. Ziel sei es, die Programmversorgung langfristig zu sichern.

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