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Prüfbericht: ProSiebenSat 1 räumt Schleichwerbung ein

Nach ersten Untersuchungen bei ProSiebenSat 1 macht der Konzern zwei Produktionsfirmen für Schleichwerbung im Sat 1-Frühstücksfernsehen verantwortlich. Inzwischen habe man die Zusammenarbeit aber beendet.

Hamburg/München - Knapp zwei Wochen nach ersten Meldungen über systematische Schleichwerbung bei Sat 1 hat der Mutterkonzern ProSiebenSat 1 bestätigt, dass es «unzulässige Platzierungen von Produkten in TV-Beiträgen gegeben hat». Das Unternehmen veröffentlichte am Montag erste Ergebnisse eines Prüfberichts, den der Vorstand in Auftrag gegeben hatte. Darin wird festgestellt, dass «der weitaus größte Teil der Beiträge des Frühstücksfernsehens und im Regionalfenster nicht zu beanstanden» sei. Allerdings habe es unzulässige Produktplatzierungen bei Zulieferungen der Produktionsfirmen Worldcom und Connect TV gegeben. Mit beiden Unternehmen arbeite man nicht mehr zusammen.

Die Geschäftsbeziehungen mit Worldcom habe das Management von Sat 1 bereits Ende 2004 beendet, hieß es weiter. «Jegliche Geschäftsverbindung zu Connect TV stellt Sat 1 ab sofort ein.» Die ProSiebenSat 1-Gruppe habe außerdem ein Bündel von Maßnahmen ergriffen, die solche Fälle in Zukunft verhindern sollen.

Der Vorstandsvorsitzende der ProSiebenSat 1 Media AG, Guillaume de Posch, kündigte an, das Unternehmen werde in seinen «Leitlinien zur Sicherung der journalistischen Unabhängigkeit der ProSiebenSat 1- Gruppe» noch deutlicher als bisher herausstellen, «dass wir uns zu einer klaren Trennung von redaktioneller Berichterstattung und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken bekennen». Er betonte, dass Roger Schawinski, der Sat 1 seit Dezember 2003 als Geschäftsführer leitet, «schon seit einiger Zeit gegen Product Placement vorgeht». De Posch: «Die ProSiebenSat 1-Gruppe wird das Ihrige dazu tun, Schleichwerbung vom Bildschirm zu verbannen.» Er forderte die Politik und die Europäische Kommission auf, hierzu «klare rechtliche Rahmenbedingungen» zu schaffen.

Die Prüfung wurde laut Mitteilung von einer unabhängigen Kommission aus Anwälten der Rechtsabteilung, interner Revision und externen Anwaltskanzleien mit Unterstützung der Geschäftsführung von Sat 1 vorgenommen. Die Kommission werde ihre Untersuchung fortsetzen.

In Medienberichten war seit Ende September von Schleichwerbung in größerem Stil bei Sat 1 die Rede gewesen. So seien seit fünf Jahren im Frühstücks-TV und im Vorabendprogramm («Live aus Berlin») Beiträge ausgestrahlt worden, für die vor allem Pharma- und Finanzkonzerne jeweils um die 20 000 Euro gezahlt hätten. Die für Sat.1 zuständige Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) in Ludwigshafen hat ein Verfahren eingeleitet. Sat 1 werde der LMK die Prüfergebnisse darlegen, hieß es am Montag. Personelle Konsequenzen werde es «aufgrund der derzeitigen Sachlage nicht geben». (tso/dpa)

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