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Quartalszahlen: Chrysler drückt Daimler-Gewinn

Daimler-Chrysler hat seinen Gewinn um 73 Prozent steigern können und sieht voller Optimismus in eine Zukunft ohne Chrysler. Die US-Sparte häufte alleine im ersten Quartal einen Verlust von 1,5 Milliarden Euro an.

Stuttgart - Dank Beteiligungsverkäufen und besseren Ergebnissen bei Mercedes konnte Daimler-Chrysler das operative Ergebnis kräftig steigern. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg um 73 Prozent auf 2,04 Milliarden Euro. Die US-Tochter Chrysler verbuchte dagegen ein Minus von knapp 1,5 Milliarden Euro. Eine konkrete Prognose für das Jahresergebnis nach dem Verkauf von Chrysler machte der Stuttgarter Konzern aber nicht. Die Börse zeigte sich dennoch zufrieden und reagierte am Mittag mit einem kräftigen Plus von 3,6 Prozent auf 63,92 Euro je Aktie.

In den alten Konzernstrukturen würde das Ebit im Gesamtjahr 2007 kräftig um 1,5 Milliarden Euro auf 7,0 Milliarden Euro klettern, prognostizierte Daimler-Chrysler. Wie sich der Verkauf von Chrysler aber konkret auf das Konzernergebnis der neuen Daimler AG, die im Herbst gebildet werden soll, auswirken wird, wurde nicht mitgeteilt. Am Montag hatte es geheißen, es würden sich beim Net Profit Belastungen "in einer Bandbreite von drei bis vier Milliarden Euro" ergeben. Im ersten Quartal verbesserte sich das Konzernergebnis noch deutlich auf 1,972 Milliarden Euro von 781 Millionen im Vorjahr.

Am Montag hatte Daimler-Chrysler-Chef Dieter Zetsche das Scheitern der neunjährigen deutsch-amerikanischen Autoehe verkündet. Der amerikanische Finanzinvestor Cerberus wird 80,1 Prozent von Chrysler für 5,5 Milliarden Euro übernehmen. Daimler bleibt mit 19,9 Prozent an dem US-Autobauer beteiligt, der 1998 mit der damaligen Daimler-Benz AG fusioniert hatte. Weil Chrysler im vergangenen Jahr rund eine Milliarde Euro Verlust machte, begann Zetsche nach einem Käufer zu suchen. Im Herbst soll die Transaktion vollzogen werden, aus der eine neue Daimler AG mit der Mercedes Car Group, dem Lastwagen-, Bus- und Transportergeschäft sowie den Finanzdienstleistungen hervorgehen soll.

Chrysler mit operativem Verlust von 1,5 Milliarden

Chrysler steckte im ersten Quartal erwartungsgemäß tief in den roten Zahlen. Von dem operativen Verlust von knapp 1,5 Milliarden Euro entfielen 914 Millionen Euro auf den Sanierungsplan. Dagegen glänzte die Mercedes Car Group, die im Vergleichsquartal 2006 wegen der Smart-Sanierung noch tief in den roten Zahlen steckte. Nach einem Gewinn von 735 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum lag das Ebit nun bei 792 Millionen Euro. Die Veräußerung der EADS-Aktienpakete führte zu Erträgen von 1,56 Milliarden Euro, denen ein anteiliger Aufwand von 114 Millionen Euro am Restrukturierungsprogramm der angeschlagenen EADS gegenüberstand.

Zetsche schrieb an die Chrysler-Mitarbeiter, dass ihm der Verkauf nicht leicht gefallen sei. Diese Entscheidung sei eine der schwierigsten in seiner Manager-Karriere gewesen, hieß es in einer E-Mail. Er habe persönlich viel in Chrysler und Daimler investiert und sich zu beiden Firmen bekannt, betonte Zetsche.

Schlechte Stimmung in Detroit

Die künftige Zusammenarbeit zwischen Daimler und Chrysler soll von einem "Joint Automotive Council" koordiniert werden. Die beiden Unternehmen wollen laut Zetsche unter anderem bei Antrieben, im Einkauf sowie im Vertrieb zusammenarbeiten. In der US-Autostadt Detroit zeigten sich die Chrysler-Mitarbeiter besorgt über ihre Zukunft, berichtete die "Detroit News". Die Stimmung dort sei schlecht, weil man dort trotz gegenteiliger Beteuerungen eine spätere Zerschlagung von Chrysler nicht ausschließen könne, war aus Detroit zu erfahren.

Der Absatz von Daimler-Chrysler sank in den ersten drei Monaten um fünf Prozent auf 1,098 Millionen Autos. Für das Gesamtjahr werde allerdings ein Absatz leicht über dem Vorjahreswert (4,7 Mio Fahrzeuge) erwartet. Der Umsatz (1. Quartal: 35,36 Mrd Euro) solle im Gesamtjahr in der Größenordnung des Vorjahres (152,8 Mrd Euro) liegen. Rechnet man den Chrysler-Umsatz von 2006 (54,5 Mrd Euro) heraus, wird die neue Daimler AG mit Erlösen unter 100 Milliarden Euro nicht mehr der größte deutsche Industriekonzern sein. VW kam 2006 auf 105 Milliarden Euro Umsatz. (tso/dpa)

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