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Wirtschaft: Proteine nach Maß für die Pharma-Riesen

BERLIN .Der Name "Alpha Bioverfahrenstechnik" ist kein Zufall.

BERLIN .Der Name "Alpha Bioverfahrenstechnik" ist kein Zufall.Nicht nur, daß Alpha der erste Buchstabe im griechischen Alphabet sei und "der Erste" bedeute.Der Name habe auch einen ganz praktischen Vorteil: "Im Telefonbuch oder in Messeverzeichnissen stehen wir ganz weit vorne", meint Mathias Schroedter, Mitgesellschafter und Geschäftführer."Wenn man eine Firma sucht, beginnt man meist beim Buchstaben A, bei M hat man dann schon keine Lust mehr."

Schroedter, 31 Jahre, ist mit Leib und Seele Unternehmer.Er sei schon mit der Mentalität groß geworden, nicht Angestellter zu sein, sagt er.Viele seiner Familienmitglieder seien Unternehmer, Risikofreude werde bei ihnen groß geschrieben.Schroedter ist gleichzeitig Biotechnologe.Ebenso stark wie die Risikoaversion vieler Akademiker beschäftigt ihn die Abneigung vieler gegenüber Gentechnik."Man kann furchtbare Sachen damit machen", räumt er ein und meint vor allem militärische Anwendungen."Aber man kann auch ganz wunderbare Sachen machen." So könne man bei erblichen Krankheiten besser die Ursachen bekämpfen.

Unternehmertum und Biotechnologie verband Schroedter bereits 1993 miteinander, als er noch an der TU Berlin promovierte.Im Auftrag einer Pharmafirma stellte er damals Antikörper her, zwei Kommilitonen und der Professor halfen dabei.Als die Geschäfte anliefen, gründeten sie die Bioverfahrenstechnik GbR.1996 kam dann der große Sprung: Sie wandelten das Unternehmen in eine GmbH um und zogen von Berlin nach Luckenwalde in den Biotechnologiepark.Von den vier Gesellschaftern ist nur noch Schroedter im Geschäft tätig, die anderen sehen ihre Beteiligung "wie ein Dauerlos der Goldenen Eins": Irgendwann kommt das große Geld.Auf das große Geld müssen Schroedter und seine Gesellschafter jedoch noch warten: 1997 verdoppelte sich zwar der Umsatz, er liegt allerdings gegenwärtig bei 400 000 DM.Der Unternehmer verbirgt seine Ungeduld nicht: Den Weg nach oben habe er sich schneller vorgestellt, sagt er.

Dabei hat er keinen Grund zur Klage.Gemeinsam mit drei festangestellten Mitarbeitern betreut er namenhafte Kunden wie Schering, Dr.Karl Thomae und Strathmann.Als Zulieferer für die pharmazeutischen Hersteller produzieren sie Rohstoffe, vor allem Proteine.Dabei fertigen sie ausschließlich im Auftrag von Pharmaunternehmen.Die haben das Know-How, wissen, was sie brauchen, und Schroedter und Co.haben die Prozeßtechnik."Echte Maßanfertigungen" seien ihre Antikörper und Hormone, wirbt der Unternehmer.Dafür hat er auch einiges investiert: Eine halbe Mill.DM floß bislang in den Gerätepark.Immerhin die Hälfte davon wurde subventioniert, denn durch den Umzug nach Luckenwalde erhielten sie GA-Mittel in Höhe von 40 Prozent und eine zehnprozentige Investitionszulage.

Noch hat das junge Unternehmen Kapazitäten übrig, die Auslastung liegt derzeit bei rund 60 Prozent.Das größte Problem für Newcomer in seiner Branche sei, sich bekannt zu machen und Vertrauen zu schaffen, sagt der Gründer.

Seit Mai dieses Jahres führt Alpha Bioverfahrenstechnik auch gentechnische Arbeiten der Sicherheitsstufe zwei durch.Das heißt im Fachjargon, die Prozeßentwicklung zur Herstellung von Gen-Fähren für die Einbringung von korrigierten DNA in defekte Organe.Alpha Bioverfahrenstechnik kann nach eigener Aussage als einziger Betrieb in Brandenburg solche Arbeiten durchführen.Bei ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen seien die Mitarbeiter jedoch keinen Gefahren ausgesetzt."Jede Technik hat ihre Gefahren, es bleibt immer ein Restrisiko", gesteht Schroedter zu.Schroedter bleibt als Unternehmer bodenständig.Er will kein "weltumspannendes Unternehmen" aufbauen.Die nötige Liquidität haben, um vernünftig leben zu können, und mehr Arbeitsplätze schaffen, insgesamt vielleicht zehn, das sind seine Pläne.

CATRIN BIALEK

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