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Wirtschaft: Procter & Gamble bietet Wella-Aktionären mehr Neues Übernahmeangebot für den Shampoo-Konzern

Frankfurt (Main) (hz/HB). Der Konsumgüterkonzern Procter & Gamble (P&G) hat sein Übernahmeangebot für die Aktionäre des Darmstädter Haarpflege und Kosmetikkonzerns Wella überraschend aufgestockt.

Frankfurt (Main) (hz/HB). Der Konsumgüterkonzern Procter & Gamble (P&G) hat sein Übernahmeangebot für die Aktionäre des Darmstädter Haarpflege und Kosmetikkonzerns Wella überraschend aufgestockt. Das US-Unternehmen erhöhte seine Offerte für die Vorzugsaktien um 3,50 Euro auf nunmehr 65 Euro, teilten Wella und P&G mit. Das deutlich niedrigere Übernahmeangebot für die Vorzugsaktionäre im Vergleich zu dem für Stammaktionäre hatte zuvor der Wella-Vorstand kritisiert. Mit der aufgestockten Offerte hofft P&G, das Wella-Management nun auf seine Seite zu ziehen.

Wella-Vorstandschef Heiner Gürtler begrüßte in einer ersten Stellungnahme die Entscheidung, das Angebot zu verbessern. Das Wella-Management werde jedoch erst in zwei Wochen eine „begründete Stellungnahme“ zu der Offerte abgeben. Auch Wella-Vorzugsaktionäre hatten zuletzt wegen der deutlichen Differenz zu den 92,25 Euro, die P&G je Wella-Stammaktie zahlen will, gegen das ursprüngliche Angebot der Amerikaner mobil gemacht. Mit einem Gutachten über den wirtschaftlichen Wert seiner Anteile hatte sich ein Wella-Vorzugsaktionär im eigenen Namen und in dem weiterer Anteilseigner gegen den von P&G ursprünglich gebotenen Preis gewandt.

Der Wella-Großaktionär Henkel hatte zuvor bereits das P&G-Angebot als inakzeptabel und rechtlich fragwürdig zurückgewiesen. Henkel wollte das erhöhte Angebot zunächst nicht bewerten. Der Konzern teilte lediglich mit, man prüfe das Angebot. Henkel hatte erst vor kurzem 10,38 Prozent der Wella-Vorzugsaktien und 4,99 Prozent der Stammaktien erworben und strebte selber eine Übernahme von Wella an. Mit der Beteiligung könnte Henkel ein geplantes Herausdrängen der Kleinaktionäre bei Wella durch P&G – ein Squeeze-out (siehe Lexikon auf Seite 16) – verhindern.

Der stellvertretende P&G-Vorstandschef Bruce L. Byrnes , betonte jedoch in Frankfurt, dass die neue Offerte in keinem Zusammenhang mit dieser Kritik stehe. Nach Gesprächen mit dem Wella-Vorstand habe sich P&G entschlossen, die Offerte aufzustocken. Gespräche mit Henkel habe es nicht gegeben. „Das erhöhte Angebot ist angemessen und endgültig“, erklärte Clayt Daley, Finanzchef des US-Konzerns. Der Preis sei unabhängig von der Annahmequote.

Ähnlich hatte sich P&G aber schon beim urprünglichen Angebot geäußert. Und Analysten halten jedoch das aufgestockte Angebot für noch immer zu niedrig. Der deutliche Unterschied zwischen dem Angebot für die Stammaktien sowie für die Vorzugsaktien habe sich nur geringfügig von 50 Prozent auf 42 Prozent reduziert, kritisierte Silke Stegemann, Expertin der Landesbank Rheinland-Pfalz. Es handele sich um eine kleine Nachbesserung der Offerte. Susanne Seibel, Analystin bei UBS Warburg, sieht aber kaum Chancen, dass P&G ein weiteres Mal seine Offerte aufstocke.

P&G selbst bezifferte die Mehrkosten wegen des höheren Preises für die Vorzüge auf rund 79 Millionen Euro. Knapp 6,6 Milliarden Euro inklusive Verbindlichkeiten will sich P&G damit den Erwerb von Wella kosten lassen. Offensichtlich ist den Amerikanern viel daran gelegen, den bisherigen Wella-Vorstandschef Gürtler für sich zu gewinnen. P&G bot Gürtler nach der Übernahme bereits weiter den Chefsessel von Wella sowie neue Positionen in P&G-Führungsgremien an. Nach Angaben der Amerikaner erklärte der bisherige Wella-Chef seine grundsätzliche Bereitschaft auf das Angebot einzugehen, eine endgültige Entscheidung seinerseits steht aber noch aus. „Wella hat ein starkes Management“, sagte Byrnes. Gürtler ist jedoch bislang der einzige Wella-Vorstand, dem P&G nach eigenen Angaben einen Posten angeboten hat.

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