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Baustelle Bilfinger. Auch in Berlin ist der Bau- und Ingenieurdienstleister aktiv – zum Beispiel beim Bau der U-Bahnlinie U5.

© picture alliance / dpa

Quartalsbilanz: Bilfinger ohne Energie

Am Freitag räumte Ex-Bilfinger-Chef Roland Koch sein Büro. Seine Bilanz: Der Bau-Dienstleister verdient weniger.

Den Zwischenbericht hat Roland Koch noch unterschrieben. Am Freitag hat er sein Büro in der Zentrale bei Bilfinger geräumt, das Amt des Vorstandschefs niedergelegt und den Stab wieder an seinen Vorgänger Herbert Bodner übergeben. Trotzdem war es Finanz-Vorstand Joachim Müller, der am Montag die erwarteten schwachen Halbjahreszahlen erläuterte. Er räumte ein, dass das erste Halbjahr enttäuschend gewesen und hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei. Aufwärtsgehen dürfte es auch im zweiten Halbjahr kaum. Der Nettogewinn werde wie schon im ersten Halbjahr im Gesamtjahr 2014 um etwa 20 Prozent gegenüber 2013 einbrechen, räumte Müller ein.

Das Budget für Übernahmen soll überprüft werden

Er betonte aber auch, dass das laufende Sparprogramm im zweiten Halbjahr 50 Millionen Euro einspielen und das Ergebnis stützen werde. Im Geschäftsfeld Power wird Bilfinger 300 Stellen streichen, weitere kurzfristige Sparbemühungen würden eingeleitet. Bilfinger hatte 2013 weltweit 1250 Stellen in der Verwaltung gestrichen. Ende Juni wurden insgesamt 70 000 Mitarbeiter beschäftigt. Allerdings könnte die Zahl wegen Zukäufen steigen. Sie sollen, so Müller, fortgesetzt werden, etwa für die Wartung von Schiefergasanlagen in den USA. Auch die zuletzt kriselnde Energiesparte müsse durch Akquisitionen außerhalb Europas gestärkt werden. Das für Übernahmen verfügbare Finanzvolumen von zuletzt rund 650 Millionen Euro müsse allerdings zunächst überprüft werden, ergänzte Müller.

Die Börse reagierte freundlich auf die Zwischenbilanz: Die Bilfinger-Aktie gewann zeitweise mehr als sechs Prozent. Analysten hatten noch schlechtere Zahlen erwartet. Das Papier war allerdings seit Jahresbeginn um mehr als 40 Prozent eingebrochen.

Müller: Energieversorger reduzieren ihre Investitionen

Für das schwache Geschäft macht Müller vor allem das schwierige Umfeld im Energiemarkt und im europäischen Öl- und Gassektor verantwortlich. Energieversorger in Europa reduzierten ihre Investitionspläne erheblich, in Deutschland seien Kraftwerksprojekte auch wegen der stockenden Energiewende zurückgestellt worden. Dagegen lief es im Bau- und Gebäude-Dienstleistungsgeschäft vergleichsweise gut. Die Leistung war zwar in den ersten sechs Monaten mit 3,63 Milliarden Euro stabil, aber der Auftragseingang schrumpfte um sechs Prozent auf 3,52 Milliarden, der Auftragsbestand um zwei Prozent auf 6,4 Milliarden Euro. In Südafrika hatte Bilfinger den erhofften Zuschlag für ein wichtiges Kraftwerksprojekt doch nicht erhalten. Unter dem Strich brach das Betriebsergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2013 um fast 50 Prozent auf nur noch 80 Millionen Euro ein, der Nettogewinn lag mit 55 Millionen Euro um knapp 20 Prozent niedriger.

Das Geschäft bleibt schwierig

Auch im zweiten Halbjahr bleibt das Geschäft schwierig, obwohl die Bauindustrie insgesamt eigentlich von den niedrigen Zinsen profitiert und mit einem nominalen Umsatzplus von 4,5 Prozent in diesem Jahr rechnet. Bei Bilfinger schlägt nach Angaben von Müller allerdings die schwierige Lage auf dem Energiemarkt durch. Folglich rechnet er im laufenden Jahr nur noch mit einem Betriebsergebnis zwischen 340 und 360 Millionen Euro – nach 419 Millionen im Vorjahr. Netto soll der Gewinn nach 255 Millionen im Vorjahr nur noch zwischen 205 und maximal 220 Millionen Euro betragen.

Analysten wie Christoph Schöndube von Independent Research sind skeptisch. Er begrüßt zwar den Wechsel an der Spitze, traut dem Unternehmen aber angesichts der schwierigen Lage im Energiebereich keine schnelle Überwindung der Krise zu. Schöndube rät zum Verkauf der Aktie. Kursziel 50 Euro (aktuell: 55 Euro).

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