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Äpfel und Möhren vergleichen. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) hofft, dass ein neuer Verpackungsaufdruck bei der Suche nach regionalen Lebensmitteln hilft.

© dpa

Produktkennzeichnung: Besiegelt

Ein neues Zeichen hilft Verbraucher zu erkennen, welche Produkte aus ihrer Region kommen.

Berlin - Keine Frage: Den Verbrauchern schmeckt Heimat gut – auch auf der Grünen Woche. In der Brandenburg-Halle drängeln sich die Besucher. Aber auch Köstlichkeiten aus anderen Regionen wandern in großen Mengen in die Mägen der Konsumenten. Halberstädter Würstchen etwa, die seit 2010 EU-weit geschützt sind und tatsächlich aus Halberstadt kommen müssen, oder – nur wenige Schritte weiter – Münchner Weißwürste. Doch die müssen keinesfalls aus der bayerischen Landeshauptstadt stammen, sondern dürfen überall produziert werden.

Kein Wunder, dass viele Verbraucher nicht mehr durchblicken. 72 Prozent aller Deutschen haben das Gefühl, dass bei den Angaben auf Lebensmitteln zu viel getrickst wird. Das hat eine repräsentative Untersuchung ergeben, die der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) am Donnerstag auf der Grünen Woche vorgestellt hat. Getäuscht fühlen sich die Bürger demnach in vielen Bereichen: etwa, wenn auf der Wurst nur eine Fleischart angegeben wird, die Putensalami aber in Wirklichkeit auch Schweinefleisch enthält. Alkoholfreies Bier darf nach Meinung der meisten Menschen gar keinen Alkohol enthalten, auch wenn lebensmittelrechtlich ein geringer Rest erlaubt ist. Und auch Ortsbezeichnungen nehmen die Verbraucher ernst. Oft zu Unrecht, denn bislang gibt es keine klaren Vorgaben für die Werbung mit dem Begriff „regional“. VZBV-Chef Gerd Billen hält das für falsch: „Regionalität darf nicht zum Marketingtrick verkommen“, kritisierte er am Donnerstag auf der Grünen Woche und forderte eine Definition per Gesetz.

Doch Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) geht einen anderen Weg. Nach dem vergangene Woche vorgestellten Tierschutzlabel nutzte sie die Ernährungsmesse am Donnerstag, um ein weiteres, neues Siegel vorzustellen: das „Regionalfenster“ für regionale Produkte. In dem neuen, blauen Fenster können Hersteller angeben, aus welcher Region ihr Produkt kommt. Das können ein Landkreis sein, ein Bundesland oder eine gewachsene Region wie Harz oder Eifel. Die Hauptzutat muss zu 100 Prozent aus der Region stammen. „Der Verbraucher muss sicher sein können, dass ein Produkt zu Recht mit seiner regionalen Herkunft wirbt“, betonte Aigner.

Die neue Kennzeichnung wird derzeit in 20 Testmärkten erprobt, in Berlin sind zwei Kaiser’s-Märkte mit der Marke „Von Hier“ dabei. Ab diesem Freitag verkaufen die Läden in der Clayallee (Zehlendorf) und in der Winsstraße (Prenzlauer Berg) erstmals Gemüse, Saft, Wurst, Brot und Milchprodukte mit dem neuen Regionalfenster. Bis April soll getestet werden, wie das bei den Verbrauchern ankommt.

Ob die Hersteller das Regionalfenster nutzen, ist ihnen jedoch freigestellt. Verbraucherschützer fordern eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung. Doch das, betont Aigner, sei nur auf EU-Ebene und nicht mit nationalen Alleingängen möglich. Billen sieht das anders: „Was drin ist, muss draufstehen. Und was draufsteht, muss auch drin sein“, meint der Verbraucherschützer.

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