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Wirtschaft: Promarkt geht für einen Euro an die Wegert-Brüder

Kingfisher verkauft seine Beteiligung an die früheren Eigentümer der Elektronikmarktkette und schießt noch Geld zu

Berlin (msh). Die hohe Verluste schreibende Elektronikkette Promarkt geht nach einem kurzen Zwischenspiel beim britischen KingfisherKonzern wieder in den Besitz der alten Eigentümer über. Für den symbolischen Preis von einem Euro wird die Promarkt-Gruppe an die früheren Besitzer Michael und Matthias Wegert verkauft, teilte Kingfisher am Freitag in London mit. Am Berliner Hauptsitz der bundesweit tätigen Promarkt-Gruppe war zunächst keine Stellungnahme zur weiteren Zukunft des Unternehmens zu erhalten.

Das Kingfisher-Management hatte sich bereits vor einem Jahr entschlossen, seine Elektroniksparte zu verkaufen, zu der neben Promarkt weitere Ketten in Großbritannien und Frankreich gehören. Kerngeschäft des britischen Einzelhandelskonzerns sind Baumärkte. Kingfisher war erst 1998 bei Promarkt eingestiegen und zieht sich nun aus dem nach eigenen Angaben „verlustreichen Geschäft“ in Deutschland wieder zurück.

Der Verkauf der jetzt vereinbarten Kingfisher Beteiligungs GmbH umfasse 92 Promarkt-Elektrogeschäfte in Deutschland und Österreich sowie 93 Fotogeschäfte (Foto-Radio Wegert), teilte Kingfisher mit. Hinzu kämen ein Foto-Entwicklungslabor und das Promarkt-Online-Geschäft. Die Promarkt- Gruppe beschäftigt den Angaben zufolge 3500 Mitarbeiter. Für das laufende Geschäftsjahr 2002/03, das am 31. Januar endet, werde ein Anstieg der Promarkt-Verluste auf rund 55 Millionen Euro erwartet. Im vergangenen Geschäftsjahr sei ein Minus von rund 43 Millionen Euro angefallen bei einem Umsatz von 949 Millionen Euro.

Kingfisher stellt nach eigenen Angaben eine Finanzspritze von 55 Millionen Euro sowie einen Kreditrahmen von 32,5 Millionen Euro bereit. Nach Angaben aus Finanzkreisen hatte Kingfisher sogar erwogen, die chronisch defizitäre Promarkt-Kette ganz zu schließen. Die jetzt erreichte Lösung dürfte für die Briten aber günstiger ausfallen. Kingfisher-Chef Francis Mackay erklärte, der Verkauf sichere die unmittelbare Zukunft von Promarkt und seiner Beschäftigten. Die Briten hatten die Promarkt-Gruppe auf dem umkämpften deutschen Einzelhandelsmarkt in mehreren Schritten zwischen 1998 und 2000 für insgesamt rund 169 Millionen Euro erworben.

Die Verkäufer waren damals die gleichen, die heute wieder die Verantwortung für die Gruppe übernehmen: Michael und Matthias Wegert. Keimzelle des Unternehmens war ein Fotolabor, das Firmengründer Egon Wegert 1930 in Berlin gründete. Nach Kriegsende baute er im Westteil der Stadt eine Kette mit Fachgeschäften für Fotobedarf auf. Die Söhne setzten die Expansion des Unternehmens fort und eröffneten 1988 den ersten Promarkt in Berlin. Dabei arbeiteten sie zunächst mit dem Handelskonzern Rewe zusammen, der für bestimmte Regionen Deutschlands die Namensrechte an Promarkt hält. Ende der Neunzigerjahre trennten sich die Wege von Rewe und Wegert, was dazu führte, dass es jetzt zwei Promarkt-Ketten gibt. Auch Rewe betreibt 62 Märkte unter diesem Namen, vor allem im Westen Deutschlands.

Eigentlich wollte Kingfisher mit Promarkt zu der sehr erfolgreichen Konkurrenz von Media-Markt/Saturn aufschließen, die zur Metro gehört und ein ähnliches Konzept verfolgt. Nach Ansicht von Branchenexperten verfügt Media-Markt/Saturn aber über die besseren Standorte in attraktiven Innenstadtlagen und das professionellere Management. Media-Markt/Saturn habe sich in den letzten Jahren ein sehr gutes Image aufgebaut. Saturn treffe mit der Kampagne „Geiz ist geil“ den Nerv der Kundschaft und könne sogar in der Flaute Marktanteile hinzugewinnen. Dem habe Promarkt trotz der Unterstützung von Kingfisher nichts entgegenzusetzen gehabt, hieß es in der Branche.

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