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Produktwerbung: Otto wirbt per Mail um Quelle-Kunden

Über mehrere Firmen schreibt der Otto-Konzern offenbar an Internetadressen. Datenschützer kritisieren das als nicht zulässig.

Düsseldorf - Das Versandhaus Quelle gibt es bald nicht mehr, die Adressen der ehemaligen Besteller schon. Die Kundenkartei aus Fürth gehört zu den wenigen Perlen des traditionsreichen Unternehmens, die für die Konkurrenz interessant sind – etwa für den Otto-Konzern. Mit dem Markennamen des ehemaligen Wettbewerbers erwarben die Hamburger Anfang November auch das einmalige Recht, die Adressen von ehemaligen Quelle-Kunden anzuschreiben und mit eigenen Produkten zu umgarnen. Das bestätigte der Sprecher der Insolvenzverwaltung von Quelle dem Tagesspiegel. Bisher ging er davon aus, dass es sich dabei um herkömmliche Briefe handelt. Der Vorsitzende des Otto-Aufsichtsrates, Michael Otto, sprach nun in einem Interview mit dem „Spiegel“ von einer Mailaktion mit den Daten der Quelle-Kunden. Das würde dem Konzern wohl einen beträchtlichen Betrag an Portogebühren ersparen, ist aber Datenschützern zufolge nicht zulässig. „Die Mailadressen der Quelle-Kunden dürfen nicht weitergegeben werden“, sagte der Chef des für Quelle zuständigen Bayerischen Landesamtes für Datenschutzaufsicht, Günther Dorn, auf Nachfrage. Der Otto-Konzern wollte sich am Montag dazu nicht äußern.

Die angemieteten Daten dürften Dorn zufolge ausschließlich den Namen des Kunden, dessen Postadresse und ein kennzeichnendes Merkmal aus seinen bisherigen Bestellungen wie etwa „Weinliebhaber“ oder „interessiert an Fernreisen“ umfassen. Informationen wie Telefonnummer, Mailadresse, Kontoverbindung oder die gesamte Bestellhistorie seien nicht zulässig.

Nach Angaben der Insolvenzverwaltung bekam Otto die Daten nur unter der Auflage, dass eine auf Daten spezialisierte dritte Firma die Quelle-Kunden anschreibt. Erst wenn diese darauf reagieren und bei Otto bestellen, landen die Kundendaten in der Hamburger Kartei.

Darüber hinaus ist die von Otto angekündigte einmalige Nutzung der Daten mindestens zweideutig zu verstehen. Zwar darf jede Adresse nur einmal angeschrieben werden, allerdings nach Aussage von Michael Otto von jedem Unternehmen des Konzerns. Dazu zählen etwa die Versandhäuser Baur, Schwab, Heine, Sportscheck, Bonprix und Alba Moda. Tatsächlich werden Quelle-Kunden also mehr als ein Mal Post bekommen. dcl

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