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Wirtschaft: Procter & Gamble will Beiersdorf

Amerikaner loten alle Möglichkeiten aus, um den Nivea-Hersteller zu übernehmen

Hamburg (beu/HB). Der amerikanische Konsumgüterhersteller Procter & Gamble (P&G) Co. setzt alles daran, den deutschen Kosmetikkonzern Beiersdorf AG zu übernehmen. Das verlautet aus Unternehmenskreisen. Es werde an allen Ecken gebohrt, um Zugang zu BeiersdorfAnteilen zu erhalten. P&G wisse, dass dies teuer werde, denn der Konzern müsse allen Aktionären ein Übernahmeangebot machen, heißt es in den Kreisen. Zusammen mit dem gerade übernommenen Haarpflegespezialisten Wella AG biete Beiersdorf für P&G aber eine ideale Palette von Markenprodukten.

Die Amerikaner kommentieren die Gerüchte nicht. „Es ist unser Grundsatz, dass wir uns nicht zu Spekulationen oder Gerüchten über mögliche zukünftige Unternehmenspläne äußern“, sagt eine P&G-Sprecherin. Großaktionäre von Beiersdorf sind der Münchener Versicherungskonzern Allianz mit 43,6 Prozent und die Hamburger Tchibo Holding AG mit 30,4 Prozent. Bemühungen von P&G, bei Beiersdorf einzusteigen, waren im vergangenen Jahr am Widerstand der Tchibo-Eigentümer, der Familie Herz, gescheitert. Die Familie kann über Tchibo alle wichtigen Unternehmensentscheidungen bei Beiersdorf blockieren.

Jetzt könnte sich nach Angaben aus Branchenkreisen das Bild ändern. Am kommenden Montag werden nach einer Tchibo-Aufsichtsratssitzung die beiden Tchibo-Miteigentümer Günter und Daniela Herz aus dem Unternehmen ausscheiden. Für ihren 39,6-prozentigen Anteil erhalten sie rund vier Milliarden Euro, der aus dem Verkauf der Reemtsma Cigarettenfabriken an die britische Imperial Tobacco stammt.

Der Ex-Tchibo-Chef Günter Herz galt als Verfechter der Beiersdorf-Beteiligung und wollte sie sogar aufstocken. Nach seinem Ausscheiden hat nun aber sein Bruder Michael Herz das Sagen bei Tchibo. Der steht Beiersdorf wesentlich indifferenter gegenüber. So befürchtet der zweitälteste Bruder Joachim, dass Tchibo sich von dem Beiersdorf-Paket trennt, um das Kaffee- und Gebrauchsartikelgeschäft mit den Marken Tchibo und Eduscho auszubauen. Ob die Herz-Familie tatsächlich – wie auf Druck von Günter Herz angekündigt – bei Beiersdorf weiter zusammenarbeiten wird, gilt als offen. Für Beiersdorf bringt die Neuordnung bei Tchibo nichts Erfreuliches, heißt es in Branchenkreisen.

Im ersten Halbjahr 2003 hat Beiersdorf einen Umsatz von 2,4 Milliarden Euro erwirtschaftet – 2,1 Prozent weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. Im Ausland litt der Konzern unter dem starken Euro, im Inland unter der Konjunkturflaute. Vor diesem Hintergrund hat Beiersdorf die Wachstumserwartungen für das Gesamtjahr reduziert. Zu aktuellen Kursen rechnen die Hamburger mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau, also rund 4,7 Milliarden Euro. Bereinigt um Wechselkursveränderungen wird für das Gesamtjahr ein Plus von fünf Prozent (zuvor: sieben Prozent) prognostiziert. Die Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern soll auf dem Niveau bei zehn Prozent bleiben.

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