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Wirtschaft: ProSieben Sat1 steht nicht hoch im Kurs

Berlin (mot). Die Aktie der ProSiebenSat1Medien AG gerät in den Sog der Kirch-Krise.

Berlin (mot). Die Aktie der ProSiebenSat1Medien AG gerät in den Sog der Kirch-Krise. Der Kurs brach am Mittwoch um 20,50 Prozent auf 8,53 Euro ein, nachdem das Unternehmen mitgeteilt hatte, vorerst auf die Umwandlung seiner Vorzugs- in Stammaktien zu verzichten. Als Begründung nannte ProSiebenSat1 das Veto der neuen Geschäftsführer der insolventen Kirch-Media. Zusätzlichen Druck auf die Aktie übte der Rücktritt von Kirch-Vize Dieter Hahn als Aufsichtsratschef sowie drei weiterer Mitglieder des Gremiums aus.

Die Umwandlung in die für Anleger attraktiveren Stammaktien müsse verschoben werden, weil sonst die Interessen der Gläubigerbanken und der Investoren verletzt würden, hieß es. Erst wenn die Gesellschafterverhältnisse bei der Kirch-Media geklärt seien, könne der Schritt, der eigentlich am 9. Juli auf der Hauptversammlung beschlossen werden sollte, nachgeholt werden. Kirch-Media hatte als Kerngesellschaft des Kirch-Imperiums vor mehr als einem Monat Insolvenzantrag gestellt. Am Mittwoch wurde bekannt, dass bei dem insolventen Unternehmen Leo Kirch und Hahn nun doch keine millionenschweren Beraterverträge bekommen werden. Die beiden Manager hatten sich nicht auf ein Werbeverbot eingelassen, das ihnen verboten hätte, sich in absehbarer Zeit außerhalb der Kirch-Gruppe im Medienbereich zu betätigen.

Die Umwandlung der Vorzugs- in Stammaktien wird von Anlegern seit Jahren gefordert. Anders als bei den Vorzügen haben Stammaktionäre auf den Hauptversammlungen eines börsennotierten Unternehmens ein Stimmrecht. Sie können also über strategische Entscheidungen mitbestimmen, den Vorstand und Aufsichtsrat entlasten oder abwählen, und im Falle einer Insolvenz und Auflösung der AG haben sie Anspruch auf einen Anteil am Liquidationserlös. Da Stammaktien bei internationalen Investoren beliebter sind, wandeln immer mehr Unternehmen ihre Vorzüge um. Vorzugsaktionäre haben zwar kein Stimmrecht, dafür aber Anspruch auf eine Mindestdividende in genau bestimmter Höhe, die meist über der Dividende auf Stammaktien liegt.

Hintergrund bei ProSiebenSat1 sind die künftig unklaren Mehrheitsverhältnisse bei der Konzern-Mutter Kirch-Media. Während des laufenden Insolvenzverfahrens hätte die Umwandlung der Vorzugsaktien die Dominanz von Kirch–Media bei dem Fernsehsender weiter reduziert. Dies lag nicht im Interesse der Insolvenzverwalter, die dabei sind, die werthaltigen Teile des Kirch-Konglomerats - dazu zählt die Sendergruppe um Pro Sieben - zu sichern. So könnten künftige Investoren ein Interesse an einer Kontrollmehrheit bei ProSiebenSat1 haben. Sender-Chef Urs Rohner hatte immer wieder beteuert, der TV-Konzern sei von dem Insolvenzantrag der Kirch-Media nicht betroffen. Bereits zuvor hatten ProSiebenSat1 und Kirch-Media ihre geplante Fusion abgesagt und damit einen Kurssprung der Aktie ausgelöst.

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