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Qualitätsoffensive: Bahn will sympathisch werden

Konzernchef Grube kündigt eine Qualitätsoffensive an, bei der sein Unternehmen endlich in den Service investieren will. Für die Geschädigten defekter Klimaanlagen wurden bereits 374.000 Euro ausgezahlt.

Berlin - Bei der Deutschen Bahn laufen die Geschäfte wieder besser. Die Kunden können nun hoffen, dass ein Teil des Gewinns dafür eingesetzt wird, endlich auch den Service des Unternehmens zu verbessern. „Die Ausfälle von Klimaanlagen in unseren Zügen während der Hitzewelle waren ein herber Rückschlag in unserem Bemühen, die Bahn zu einem sympathischeren Unternehmen zu machen“, sagte der Bahn-Chef am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz des Unternehmens. Nach dem Chaos im Winter und angesichts des jetzigen Desasters mit den Klimaanlagen kündigte Grube eine Qualitätsoffensive an. Für die entsprechenden Maßnahmen werde die Bahn auch Geld in die Hand nehmen, sagte Grube. Immerhin ist es der Bahn im ersten Halbjahr wegen der anziehenden Konjunktur gelungen, Umsatz und Ergebnis wieder deutlich zu steigern.

Um Reisende künftig besser über Abweichungen im Zugverkehr informieren zu können, würden derzeit 1700 Bahnhöfe in Deutschland mit dynamischen Schriftanzeigen ausgestattet, berichtete Grube. Dazu stehen finanzielle Mittel aus dem Konjunkturprogramm des Bundes zur Verfügung. Weitere 21 Millionen Euro will die Bahn investieren, um an allen Bahnhöfen eine einheitliche und durchgängige Information für die Reisenden gewährleisten zu können. Was die Bahn sonst noch unternehmen will, um die Qualität ihrer Leistungen zu verbessern, darüber will der Vorstand im September informieren.

Die vielen Pannen kosten die Bahn jedenfalls viel Geld. So hat das Unternehmen nach den jüngsten Ausfällen der Klimaanlagen bereits in 5627 Fällen eine Entschädigung ausgezahlt, insgesamt seien es bis jetzt 374 000 Euro gewesen, sagte Grube. Zehn bis 14 Tagen dauere es von der Antragstellung bis zur Auszahlung. Die Bahn gehe dabei kulant und unkompliziert vor, versprach Grube. Mit welchen Ausgaben rund um die ausgefallenen Klimaanlagen insgesamt zu rechnen sei, dazu könne er derzeit noch keine Angaben machen. Die Schwierigkeiten im Winter, als sich durch extreme Kälte ICE-Züge vielfach verspäteten oder ganz ausfielen, kosteten die Bahn nach Angaben des Bahn-Chefs 70 Millionen Euro.

Profitieren konnte die Bahn dagegen von den Luftraumsperrungen wegen der Aschewolke aus Island, weil zahlreiche Fluggäste auf die Bahn umstiegen. In der Zeit seien die Passagierzahlen in den Zügen um 30 Prozent gestiegen. Auch der Schienengüterverkehr, der im vergangenen Jahr massiv unter der schwachen Konjunktur gelitten hatte, legte wieder zu. Am stärksten wuchs jedoch der Umsatz in der Logistik. In der See- und Luftfracht könne schon im kommenden Jahr das Niveau von 2008 wieder erreicht werden, sagte Grube.

Von Januar bis Ende Juni, also noch vor der Hitzewelle, stieg der Umsatz um 12,8 Prozent auf 16,1 Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis im Gesamtkonzern kletterte um 26 Prozent auf 846 Millionen Euro. Den größten Beitrag leistete wie immer der Regionalverkehr der Bahn, auch wenn das Ergebnis hier durch das Defizit bei der Berliner S-Bahn (siehe Seite 10) belastet wurde. Finanzchef Richard Lutz hob seine Umsatzprognose für den Konzern im Gesamtjahr auf 32 Milliarden Euro an, ein Plus von zehn Prozent gegenüber 2009. Auch das Vorjahresergebnis von 1,69 Milliarden Euro wolle der Konzern übertreffen, sagte Lutz, ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Konzernchef Grube gab zu, die Bahn habe im Fernverkehr zu wenig Reserven bei den Zügen. Aktuell verhandelt die Bahn mit Siemens über den Kauf neuer ICx-Züge. Sollte man keine Einigung erzielen, werde man den Auftrag neu ausschreiben, sagte Grube. Offen ließ er, ob die Bahn zum Jahreswechsel die Preise anheben wird. Die Entscheidung werde im September getroffen, sagte Grube.

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