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Wirtschaft: Putin droht Stahlkonzern Mechel

Moskau – Es waren noch einmal zwei Dutzend Worte, die die Aktien russischer Unternehmen am Freitag weltweit abstürzen ließen. Und Fonds, die in BRIC-Staaten investieren, gleich mit dazu.

Moskau – Es waren noch einmal zwei Dutzend Worte, die die Aktien russischer Unternehmen am Freitag weltweit abstürzen ließen. Und Fonds, die in BRIC-Staaten investieren, gleich mit dazu. Denn gesagt hatte sie Putin, der Mechel, einen der größten Metall- und Kohlekonzerne Russlands, Donnerstagabend bei einer Beratung der Metall-Branche frontal angegangen war: Mechel würde seine marktbeherrschende Stellung nutzen und Kokskohle in Russland zweimal so teuer wie im Ausland verkaufen. Dadurch seien dem Staat auch Steuern entgangen. Dem kranken Mechel-Mehrheitsaktionär Igor Sjusin riet Putin daher, „schnellstens zu genesen“. Andernfalls müsste er ihm „einen Doktor schicken, der mit all diesen Problemen aufräumt“.

Gemeint war, wie Experten vermuten, neben Kartellamt und Steuerbehörde auch der für Industrie zuständige Vizepremier Igor Setschin. Dieser war während Putins Präsidentschaft Vizechef der Kremladministration und gilt als Drahtzieher bei der Demontage von Chodorkowski und der Zerschlagung von dessen Vorzeige-Unternehmen Jukos. Das verleibte sich inzwischen der staatsnahe Ölkonzern Rosneft ein, dessen Aufsichtsratsvorsitzender Setschin ist. Mit Putin bereits seit gemeinsamen KGB-Tagen bekannt, ist Setschin jetzt Speerspitze der Ex-Tschekisten in Putins Petersburger Landsmannschaft. Diese haben den Sieg des eher liberalen Medwedew beim Gerangel um die Putin-Nachfolge noch nicht verwunden und sinnen auf Revanche. Mittel zum Zweck ist dabei auch die Kontrolle von Top-Unternehmen wie Mechel, das bei Edel- und Spezialstählen quasi das Monopol hat.

Daher schützt nicht einmal politisches Wohlverhalten vor feindlichen Übernahmen. Anders als Chodorkowski, der die Opposition finanzierte, gehört Mechel zu deren wichtigsten Sponsoren der Putin-Partei „Einiges Russland“. Mehrere Vorstände und Aufsichtsräte sollen sogar Mitglieder sein.

Die russischen Börsen reagierten am Freitag prompt auf die Drohungen. Gleich nach Eröffnung kam es dort zu Panikverkäufen. Elke Windisch

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