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Wirtschaft: Pro Sieben wird Europas Nummer zwei

Der Fernsehkonzern übernimmt die niederländische Senderkette SBS für 3,3 Milliarden Euro

München/Berlin - Die größte deutsche Fernsehgruppe Pro Sieben Sat 1 übernimmt die niederländische Senderkette SBS Broadcasting und steigt damit zum Medienkonzern mit der zweitgrößten Reichweite in Europa nach der RTL-Gruppe auf. Pro Sieben Sat 1 lässt sich die Übernahme von SBS 3,3 Milliarden Euro kosten. Der Kauf soll Anfang Juli vollzogen werden. Mit kartellrechtlichen Problemen ist nicht zu rechnen.

„Mit dem Zusammenschluss formen wir einen einzigartigen Spieler in der paneuropäischen Medienbranche“, sagte Pro-Sieben-Sat-1-Vorstandschef Guillaume de Posch am Mittwoch. De Posch bleibt Vorstandschef des Konzerns, SBS-Chef Patrick Tillieux soll künftig das operative Geschäft verantworten. Der neue Konzern, der weiterhin Pro Sieben Sat 1 heißen und seinen Hauptsitz in München haben soll, umfasst unter anderem 24 frei empfangbare Sender, 24 Bezahlsender und 22 Radiostationen. Insgesamt erreicht er künftig rund 77 Millionen Haushalte in 13 EU-Ländern.

Während Pro Sieben Sat 1 mit seinen Sendern Pro Sieben, Sat 1, Kabel Eins und N 24 vor allem auf dem deutschen Markt vertreten ist, verfügt SBS über eine starke Präsenz in den Benelux-Ländern, in Skandinavien und Osteuropa. „SBS passt geografisch und strategisch perfekt zu uns“, sagte de Posch. Der Konzernchef setzt darauf, künftig Fernsehsender genauer für bestimmte Zielgruppen zu positionieren. Der Konzern werde im europäischen Verbund außerdem mehr qualitativ hochwertiges Programm produzieren, sagte er. Mit zusätzlichen TV-Kanälen, Internet-Angeboten und Inhalten will das Unternehmen neue Erlöse erzielen. Pro Sieben Sat 1 will mit der Fusion jährlich 80 bis 90 Millionen Euro einsparen. Dabei würden auch Stellen wegfallen, sagte de Posch, ohne konkreter zu werden.

Was de Posch nicht erwähnte: Die Beratungsfirma McKinsey hat Pro Sieben Sat 1 durchleuchtet. Noch sind die Ergebnisse nicht offiziell, doch ist an den Standorten München und Berlin durchgesickert, dass McKinsey ein Spar- und Synergiepotenzial von 20 Prozent ausgemacht habe. Die zusammen knapp 6000 Mitarbeiter fürchten Entlassungen. In den deutschen Sendern heißt es aber, dass nach mehreren Sparwellen die Ausgaben nur noch durch Eingriffe ins Programm vermindert werden könnten. Und Sat 1, der Berliner Familiensender, durchlebt gerade eine Schwächephase, was die Akzeptanz beim Publikum angeht. Hier muss investiert werden. Das aber ist schwierig, da die Finanzinvestoren KKR und Permira mit ihrem Deal den gleichen Plan verfolgen wie der vormalige Eigentümer Haim Saban: den Wert des Unternehmens durch eine Steigerung der Profitabilität zu erhöhen. KKR und Permira hatten Pro Sieben Sat 1 Ende 2006 übernommen, auch SBS gehört ihnen mehrheitlich.

Im Verbund mit SBS will Pro Sieben Sat 1 deutlich profitabler werden. Die Ebitda-Marge soll in den nächsten Jahren von 22,2 auf bis zu 30 Prozent steigen. Der Umsatz des neuen Konzerns lag – zusammengerechnet – im vergangenen Jahr bei 3,1 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bei 691 Millionen Euro. Konkurrent RTL macht mit 39 Fernsehkanälen und 33 Radiostationen in elf Ländern mehr als fünf Milliarden Euro Umsatz.

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